Expertin bei PetExpo

Sheila Harper: “Hunde finden sich mit vielem ab”

Tierecke
18.06.2014 08:49
Die Britin Sheila Harper gilt als eine der weltweit führenden Expertinnen zum Thema Hundeverhalten - ihre Vorträge, Kurse und Seminare sind unter Hundefreunden heiß begehrt. Auf der diesjährigen PetExpo sprach sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Winny Boerman über einen fairen Umgang mit unseren Vierbeinern und stellte sich den Fragen der Zuschauer.

Der Umgang mit dem Hund sei durch unsere Körpersprache und Präsenz bestimmt, ist sich Sheila Harper sicher. Als Aufgabe des Besitzers betrachtet sie es, den Hund zu unterstützen und dann zu beeinflussen, wenn es notwendig ist. Ein fairer Umgang mit dem Tier sollte laut Harper zu jeder Zeit stattfinden: "Also immer, wenn man mit dem Hund Zeit verbringt. Wir müssen ihn respektieren und dürfen ihn nicht für selbstverständlich nehmen."

"Wir haben unterschiedliche Kulturen"
Für die Verhaltensexpertin ist die Mensch-Hund-Beziehung geprägt von Missverständnissen. "Wir haben unterschiedliche Kulturen", so Sheila Harper. "Egal, wie sehr wir sie lieben, wir verstehen Hunde nur zu einem Teil - nie aber zur Gänze." Als Besitzer müsse man sich darüber bewusst werden, was der Hund braucht, damit er sich im Alltag mit uns sicher fühlen kann. "Es kann schon reichen, unser Verhalten ein klein wenig anzupassen, um dem Hund sehr zu helfen", so Harper.

Hunde brauchen Zeit und Raum
Damit meint die Expertin vor allem die menschliche Kommunikation und unsere sozialen Erwartungen. "Wir umarmen unsere Hunde gerne, schauen ihnen in die Augen. Unsere Regeln zu befolgen, stimmt nicht immer mit den Bedürfnissen des Hundes überein, etwa wenn er bei Fuß gehen soll, aber markieren oder mit einem Artgenossen kommunizieren will." Harpers Ratschlag an Hundebesitzer: Dem Vierbeiner Zeit einräumen, Raum geben und Gelegenheiten geben, auf uns zuzugehen - dann fühlt sich das Tier oft schon ein wenig sicherer.

Harper: Hunde nie vor Geschäften anleinen
Sheila Harper kritisiert Halter, die ihre Vierbeiner beim Einkaufen vor dem Geschäfts zurücklassen: "Die Hunde finden sich mit vielem ab, trotzdem fühlen sie sich teilweise unwohl und erleben unangenehme Emotionen." Ein alleingelassener Hund sei sehr verletzbar ohne seinen Besitzer. "Ich mag es nicht sehen, wenn Hunde vor einem Shop angebunden werden." Manche Tiere fänden sich damit ab, während andere versuchen würden zu flüchten, was zu einer Eskalation der Situation führen könne.

Bewegung nicht nach menschlichem Konzept
Auch die Art der Bewegung und Beschäftigung, die wir unserem besten Freund des Menschen angedeihen lassen, sei nicht immer fair, so Harper: "Hunde brauchen natürlich Bewegung im Freien, aber wir bewegen sie oft auf unnatürliche Art." Das könne Stress oder sogar körperliche Fehl- und Überbelastung bedeuten. Als Beispiel dient Harper das Fahrrad: Der Hund laufe kurz angeleint meist auf hartem Betonboden und habe keine Wahl, was die Geschwindigeit oder Pausen betrifft. "Das ist ein menschliches Konzept von Bewegung", so Harper.

Fairness auch bei Erziehungshilfsmitteln
Viele Hunde mit angeblichen Verhaltensproblemen hätten in Wirklichkeit Schmerzen, wie Sheila Harper in vielen Jahren praktischer Arbeit mit Vierbeinern festgestellt habe: "Nur weil sie dem Ball nachlaufen, heißt das nicht, dass sie es auch tun sollten." Auch bei der Wahl des richtigen Zubehörs sollten Halter darauf achten, ihren Hund fair zu behandeln und nur Leinen, Beißkörbe und Erziehungshilfen zu kaufen, die der Hund nicht als unangenehm empfindet. "Man muss zum Beispiel immer darüber nachdenken, warum der Hund zieht, anstatt ihn mit einem Hilfsmittel schnell daran hindern zu wollen."

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