Manolis Glezos

Hitler-Gegner sitzt mit 91 Jahren im EU-Parlament

Ausland
03.07.2014 10:43
Sein erster Gegner hieß Adolf Hitler. Angeblich soll der Nazi-Führer selbst den jungen Griechen zum Tode verurteilt haben, doch er überlebte. Auch heute gibt Manolis Glezos nicht auf, auch wenn er 91 Jahre alt ist und die Vergangenheit in den Knochen spürt. Wie damals kämpft er für ein besseres Europa - nun auch im EU-Parlament.

Vor 73 Jahren war Glezos in seiner griechischen Heimat im Untergrund gegen die Nazis vorgegangen. Eine spektakuläre Aktion machte ihn weltberühmt: Während der Besetzung erklomm der damals 18 Jahre alte Glezos im Mai 1941 heimlich mit einem Freund die Akropolis und riss die Nazi-Fahne, Symbol der Ermordung Zehntausender Griechen, von ihrem Mast herunter. Sein Freund wurde hingerichtet, Glezos entkam dem Todesurteil.

Später kämpfte er gegen die Militärdiktatur in Griechenland und saß jahrelang im Gefängnis. Erst nach Interventionen von linken Künstlern und Intellektuellen, darunter Jean-Paul Sartre, kam er endgültig frei. Seither engagiert er sich in der Politik.

Ältester Abgeordneter im EU-Parlament
Seit Juli diesen Jahres sitzt Glezos im Europaparlament - er ist dort der älteste aller Abgeordneten. Gemeinsam mit seinen Parteikollegen von der Linkspartei Syriza fordert er von der EU eine Abkehr von ihrem Sparkurs. Auch streitet er mit Leidenschaft für sein Leibthema, seine Forderung an Deutschland nach Reparationen für die griechischen Opfer der Nazi-Diktatur. "Griechenland hat damals gelitten", sagt er. Bis heute gebe es dafür keine Gerechtigkeit.

"In Griechenland wird der Sozialstaat abgebaut, die demokratische Freiheit ist bedroht", warnt er vor der Presse in Straßburg. Die von Deutschland forcierten Sparmaßnahmen und der zunehmende Einfluss der Regierung in Berlin schade der europäischen Staateneinheit. "Wir wollen kein deutsches oder britisches Europa - oder gar ein transatlantisches", sagt der Widerstandsheld. Dafür sei Europa nicht befreit worden.

Voller Einsatz auch auf der Straße
Seine Überzeugung vertritt er auch auf der Straße. Bei einer Demonstration 2010 sprühten ihm Polizisten Tränengas ins Gesicht. Bilder des verletzten Glezos sorgten für breite Empörung. Für seine Unterstützer ist der Körpereinsatz des Nazi-Gegners ein Beweis für seine ungebrochenen Überzeugungen.

Wie lange sich der 91-jährige Politiker trotz seiner rüstigen Konstitution das EU-Parlament antun will, kann er nicht sagen. Fliegen kann er wegen seiner Herzschwäche nicht mehr, heißt es. Er werde eben öfter einmal "mit dem Unterseeboot" nach Straßburg reisen, sagt Glezos mit breitem Grinsen. Man brauche sich von niemandem vorschreiben zu lassen, was möglich sei und was nicht.

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