Sich selbst im Blick

NX3000: Samsungs Selfie-Systemkamera im Test

Elektronik
29.06.2014 09:00
Ein Stativ oder zumindest einen langen, starken Arm hat bislang gebraucht, wer sich mit seiner Digitalkamera selbst fotografieren wollte. Ob alles perfekt in Szene gesetzt war, wusste man dabei dennoch nicht. Mit der Samsung NX3000 soll dieses Problem dank besonderer Display-Konstruktion der Vergangenheit angehören. krone.at hat die Selfie-Systemkamera der Südkoreaner getestet.

Wer sich, ob alleine oder mit Freunden, ablichten möchte, braucht bei der Samsung NX3000 lediglich das drei Zoll große Display um 180 Grad noch oben zu klappen – schon hat man sich selbst im Blick, um Perspektive und Bildausschnitt zu bestimmen. Und tatsächlich: Die auf diese Art geschossenen "Selfies" sind eindeutig ansehnlicher als vergleichbare Aufnahmen ohne Blick aufs Display etwa mit dem Smartphone oder anderen Digitalkameras, zumal ein eingeblendeter Countdown – 3, 2, 1 – den selbstverliebten Fotografen genauestens darüber informiert, wann die Lider aufzureißen und der Duckface-Schmollmund zu machen sind.

Nur der Versuch, die Kamera mit einem neckischen Augenaufschlag auszulösen, scheiterte: Die laut Samsung "clevere" Zwinkerautomatik reagierte partout nicht auf unser vor lauter Zusammenkneifen schon tränendes Auge. Den langen Arm braucht es also auch weiterhin, um zum Schnappschuss zu kommen. Immerhin: Dank ihres geringen Gewichts von rund 290 Gramm (inkl. Batterie und Objektiv) und Abmessungen von 117 Millimetern in der Breite, 65 Millimetern in der Höhe und 39 Millimetern in der Tiefe liegt die NX3000 auch nach längerer Zeit mit ausgestreckten Arm noch angenehm leicht in der Hand. Und in Verwendung mit dem kompakten Kit-Objektiv muss man sich auch nicht sorgen, dass die Kamera beim Selfie-Versuch vornüber aus der Hand kippt.

Großer Bildsensor im APS-C-Format
Aber Selbstporträts sind nicht alles und das aufklappbare Display ohnehin mehr praktisches Zusatzfeature denn wirklicher Kaufgrund. Die eigentliche Stärke der NX3000 liegt woanders, nämlich beim Sensor: Trotz der geringen äußeren Abmessungen verfügt die Systemkamera über einen mit 20,3 Millionen Pixeln auflösenden CMOS-Sensor im APS-C-Format (23,5 x 15,7 Millimeter), das bis vor wenigen Jahren noch den größeren Spiegelreflexkameras vorbehalten war, sich inzwischen aber auch in immer mehr Systemkameras und Premium-Kompakten findet.

Der Bildqualität ist der größere Sensor jedenfalls zuträglich, insbesondere bei geringem Umgebungslicht (siehe hochauflösende und unbearbeitete Bilder auf Flickr). Von der mit ISO 25.600 höchsten Lichtempfindlichkeit sollte allerdings nur in absoluten Ausnahmefällen Gebrauch gemacht werden. Wer sein Bild nicht durch sichtbar störendes Bildrauschen verhunzen möchte, kann jedoch bedenkenlos bis auf ISO 6.400 hochgehen. Und dank Unterstützung des RAW-Formats lässt sich so mancher Fehler bei der Aufnahme ja schließlich noch am PC ausbügeln.

Serienbildaufnahmen schießt die NX3000 mit bis zu fünf Bildern im JPEG- oder RAW-Format pro Sekunde. Wird die Auflösung auf fünf Megapixel heruntergeschraubt, sind Hochgeschwindigkeitsaufnahmen mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde möglich – optimal für die Sportfotografie. Die kürzeste Verschlusszeit beträgt laut Samsung 1/4.000 Sekunde. Gespeichert wird, wie bei Samsung üblich, auf microSD-Karten. Der integrierte Akku ermöglicht dem Hersteller nach bis zu 370 Fotos bzw. 185 Minuten Videoaufnahme.

Von manuell bis vollautomatisch
Die entsprechenden Einstellungen für ISO, Blende, Verschlusszeit und Co. lassen sich trotz fehlender Einstellräder, wie man sie von Spiegelreflexkameras kennt, relativ schnell und bequem in Kombination mit dem Wählrad über die Funktionstaste auf der Gehäuserückseite oder unmittelbar am Objektiv vornehmen. Letzteres deckt eine Brennweite entsprechend Kleinbild von 24,6 bis 77 Millimetern ab, wobei die Lichtstärke von F3.5 im Weitwinkel- auf F5.6 im Tele-Bereich schrumpft. Der optische Bildstabilisator hilft jedoch recht gut, Verwacklungen zu vermeiden, während der UPSM-Autofokus schnelles und vor allem leises Scharfstellen ermöglicht.

Wer die NX3000 auch zum Filmen in Full-HD nutzen will, profitiert neben einer dezidierten Aufnahmetaste an der Kamera von einem besonders gleichmäßig arbeitenden Motorzoom, der sich über eine Wippe am Objektiv steuern lässt.

NFC und WLAN an Bord
Natürlich lässt sich die NX3000 nicht nur manuell, sondern auch halb- oder vollautomatisch nutzen. Für Letzteres stehen intelligente Motivprogramme wie "Schönes Gesicht" zur Verfügung. Wer die Aufnahmen anschließend mit Freunden teilen möchte, kann von den Online-Talenten der Kamera Gebrauch machen und diese via NFC mit Smartphone oder Tablet verbinden, um eine Dualband-WLAN-Verbindung herzustellen. Voraussetzung für die drahtlose Kontaktaufnahme mittels NFC ist allerdings eine entsprechende Samsung-App ("Samsung Smart Camera App"), die es aktuell für iOS und Android, nicht jedoch Windows Phone gibt.

Einmal verbunden, kann das Smartphone auch als praktische Fernsteuerung für die NX3000 verwendet werden. Mit der erhältlichen "Remote Viewfinder Pro"-App lässt sich das Kit-Objektiv der Kamera dann sogar aus der Ferne zoomen. Mittels der Funktion "Photo Beam" lassen sich Aufnahmen zudem ohne weitere Einstellungen direkt von der Kamera auf das Smartphone oder Tablet übertragen. Alternativ steht dem Nutzer ein Micro-USB-Anschluss zur Verfügung, der sich unter einer kleinen Kunststoffklappe des in Weiß, Schwarz und Braun erhältlichen Gehäuses verbirgt.

In puncto Verarbeitung und Design macht die NX3000 einen insgesamt sehr hochwertigen Eindruck. Mit Ausnahme der erwähnten Abdeckklappe wirken sämtliche beweglichen Teile wie das Display und das Moduswählrad sehr robust, die Alu-Elemente an der Oberseite, darunter auch ein Zubehörschuh, verleihen der Kamera in Verbindung mit der Kunststoff-Lederoptik ein edles Äußeres. Alle Tasten waren – zumindest für die Tester-Hände – einfach, sprich: ohne unnatürliche Verrenkungen, zu erreichen.

Fazit: Wie andere Produkte von Samsung auch, strotzt die NX3000 nur so vor Features und Funktionen. Vieles davon ist nützlich, anderes wie die Zwinkerautomatik entbehrlich. Auch über Sinn und Unsinn des Selfie-Displays lässt es sich streiten. Wenn es aber um das wirklich Wichtige geht, nämlich Bildqualität, Bedienkomfort und Vearbeitung, lässt die Samsung-Kamera nahezu keine Wünsche offen. Als verwöhnte Spiegelreflexnutzer haben wir nur zwei Dinge vermisst: einen (elektronischen) Sucher und ein, besser noch zwei Einstellungsräder. Doch auch ohne diese lässt sich die NX3000 relativ schnell und bequem bedienen, um am Ende dank des großen Bildsensors ansehnliche Aufnahmen auszuspucken. Last, but not least stimmt auch der Preis: Günstigstenfalls gibt es die Samsung NX3000 inklusive Kit-Objektiv aktuell für knapp über 500 Euro.

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