Testspiel-Randale

Causa Nürnberg: Zwei weitere Rapid-Fans verurteilt

Sport
15.09.2014 17:07
Im Prozess um die Ausschreitungen nach einem Freundschaftsspiel zwischen Rapid und dem 1. FC Nürnberg vom 7. September 2013 sind am Montag im Wiener Straflandesgericht zwei weitere Rapid-Fans verurteilt worden. Ein 21-Jähriger wurde wegen Körperverletzung und Landfriedensbruchs zu vier Monaten bedingt verurteilt, ein 43-jähriger Familienvater fasste wegen Landfriedensbruchs fünf Monate bedingt aus. Zuvor hatte Andy Marek als Zeuge die Polizei scharf kritisiert.

Der Ältere bekam zusätzlich eine unbedingte Geldstrafe von 4.800 Euro aufgebrummt. Der 43-Jährige weist zwei einschlägige Vorstrafen auf. Über beide Rapid-Anhänger wurde außerdem für die Dauer von sechs Monaten ein österreichweites Stadionverbot verhängt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Zehn Personen verletzt
Nach dem Freundschaftsspiel war es im Hanappi-Stadion laut Anklage zu einer Zusammenrottung einer größeren Menschenmenge gekommen, die darauf abzielte, Polizisten und Sicherheitskräfte am Körper zu verletzen bzw. Sachbeschädigungen zu begehen. In drei Phasen, die sich über mehrere Stunden erstreckten, wurden Beamte und Ordner unter anderem mit Heurigenbänken und -tischen sowie Glasflaschen beworfen. Mindestens zehn Personen erlitten dabei Verletzungen, zudem wurden mehrere Polizeiautos beschädigt.

Ende Juli wurde gegen 29 Rapid-Fans das Schöffenverfahren eröffnet. Zwei von ihnen bekannten sich schuldig - sie wurden bereits am ersten Verhandlungstag zu je drei Monaten bedingt verurteilt. Bei zwei Angeklagten ließ sich kein schuldhaftes Verhalten nachweisen, sie wurden Ende Juli freigesprochen. Der Prozess gegen die verbleibenden 23 Angeklagten wird am Dienstag, fortgesetzt. Die Verhandlung ist bis Ende September ausgeschrieben.

Marek kritisiert Polizei
Am Montag hatte der seit 23 Jahren bei Rapid als Fan- und Sicherheitsverantwortlicher beschäftigte Andreas Marek als Zeuge die Polizei kritisiert. Diese habe mit massiver Präsenz und teilweise nicht nachvollziehbarem Vorgehen den Unmut der Fangruppen auf sich gezogen.

"Fans wollten sich verbrüdern"
Marek wies in seiner Befragung darauf hin, das Match gegen Nürnberg sei als "Fußballfest" zweier eng befreundeter Mannschaften und ihrer dazugehörigen Fangruppen geplant gewesen. Für ihn sei es daher unverständlich gewesen, weshalb schon vor dem Anpfiff ein Großaufgebot der Exekutive präsent war. Bei einer vorangegangenen Sicherheitsbesprechung sei seitens der Polizei noch das Gegenteil signalisiert worden: "Das Stadion war ja nur zu einem Viertel gefüllt. Und das nur mit Fans, die sich verbrüdern wollten."

Schon am Hütteldorfer Bahnhof, wo ein Sonderzug mit Nürnberg-Fans eintraf, habe eine "Armee" gewartet, sagte Marek: "Ich hab' nicht gewusst, ob ich im richtigen Film bin. Wenn es um Verbrüderung geht, brauch' ich kein Blaulicht, keinen Schlagstock." Nach dem Ende des Spiels habe die Polizei erste Festnahmen vorgenommen und die Betroffenen "vor vielen Hundert Leuten abgeführt", ohne sich dabei der anwesenden szenekundigen Beamten zu bedienen. Das habe Unmut erzeugt. Dann sei per Funkspruch eine Stadionsperre veranlasst worden, "obwohl der Veranstalter ja Rapid und nicht die Polizei war". Dabei sei es üblich, dass das Tor zum Kammerl der "Ultras"-Fans noch Stunden nach dem Match offen sei.

Obwohl das Stadion laut Marek binnen zwei Minuten leer war, sei die Polizei im Aula-Bereich aufmarschiert. Schließlich rückte die WEGA an und nahm mit einem sogenannten Greiftrupp einen Mann fest, dem angelastet wurde, das Kennzeichen eines Polizeiautos gestohlen zu haben und Fahrzeuge beschädigt zu haben. "Die Verhältnismäßigkeit war da null. Wenn ich zu ihm hingegangen wäre, hätte ich das Taferl bekommen", befand Marek.

Schlechtes Ordnersystem
Der Rapid-Angestellte übte allerdings auch Selbstkritik. Im österreichischen Fußball gebe es "das schlechteste Ordnersystem überhaupt. Es ist immer die Chance da, dass etwas passiert. Viele Leute, die da arbeiten, haben keine Ahnung, wie man mit Leuten umgeht".

Möglicherweise hat das auch mit Sprachbarrieren zu tun. Wie der laufende Prozess zeigt, dürfte die Firma, die beim gegenständlichen Match für Rapid den Ordnerdienst abwickelte, etliche kaum Deutsch sprechende Mitarbeiter beschäftigen. Die Ordner, die am Montag als Zeugen vernommen wurden, kamen teilweise aus Ungarn und bedurften eines Dolmetschers. Ein anderer Zeuge stammt aus Albanien.

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(Bild: KMM)



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