Sonnige Stelle

Sonde soll auf “Kopf” des Kometen “Tschuri” landen

Wissenschaft
15.09.2014 11:39
Mitte November soll mit der Landeeinheit "Philae" zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt eine Sonde auf einem Kometen aufsetzen. Mithilfe von Bildern, die die ESA-Sonde "Rosetta" seit Anfang August vom Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko (kurz "Tschuri" oder 67P) macht und zur Erde funkt, haben Experten jetzt einen Landeplatz auf dessen "Kopf" ausgewählt.

Wenn "Philae" voraussichtlich am 11. November auf "Tschuri" aufsetzen wird, erwartet ihn ein Landeplatz mit einer abwechslungsreichen, aber nicht zu sehr zerklüfteten Landschaft mit einer guten Beleuchtung durch die Sonne und kaum steilen Hängen. Das Rennen machte letztendlich ein Platz mitten auf dem "Kopf" des zweiteiligen Kometen, dessen Form an eine Gummiente erinnert. Nach sorgfältiger Auswertung aller verfügbaren Daten entschied sich das Landerteam unter der Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter den fünf möglichen Kandidaten für den Landeplatz J (siehe Bilder 1 und 2).

Sonnigen, flachen Standort ausgewählt
"Wie wir auf aktuellen Nahaufnahmen sehen, ist der Komet Tschurjumow-Gerasimenko eine schöne und zugleich sehr extreme Welt - er ist wissenschaftlich spannend, hat aber eine Form, die für die Landung eine große Herausforderung darstellt", sagt der österreichische DLR-Wissenschaftler Stephan Ulamec, der Projektleiter für den Lander "Philae". "Keiner unserer fünf Kandidaten hat daher zu 100 Prozent alle Kriterien erfüllt, aber Landplatz J ist eindeutig die beste Lösung."

Rund sieben Stunden wird es dauern, bis der würfelförmige "Philae" nach der Trennung von "Rosetta" auf der Oberfläche von 67P aufsetzen und somit zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt überhaupt ein Landegerät auf einer Kometenoberfläche stehen wird. Durchschnittlich sieben Sonnenstunden pro Kometentag sollen dafür sorgen, dass sich die Batterien des 100 Kilogramm schweren Landers immer wieder aufladen - deshalb legte das Team großen Wert darauf, dass "Philae" an einem sonnigen Standort landet. Wissenschaftlich interessant ist die Region vor allem durch die Aktivitäten des Kometen auf seinem Weg in Richtung Sonne: In der Nähe der Landestelle J befinden sich Vertiefungen, die bereits jetzt aktiv sein könnten.

Ersatzlandeplatz auf "Körper" des Kometen
In den nächsten Wochen wird der Landeplatz nun aus größerer Nähe untersucht und immer exaktere Flugbahnberechnungen für Orbiter "Rosetta" und Lander "Philae" erstellt. Sollte sich dabei zum Beispiel herausstellen, dass das Gelände innerhalb der Region J deutlich zerklüfteter ist als erwartet oder extremes Ausgasen des Kometen an diesem Ort eine Landung gefährden, hat sich das Landerteam für Landestelle C (Bild 3) als zweite Wahl entschieden. Auch dieser Landeplatz, der sich auf dem größeren Teil (dem "Körper" des Kometen) befindet, liegt in relativ flachem Terrain und hat ausreichend Sonnenlicht.

Die übrigen Landeplätze I, B und A, die in der engeren Auswahl waren (siehe Infobox), fielen bei der Entscheidung heraus, weil sich bei den detaillierten Analysen herausgestellt hatte, dass sie einige der Kriterien nicht ausreichend erfüllten. So wurden etwa auf den Nahaufnahmen aus rund 30 Kilometern Entfernung deutlich, dass Landeplatz B im Inneren einer kraterähnlichen Struktur mehr größere Brocken liegen als zunächst angenommen.

Lander "Philae" wird mit Harpune fixiert
Wenn "Philae" auf dem Kometen landet, ist dieser noch rund 450 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Weil seine Anziehungskraft gering ist, soll der Lander beim Aufsetzen mit einer Art Harpune auf seiner Oberfläche verankert werden. Danach begleiten "Rosetta" und das Minilabor "Philae" 67P/Tschurjumow-Gerasimenko auf seinem Weg ins innere Sonnensystem. Gemeinsam werden sie im August 2015 den sonnennächsten Punkt erreichen und sich bis auf 195 Millionen Kilometer unserem Zentralgestirn nähern.

"Philae" wird dann vermutlich den Wärmetod erleiden, die um den Kometen kreisende "Rosetta"-Sonde, die vom Europäischen Satellitenkontrollzentrum der ESA in Darmstadt aus kontrolliert wird und "Tschuri" in rund 100 Kilometern Entfernung umkreist, könnte die Sonnenpassage noch Monate überleben. Schätzungen zufolge könnte ihr Treibstoff bis Juli 2016 reichen.

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