Reagieren aggressiv

Buntbarsche bestrafen “faule” Babysitter

Wissenschaft
03.07.2014 10:10
Bei einer bestimmten afrikanischen Buntbarsch-Spezies helfen untergeordnete Tiere dem dominanten Paar bei der Brutpflege. Dieses Verhalten kann als eine Art Miete angesehen werden, die die Tiere "bezahlen", um in der Gruppe akzeptiert zu werden. Forscher haben nun gezeigt, dass "faule" Babysitter vor allem in kleinen Buntbarsch-Gruppen vom dominanten Paar vermehrt aggressiv behandelt werden.

Bei der "Prinzessin vom Tanganjikasee" (Neolamprologus pulcher), einer Buntbarsch-Art, die ausschließlich im zentralafrikanischen Tanganjika-See vorkommt, unterstützen bis zu 25 Helfer das Elternpaar bei der Brutpflege. Streng evolutionär gesehen ist dieses Verhalten kontraproduktiv, sollte es doch jedem Individuum in erster Linie darum gehen, die eigenen Gene an die nächste Generation weiterzugeben. Es muss daher andere Vorteile mit sich bringen, damit solche Verhaltensweisen etabliert und auch aufrechterhalten werden.

Eine Hypothese besagt, dass untergeordnete Helfer in der Gruppe bleiben, da sie dadurch besser geschützt sind, erklärt der nun an der Cambridge University tätige österreichische Verhaltensbiologe und Studien-Erstautor Stefan Fischer in einer Aussendung. Das verursacht wiederum Kosten für die Gruppe. Die Tiere müssen daher etwas zum Wohle und Unterhalt der Gruppe beitragen. Diese "Miete" wird vom dominanten Brutpaar entgegengenommen, die untergeordneten Helfer dürfen dadurch in der Gruppe bleiben. Fischer erklärt weiter, dass - der Hypothese folgend - dominante Tiere untergeordnete Individuen bestrafen können, wenn sie ihren Beitrag nicht leisten.

"Faule" Helfer werden bestraft
Im Rahmen seiner Tätigkeit an der Universität Bern in der Schweiz hat der Forscher mit seinen Kollegen in einem Feldexperiment am Tanganjikasee in Sambia untersucht, ob "faule" Helfer von dominanten Tieren bestraft werden und wie sich die Gruppengröße auf das Bestrafungsverhalten auswirkt. Dazu wurden einige Tiere daran gehindert, ihren Helferaufgaben nachzukommen - also experimentell zu "faulen" Helfern gemacht. Anschließend beobachteten die Wissenschaftler, wie die anderen Gruppenmitglieder reagierten, nachdem die vormals faulen Fische sich wieder einbrachten.

"Dabei haben wir herausgefunden, dass Helfer ihre 'faule' Periode entweder mit unterwürfigem Verhalten, wenn sie in einer großen Gruppe waren, oder mit vermehrter Helfertätigkeit in kleinen Gruppen kompensieren. Passend zu diesen Ergebnissen zeigte sich, dass vor allem in kleinen Gruppen das dominante Brutpaar vermehrt Aggression gegenüber den Testindividuen zeigte", erklärt Fischer.

Fehlverhalten nur in kleinen Gruppen geahndet
Die im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B" veröffentlichten Ergebnisse zeigen laut dem Forscher somit erstmals, dass die Bestrafung fauler Helfer für die Entwicklung von kooperativem Brutpflegeverhalten verantwortlich sein kann. Dass das Fehlverhalten lediglich in kleineren Gruppen geahndet wurde, zeige den wichtigen Einfluss der Gruppengröße auf die Fähigkeit von dominanten Tieren, ihre Untergebenen zu bestrafen.

Die Erkenntnis, dass die Kontrolle von Gruppenmitgliedern in Großgruppen schwierig bzw. unmöglich ist, sei auch schon bei Menschen gemacht worden, so Fischer. Dies zeige, dass es sich hier um ein evolutionär tief verwurzeltes und offenbar weitverbreitetes Phänomen handelt.

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