Beinahe-Inferno

Erde entging 2012 knapp Sonnensturm-Katastrophe

Wissenschaft
28.07.2014 08:51
Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren ist die Menschheit nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Das enthüllt ein erst kürzlich veröffentlichter Bericht der US-Weltraumbehörde NASA. Demnach schleuderte die Sonne am 23. Juli 2012 bei zwei Sonnenstürmen eine gewaltige Plasmawolke ins Weltall, die unsere Erde nur haarscharf verfehlte. Hätte sie diese erreicht, wären die Folgen noch heute spürbar, so die NASA - vermutlich wären sämtliche Satelliten ausgefallen, genau wie die komplette Stromversorgung auf der Erde.

Wie eine Auswertung von Daten des Sonnenobservatoriums STEREO-A (kleines Bild) zeigen, führten am 23. Juli 2012 zwei rasch aufeinanderfolgende sogenannte koronale Massenauswürfe (CMEs) der Sonne zu den stärksten und schnellsten Sonnenstürmen der vergangenen 150 Jahre. Das berichten Forscher des Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt (Maryland).

Menschheit hatte riesengroßes Glück
Der Sonnensturm sei mit einer Anfangsgeschwindigkeit 2.900 bis 3.500 Kilometern pro Sekunde von einem aktiven Sonnenfleck namens AR 1520 weg ins All gerast, schreibt ein Team um den Physiker Daniel Baker von der University of Colorado, das die Daten von STEREO-A ausgewertet hat. Die Menschheit habe unglaubliches Glück gehabt, dass sich die Sonneneruption auf der zu diesem Zeitpunkt erdabgewandten Seite unseres Zentralgestirns ereignet habe, so der Tenor der Studie.

Eine Woche zuvor wäre die Erde genau im "Schussfeld" der Plasmawolke der beiden gewaltigen CMEs gewesen, so die NASA. "Wenn sie uns getroffen hätte, wären wir noch immer am Aufräumen", wird Baker zitiert. Erste Vorboten wären Störungen im Funkverkehr sowie Problem mit dem GPS gewesen, dann wären praktisch alle Satelliten außer Gefecht gesetzt worden, bevor der Sonnensturm nach rund 19 Stunden den Erdball erreicht hätte.

Stromversorgung wäre zusammengebrochen
Aufgrund der von STEREO-A gemessenen elektromagnetischen Intensität wissen die Forscher nun, dass der Sonnensturm die Stromversorgung auf der Erde zum Erliegen gebracht hätte. "Alles, was in einer Steckdose steckt, wäre außer Gefecht gesetzt gewesen", so die NASA-Experten. In vielen Städten um den Globus hätten die Menschen nicht einmal ihre Toilette spülen können, weil die urbane Wasserversorgung zu einem großen Teil auf elektrischen Pumpen beruhe, heißt es in der Studie der US-Wissenschaftler.

Das bislang letzte Großereignis dieser Art wurde laut NASA im September 1859 registriert. Damals sorgten starke geomagnetische Stürme dafür, dass selbst über Kuba Polarlichter zu beobachten waren, Telegrafenkabel Funken schlugen und Relaisstationen in Flammen aufgingen.

STEREO-Sonden wurden 2006 gestartet
Gemeinsam mit seiner Zwillingssonde STEREO-B bewegt sich STEREO- A innerhalb der Erdbahn um die Sonne und behält sie so ständig im Blick. Dabei eilt STEREO-A der Erde voraus, STEREO-B zieht ihr hinterher. Ergänzt werden die Beobachtungen des Duos vom "Solar Dynamics Observatory" (SDO), sodass die drei Sonden gemeinsam ein ständiges Rundum-Panorama der kompletten Sonne liefern.

Aufgabe der STEREO-Sonden (die Abkürzung steht für Solar TErrestrial RElations Observatory) ist es, Bilder in dreidimensionaler Qualität von der Sonne, deren Sonnenwinden und -eruptionen (CMEs) zur Erde zu schicken. Gestartet wurden das baugleiche Duo am 25. Oktober 2006 von Cape Canaveral in Florida aus.

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