"Bewegendes Treffen"

Papst sprach stundenlang mit Missbrauchsopfern

Ausland
07.07.2014 14:13
Papst Franziskus hat am Montag drei Stunden lang mit Opfern von sexuellem Missbrauch durch Kleriker verbracht und ihnen zugehört. Sechs Personen, je zwei aus Deutschland, Irland und England, waren von Kardinal Sean O'Malley, dem Erzbischof von Boston, zu dem Treffen eingeladen worden, informierte Vatikansprecher Federico Lombardi. In einer Predigt bat Franziskus zudem "vor Gott und seinem Volk" um Verzeihung für die Missbrauchsfälle.

Das Treffen sei "intensiv und bewegend" gewesen, berichtete Lombardi. Jedes Missbrauchsopfer habe tiefe Dankbarkeit für die Möglichkeit eines Gesprächs mit dem Papst gezeigt. Die sechs Personen nahmen an der Morgenmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta teil, bei der Franziskus eine Predigt hielt. Darin sei das Problem des Missbrauchs durch Kirchenleute breit thematisiert worden, informierte der Sprecher. "Der Papst hat das Thema Missbrauch auf direkte Weise in Angriff genommen, es handelt sich um einen starken und vielsagenden Text", sagte Lombardi.

Franziskus bat um Verzeihung
In der Predigt bat Franziskus "vor Gott und seinem Volk" um Verzeihung für die Missbrauchsfälle durch Priester. Der Papst entschuldigte sich auch wegen der Versäumnisse der Kirche im Umgang mit Pädophilie-Fällen. Dabei dankte der Pontifex mehrmals den sechs Missbrauchsopfern: "Ihre Anwesenheit hier ist ein Wunder der Hoffnung, das die tiefe Dunkelheit durchbricht." Während bei einigen Menschen Kindesmissbrauch durch Priester den Glauben und die Hoffnung in Gott vernichtet habe, konnten sich andere demnach noch stärker an den Glauben klammern.

Der Papst rief die Missbrauchsopfer auf, nicht nur den pädophilen Priestern, sondern auch den Geistlichen zu verzeihen, die die Missbrauchsfälle nicht angezeigt hatten. Franziskus bat um Unterstützung, damit die päpstliche Kommission zum Schutz von Minderjährigen die beste Strategie bei der Bekämpfung der Pädophilie unternehme. "Wir müssen alles Mögliche tun, damit diese Sünden nicht mehr vorkommen." Mehr Aufsicht sei u.a. bei der Bildung von Geistlichen notwendig.

"Null Toleranz" für die Täter angekündigt
Das Treffen des derzeit amtierenden Papstes mit Missbrauchsopfern wurde von Opfervertretern seit Langem gefordert. Franziskus hatte den Missbrauch an Kindern durch Geistliche mehrfach gebrandmarkt und "null Toleranz" für die Täter angekündigt. Die katholische Kirche wird schon seit Jahren durch zahlreiche Missbrauchsfälle aus den vergangenen Jahrzehnten weltweit erschüttert. Hunderte Geistliche wurden ihrer Priesterämter enthoben. Nach Angaben des Vatikans wurden den internen Ermittlern im vergangenen Jahrzehnt rund 3.420 Verdachtsfälle gemeldet.

Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. hatte am 14. April 2008 bei seinem Besuch in den USA als erster Papst Missbrauchsopfer getroffen. Mit weiteren Opfern traf Benedikt bei seinen Reisen nach Australien, Malta, Großbritannien und Deutschland zusammen.

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