Kaugummi-Spaßbolzen

Nissan Juke Nismo: Wenn Özil ein Auto wäre

Motor
02.07.2014 13:47
Sitze ich im Nissan Juke Nismo, denke ich ständig an Mesut Özil. Nicht weil der Spaßjapaner so verspielt ist oder weil gerade die Fußball-WM läuft, auch nicht weil er eher klein geraten ist, sondern wegen der augenartigen Glaskuppeln, die links und rechts die Ecken definieren. Das fällt von außen gar nicht so auf, da sind es eher die großen, runden Hauptscheinwerfer, die mir den Mesut machen.
(Bild: kmm)

Ähnlich wie der deutsch-türkische Fußballstar polarisiert der Juke. Auch nach einigen Jahren Bauzeit fasse ich kaum, dass Nissan so ein comicartiges Auto tatsächlich in Serie baut. Gut so, wir brauchen Gesichter in der Menge.

Der Nismo treibt den Spaß noch einen Schritt weiter auf die Spitze - allerdings nur einen kleinen -, denn mit 200 PS leistet der 1,6-Liter-Turbobenziner gerade mal 10 PS mehr als die stärkste reguläre Version, und auch mit 250 Nm ab 2.400/min zieht er die Butter nur unwesentlich besser vom Brot als mit 240 bei 2.000. Egal, den eigentlichen Unterschied machen die Nismo-Optik und die zwei Zentimeter tiefergelegte Karosserie mit dem straffen Fahrwerk.

Der Motor klingt jedenfalls sehr angenehm, sehr erwachsen und sonor. Von diesem Vierzylindersound können sich andere eine Scheibe abschneiden. Okay, in Verbindung mit der aggressiven Optik samt dem Namen Nismo (Nissan Motorsports) könnte man auch sagen, er ist zu leise.

Dieses Aufjaulen!
Allerdings bin ich froh, dass er nicht lauter ist, denn mein Testwagen ist mit dem stufenlosen Automatikgetriebe XTRONIC CVT-M6 ausgestattet, dem Unwürdigsten, was man so einem Auto antun kann. Das Beschleunigungsverhalten ist wie bei einem Schiff: Man gibt Gas, der Motor dreht hoch, die Schiffschraube dreht sich schneller und irgendwann setzt sich das Ganze in Vortrieb um.

Dass der 1,5-Tonner in 8,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen soll, hätte ich nicht gedacht - Gasgeben fühlt sich für mich an, wie wenn ich in einen Kaugummi steige. Kaugummis auf den Boden spucken wird in einigen Ländern übrigens bestraft. Zu Recht.

Man hat dem CVT sechs manuelle Fahrstufen einprogrammiert, die man per Schalthebel ansteuern kann, das macht's aber nicht besser, weil sich die Stufen auch ganz seltsam anfühlen und nichts mit herkömmlichen Automatikstufen gemein haben.

CVT kommt aber mit guten Attributen
Ja, es gibt auch ein manuelles Sechsgangetriebe, allerdings nur für die Frontantriebsversionen. Allrad kommt immer mit CVT. Immerhin in Verbindung mit der Multilenker-Einzelradaufhängung hinten statt der Starrachse.

Ungewöhnlich, dass Nissan hier eine derartige Spaßbremse verbaut, wo es doch bei diesem Auto einzig ums Spaßhaben geht. Vernunft spricht weder aus knapp zehn Liter Testverbrauch noch aus den eingeschränkten Platzverhältnissen hinten oder dem nur 207 Liter großen Kofferraum (mit Frontantrieb 251 Liter), erweiterbar auf 786/830 Liter.

Als vernünftig kann man das Fahrwerk bezeichnen, das einen sehr knackig, verbindlich auf der Straße hält, wozu die elektrische Servolenkung sehr gut passt. Dafür hoppelt man über kurze Unebenheiten, wie sie auf der Flughafenautobahn oder auf der Tangente üblich sind.

Knapp 33.000 Euro kostet der Nissan Juke Nismo mit Allradantrieb. Das sind rund 4.000 Euro mehr als bei der Topausstattung des Standardmodells mit 190 PS, dafür gibt's aber auch Veloursledersitze serienmäßig und ein sensationelles Alcantara-/Leder-Lenkrad, das sich anfühlt wie mit Mäusefell bezogen. Kein Lenkrad fasse ich lieber an als dieses, obwohl die Multifunktionselemente etwas unsortiert sind.

Wer nichts von automobilem Einheitsbrei hält, ist hier in jedem Fall richtig. Ob er mit der stufenlosen Jaulautomatik zurechtkommt, muss jeder selbst für sich entscheiden, das Auto an sich ist ein gelungenes Stück Nippon.

Warum?

  • Wider den automobilen Einheitsbrei
  • Sportliches Fahrwerk
  • Kräftiger Motor

Warum nicht?

  • Drei Buchstaben: CVT
  • Nicht sonderlich wertige Materialien im Innenraum

Oder vielleicht …

… die 4x2-Version mit manuellem Getriebe. Oder den Mini Countryman/Paceman Cooper S/JCW

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(Bild: kmm)



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