Gereifter Legionär

Arnautovic: “Habe gelernt, nicht durchzudrehen”

Sport
04.09.2014 11:50
Marko Arnautovic ist älter geworden. 35 Länderspiele hat der Wiener mittlerweile auf dem Buckel. Seine wilden Jahre glaubt er hinter sich. Mit einer starken Saison bei Stoke City hat sich der 25-Jährige wieder auf dem Fußballplatz ins Rampenlicht gespielt. Nun will sich Arnautovic mit dem ÖFB-Team erstmals für eine EM qualifizieren. Der Exzentriker im Interview.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die anstehende EM-Qualifikation?
Marko Arnautovic: Wir waren in den letzten Qualifikationen nicht weit entfernt. Aber es ist viel zu früh, dass man irgendetwas behauptet. Wir haben am Montag das erste Spiel gegen Schweden. Nach dem Spiel kann man vielleicht darüber reden. Vorher kann man noch nicht urteilen, was passieren wird in dieser Gruppe.

Ist Schweden bereits eine Art Gradmesser, in welche Richtung es geht?
Arnautovic: Wenn wir das Spiel für uns entscheiden, wird wieder jeder sagen, wir gehen zur EURO. Wenn wir es nicht für uns entscheiden, dann wird jeder sagen, wir gehen nicht zur EURO. Das ist Schwachsinn. Wir sollten jetzt nicht darüber urteilen. Wir probieren, so hart wie möglich zu arbeiten, damit wir das Spiel gut absolvieren können.

Bei Schweden konzentriert sich alles auf Zlatan Ibrahimovic. Wie bewerten Sie das?
Arnautovic: Er hat sicher eine große Auswirkung. Ich denke, zu 50 Prozent lebt Schweden von ihm, vielleicht noch mehr. Aber die ganze Mannschaft von denen ist gut. Wir müssen uns auf die ganze Mannschaft einstellen. Das ist nicht nur Zlatan. Wir haben in zwei Spielen gesehen, dass wir gegen sie bestehen können. Von vier Halbzeiten haben wir drei überragend gespielt. Nur die eine haben wir verpasst.

Wenn Schweden zu 50 Prozent von Ibrahimovic lebt, zu wie viel Prozent lebt Österreich dann von Marko Arnautovic?
Arnautovic: (lacht)Bei uns gibt es genug Spieler, die einiges drauf haben. Ich will auch gar nicht, dass das so beurteilt wird. Wir haben Topspieler in der Mannschaft, und wir sind eine Mannschaft. Bei uns zählen nicht nur ein, zwei, drei Spieler, sondern es zählt die ganze Mannschaft.

Wenn Sie fünf Jahre zurückdenken, da waren Sie bei Inter Mailand. Was ist das Wichtigste, das Sie seither dazugelernt haben?
Arnautovic: Bei Inter habe ich gelernt, auch wenn ich nicht gespielt habe, dass ich ruhig bleiben muss, dass ich nicht durchdrehe. Das war im zweiten halben Jahr. Im ersten halben Jahr war ich ein bisschen wild. Wir haben mit dieser Mannschaft das Triple erreicht, auch wenn ich nicht so viel dazu beigetragen habe. Aber ich habe das miterlebt, das ist auch eine Erfahrung. Dann war ich in Deutschland, wieder eine Erfahrung. Jetzt bin ich in einem Alter, in dem ich weiß, wo es langgeht.

Was ist seither genau in Ihnen vorgegangen? Wie können Sie diese Weiterentwicklung beschreiben?
Arnautovic: Ich bin ruhiger, ich bin geduldiger. Ich gehe nicht mehr so viel auf Dinge ein, bei denen ich früher explodiert bin. Man muss auch eine gewisse Verantwortung übernehmen. Ich habe jetzt ein Kind und kann mich nicht mehr so benehmen, wie ich mich vielleicht mit 18 oder 19 benommen habe. Das geht einfach nicht, das ist auch nicht der Fall. Ich bin froh, dass es so läuft, dass es gut läuft. Ich bin froh, dass ich jetzt so bin. Das ist ganz angenehm.

Wie gut und wie wohl fühlen Sie sich bei Stoke? Sie sind erst 25. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass noch einmal ein größerer Klub anklopft.
Arnautovic: Es hat schon Ende der Saison immer wieder Gerüchte gegeben. Das war immer so ein Hin und Her. Das Ding ist: Ich war ein Jahr bei Stoke, habe dort eine gute Saison absolviert. Jetzt will ich noch eine Saison gut spielen. Solange ich bei Stoke bin, werde ich Vollgas geben. Ob ich dann nach dieser Saison weg bin oder nach der dritten oder nach der vierten, das weiß niemand, das weiß nur Gott.

Aber Sie haben noch das Ziel, in der Premier League, oder auch woanders, zu einem größeren Club zu wechseln?
Arnautovic: Das ist ja keine Frage, das ist doch normal. Wenn Karl Lagerfeld zu Ihnen sagt, arbeiten Sie für mich, dann würden Sie das doch auch machen, oder? Natürlich will man ganz hoch hinaufkommen in der Premier League. Stoke ist ein gestandener Club, aber ich will noch höher hinaufkommen. Dafür gebe ich alles, aber das ist nichts Neues.

Ein Erfolg mit dem Nationalteam wäre dafür wahrscheinlich auch förderlich.
Arnautovic: Es ist immer ganz lustig, wenn man wieder zum Nationalteam kommt und mit allen Spaß haben kann. Am Ende des Tages müssen wir aber die Quittung abgeben und Leistung abrufen. Das ist das Wichtigste, das wir im Nationalteam tun müssen.

Gehen Sie davon aus, Ihren Fixplatz zu haben? Oder spüren auch Sie einen gestiegenen Konkurrenzkampf im ÖFB-Team?
Arnautovic: Jedes Mal, wenn ich komme, gebe ich im Training alles, damit mich der Trainer aufstellt. Natürlich gibt es auf meiner Seite auch Spieler, die spielen wollen, die auch Gas geben. Man muss einfach alles geben im Training, damit der Trainer nicht an dir vorbeischauen kann.

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(Bild: KMM)



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