Präsidentenwahl

Türkei: Erdogan strebt offiziell nach höchstem Amt

Ausland
01.07.2014 11:06
Der derzeitige türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will sich bei der Präsidentenwahl in knapp sechs Wochen zum Staatsoberhaupt wählen lassen. Seine Partei AKP erklärte Erdogan am Dienstag in Ankara zu ihrem offiziellen Kandidaten bei der Wahl am 10. August - der ersten Direktwahl eines türkischen Staatschefs.

Es werde "ein Name sein, den die ganze Welt kennt", hatte Regierungssprecher Bülent Arinc noch am Vorabend der Bekanntgabe des Präsidentschaftskandidaten der regierenden Partei AKP orakelt. Die Kandidatur von Regierungschef Erdogan für das höchste Amt im Staat galt seit Wochen als offenes Geheimnis.

Erdogan kann mit Wahlsieg im ersten Durchgang rechnen
Bei der ersten Direktwahl eines türkischen Staatschefs am 10. August tritt der 60-jährige Erdogan gegen zwei Kandidaten der Opposition an. Laut Umfragen hat Erdogan gute Aussichten, bereits im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen zu erhalten. Mit 23 Millionen Stimmen kann sich der noch amtierende Regierungschef im ersten Anlauf ins Amt des Staatspräsidenten wählen lassen, rechnet etwa die türkische Zeitung "Radikal" vor.

Seine Parteimitglieder nennen ihn den "Reis" (Clanführer), einige seiner Anhänger huldigen ihm ihre Gefolgschaft bis in den Tod. Für viele ist er schlicht die Antwort auf die jahrelange wirtschaftliche Misere seiner Vorgängerregierungen. Der Premier selbst hegt keinerlei Ambitionen, auf die Macht im Staat zu verzichten. Er werde als Staatspräsident alle Befugnisse ausschöpfen, erklärte er bereits im Vorfeld.

Mit einer Mehrheit von über 50 Prozent könnte er jedenfalls weiter die Fäden bei wichtigen Entscheidungen in der Hand halten. Hinter den Kulissen soll bereits eine Verfassungsänderung angedacht sein, um dem künftigen Präsidenten - sollte Erdogan auf Anhieb gewählt werden - größere Vollmachten einzuräumen.

"Klassischer Volksheld" mit Prediger-Charisma
Für die "Hürriyet"-Journalistin Gülse Birsel spielt der aus dem Istanbuler Arbeiterviertel Kasimpasa stammende 60-jährige Regierungschef die Karte des "klassischen Volkshelden" der Unterschicht, ein Image, das ihm starke Sympathien bei den wertekonservativen Türken einbringt. Hinzu kommen Erdogans Prediger-Charisma und seine politischen Instinkte, die der AKP zwölf Jahre lang Machtgewinne bescherten.

Bei der Wahl dürfen die rund 2,5 Millionen türkischen Wähler im Ausland erstmals an ihren jeweiligen Wohnorten ihre Stimmen abgeben. Allein in Deutschland leben etwa 1,5 Millionen türkische Wähler. In Österreich haben etwa 270.000 Menschen türkische Wurzeln, knapp 115.000 offiziell die Staatsbürgerschaft.

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