Streit um Leichen

MH17-Abschuss: Russen stellten laut Kerry Raketen

Ausland
21.07.2014 06:34
US-Außenminister John Kerry sieht eine direkte Verbindung von Russland zum Abschuss von Flug MH17 über der Ostukraine. "Es ist ziemlich klar, dass das Raketensystem von Russland in die Hände der Separatisten in der Ukraine gelangt ist", sagte Kerry am Sonntag dem US-Nachrichtensender CNN. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte noch am Sonntagabend seine "volle Kooperation" bei der Aufklärung des Absturzes der malaysischen Boeing zu.

"Das ist der Augenblick der Wahrheit", sagte Kerry, an Russlands Präsidenten Wladimir Putin gerichtet. Auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sprach am Abend von "unwiderlegbaren" Indizien, die die Verantwortung der Separatisten für den Abschuss sowie die Herkunft des Raketensystems aus Russland bezeugen würden.

US-Botschaft: Separatisten-Mitschnitt authentisch
Die USA äußerten sich am Sonntag auch zu jenen mitgeschnittenen Gesprächen, die Separatisten unmittelbar nach dem Abschuss der Boeing geführt haben sollen (siehe Infobox). Das Protokoll ist laut der US-Botschaft in Kiew echt, Experten hätten die Authentizität der Unterhaltung "zwischen uns bekannten Separatistenführern" bestätigt. Daraus ergebe sich, dass die Maschine von einer Boden-Luft-Rakete vom Typ SA-11 des Flugabwehrsystems Buk abgeschossen worden sei.

Putin sagt "volle Kooperation" zu
Angesichts wachsenden internationalen Drucks sagte Kremlchef Putin mittlerweile seine "volle Kooperation" bei der Aufklärung des Absturzes zu. In einem Telefonat mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte bot Putin nach Angaben Den Haags seine Hilfe bei der Übergabe der geborgenen Leichen sowie des Flugschreibers der Boeing 777 an. Auch in einem Telefonat mit dem australischen Regierungschef Tony Abbott signalisierte der russische Präsident seine Kooperationsbereitschaft.

Großbritannien, Frankreich und Deutschland hatten zuvor den Druck auf Putin erhöht. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Francois Hollande und der britische Premierminister David Cameron drohten Moskau mit einer Verschärfung der EU-Sanktionen. Putin müsse umgehend Druck auf die prorussischen Separatisten in der Ostukraine ausüben, so die Forderung der drei Staatschefs.

Europäer drohen: Russland muss reagieren
Den Ermittlern müsse ein ungehinderter Zugang zur Absturzstelle von Flug MH17 gewährleistet werden, betonten Hollande und Cameron nach Telefonaten am Sonntag. Sollte Russland nicht "unverzüglich die nötigen Maßnahmen ergreifen", werde das beim EU-Außenministerrat am Dienstag Konsequenzen haben.

Bei den Telefonaten Camerons mit Merkel und Hollande ging es laut der britischen Regierung "um zwei wichtige Fragen: den Zugang zur Absturzstelle und die Haltung der EU zu Russland in Anbetracht der Tatsache, dass alles darauf hindeutet, dass die Rakete von prorussischen Separatisten abgeschossen wurde", sagte ein Sprecher. "Sie waren sich alle einig, dass die EU ihre Haltung zu Russland überdenken muss und dass die Außenminister bereit sein sollen, erweiterte Sanktionen gegen Russland zu verhängen, wenn sie sich am Dienstag treffen."

Zahlreiche Leichen in Kühlwaggons abtransportiert
An der Absturzstelle gehen die Untersuchungs- und Bergungsmaßnahmen ungeachtet der schwierigen Umstände weiter. Die sterblichen Überreste zahlreicher Opfer wurden am Sonntagnachmittag in die ostukrainische Stadt Tores gebracht. Laut OSZE stehen mittlerweile drei Kühlwaggons auf dem örtlichen Bahnhof. Die Separatisten sprachen von 167 Opfern in den Waggons, diese Zahl habe die OSZE aber nicht prüfen können.

Die Waggons sollen bis zum Eintreffen internationaler Experten in Tores bleiben. Zuvor hatte die russische Staatsagentur Ria Nowosti gemeldet, dass der Zug nach Donezk fahren soll. Der Separatistenführer Alexander Borodaj widersprach: "Wir haben nicht vor, die Körper vor der Ankunft der Experten irgendwohin zu bringen. Die Regierung verzögert aber dieses Eintreffen."

Hygienische Maßnahmen oder Beweismittelvernichtung?
Die Aufständischen teilten mit, die sterblichen Überreste seien seit dem Absturz am Donnerstag in großer Wärme gelegen und hätten "aus hygienischen Gründen" abtransportiert werden müssen. Die Führung in Kiew wirft den militanten Gruppen hingegen die Vernichtung von Beweisen vor. Kiew und die Separatisten bezichtigen einander weiterhin gegenseitig, die Maschine abgeschossen zu haben.

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