Posteingang gescannt

Pädophiler dank Hinweis von Google hinter Gittern

Web
04.08.2014 10:24
Der US-Internetriese Google hat die Polizei im Bundesstaat Texas auf einen vorbestraften Pädophilen aufmerksam gemacht, in dessen Gmail-Posteingang man bei Scans pornografische Bilder entdeckt hatte. Für den Mann aus Houston klickten die Handschellen, er sitzt nun in Haft. In der Internetgemeinde hat die Aktion eine hitzige Diskussion ausgelöst: Natürlich sei es zu begrüßen, wenn die Behörden im Kampf gegen Kinderpornographie unterstützt werden. Dass Google die Posteingänge seiner Nutzer scannt, stößt Datenschützern aber trotzdem sauer auf.

Google hatte beim Scannen des Posteingangs des Pädophilen kinderpornografische Fotos entdeckt und anschließend das gegen Kinderpornos kämpfende National Center for Missing and Exploited Children auf den Mann aufmerksam gemacht. Die Organisation gab die Informationen an die Polizei weiter, berichtet das Wirtschaftsmagazin "Business Insider". Die Polizei verhaftete den Mann, der bereits 1994 wegen der sexuellen Belästigung eines Kindes verurteilt worden war.

Ermittler loben Googles Hilfe
"Er hat es in seinen E-Mails aufbewahrt. Ich kann diese Informationen, diese Fotos, nicht sehen. Aber Google kann es", lobt Ermittler David Nettles die Arbeit des Internetkonzerns. Bei der Analyse der IT-Ausstattung des Mannes entdeckten die Ermittler weitere verdächtige Bilder und SMS-Nachrichten. Googles Hinweis dürfte also tatsächlich zur Verhaftung eines aktiven Pädophilen geführt haben.

In der Internetgemeinde werden die Vorgänge in Texas intensiv diskutiert. Dass es richtig von Google war, den Pädophilen zu melden und seine Verhaftung zu ermöglichen, steht für Beobachter außer Frage. Nach US-amerikanischen Recht war der Internetkonzern sogar dazu verpflichtet, den Fund des pornografischen Materials zu melden. "Wenn man sucht und etwas entdeckt, dann muss es gemeldet werden", erklärt der Anwalt Chris Jay Hoofnagle im Gespräch mit dem Magazin. Er merkt allerdings auch an, dass Google grundsätzlich nicht dazu verpflichtet wäre, die E-Mails seiner Nutzer zu scannen.

Google analysiert Mails zu Werbezwecken
Das macht der Konzern aus freien Stücken – um die gewonnenen Daten gewinnbringend für personalisierte Werbung und andere Google-Dienste zu nutzen (siehe Infobox). Darauf macht Google in einer Passage seiner AGB auch aufmerksam. "Unsere automatisierten Systeme analysieren Ihre Inhalte (inklusive E-Mails), um Ihnen personalisierte Produkt-Features, wie individualisierte Suchergebnisse, maßgeschneiderte Werbung und Spam- und Malware-Erkennung anzubieten", heißt es dort.

Im konkreten Fall hat Googles Datenhunger einem guten Zweck gedient: Ein Pädophiler wurde aus dem Verkehr gezogen. Datenschützer betrachten die automatisierten Scans von Gmail-Posteingängen aber dennoch mit Skepsis. Erst kürzlich hatte Google verlautbart, nach dem NSA-Abhörskandal seinen E-Mail-Dienst Gmail zu verschlüsseln, um die Nutzer vor Spionage zu schützen (siehe Infobox). Dass das Unternehmen selbst die Mails trotzdem mit seinen Scannern analysiert und Daten im Bedarfsfall an die Behörden weitergibt, spricht allerdings nicht unbedingt dafür, dass persönliche Daten und Informationen in Gmail-Postfächern wirklich sicher sind.

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