Doch dies ist keine Geschichte über einen, der in Sandalen im Wald schläft. Vielmehr ist es eine Suche nach Antworten. Was, wenn das System, wie wir es kennen, zusammenbricht? Wenn wir uns - warum auch immer - plötzlich auf 1.500 Metern Seehöhe in einer völlig unbekannten Umgebung wiederfinden? Ohne Handy, ohne App, Lunch-Paket und ohne teure Daunenjacke, die uns warm hält. Reduziert auf ein Minimum, planlos durch die Wildnis streifend.
Können wir überleben? Und wenn ja, wie lange? Auch Mollay kann darauf keine eindeutige Antwort geben, aber er zeigt, wie es funktionieren könnte. Bei seinen Survivaltraining geht es um Grenzerfahrungen, den Bezug zur Natur - und um eine gesunde Portion Spaß. Wir starten den Selbstversuch, also ab in die Bucklige Welt ins kleine Überlebenscamp für Anfänger.
"Man muss Prioritäten setzen"
Der Experte predigt die Dreierregel: Drei Minuten ohne Sauerstoff, drei Stunden ohne Wärme, drei Tage ohne Wasser, drei Wochen ohne Essen. Funktioniert etwa wie folgt: "Ich brauche mir nicht den Kopf zu zerbrechen, wo ich mir einen Schluck Wasser besorge, wenn ich schon vorher erfroren bin. Oder: Was interessiert mich Wasser, wenn ich vorher ersticke. Man muss Prioritäten setzen", erklärt Mollay, während er prüfend seine Blicke auf eine Brennnessel richtet. Das Kraut gilt nämlich als ein ultimativer Lebensretter in der Wildnis - hoher Eiweiß-Gehalt, viele Mineralstoffe.
Unser Lehrer ist insgesamt mehr Sammler denn Jäger: "Die Rechnung ist: Wie viele Kalorien verbrauche ich, um eine Falle zu bauen oder einem Tier nachzujagen? Zahlt sich der Aufwand aus?" Denn die Natur hat den Tisch ohnehin reich gedeckt - auch ohne Halali. Beeren, Pilze, Wurzeln, Blätter. Da draußen muss niemand verhungern, wenn man weiß, wonach man sucht. Es lohnt sich Essbares von Ungenießbarem unterscheiden zu lernen.
Zeltbau aus Zweigen
Die Schatten werden länger, das Voralpenland füllt sich langsam mit schwarzer Luft. Wir bereiten uns auf eine laue, aber vor allem trockene Sommernacht vor. Mit einer gemeinen Plastikplane lässt sich wie aus dem Nichts ein Zelt bauen, es bedarf nur einiger Handgriffe. Wir wollen es aber genauer wissen, wer hat schon im Fall der Fälle eine Plastikplane mit.
Fachmännisch gibt Mollay Anweisungen für den Bettenbau der etwas anderen Art. Wir karren dutzendweise belaubte Äste herbei, lehnen sie im richtigen Winkel an den Stamm einer Weide. Da drinnen soll jemand schlafen? "Ganz genau", erklärt der Trainer. Sprachs und steckte sich einen Weidenzweig in den Mund. "Das ist die einzige Zahnbürste, die ich besitze", so der 38-Jährige. Mit dem abgerissenen Zweig fährt er sich quer über sein Gebiss: "Die Öle reinigen und wirken zudem desinfizierend." Das trifft sich gut, wir haben eine Leichtverletzte!
Schürfwunde mit Blatt versorgt
Für Camilla ist der Ausflug in die Wildnis ein echtes Abenteuer. Dabei schürft sich die Zehnjährige aber auch den Oberschenkel auf. Unser Überlebenstrainer reißt ein Blatt ab und legt es auf die Wunde. "Operation" gelungen. Camilla begleitete uns in die Wildnis - immerhin sollte es doch kinderleicht sein, ein Feuer zu entfachen. Ein Irrtum, wie sich später herausstellen sollte. Denn ohne Feuerzeug oder Feuerstein spielt sich bezüglich Wärme nicht viel ab. Und wenn es eiskalt und die Wälder patschnass sind, darf man sich getrost von der romantischen Vorstellung verabschieden, nur irgendwie einen Funken Wärme zu erzeugen. Trotzdem an dieser Stelle noch eine Handvoll Tricks, wie es vielleicht doch noch klappen könnte:
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