"Für Hilfsprojekt"

Ex-Polizist überfiel Geldtransporter: 8 Jahre Haft

Österreich
17.06.2014 15:41
Was veranlasst einen früheren WEGA-Polizisten und Familienvater dazu, bewaffnet einen Geldtransporter zu überfallen und drei Millionen Euro zu rauben? Die überraschende Antwort des Angeklagten: "Mein soziales Engagement." Denn mit dem Geld sollte angeblich ein Kinderdorf für Waisen in Afrika finanziert werden. Der Angeklagte und seine Komplizin wurden am Dienstag im Wiener Straflandesgericht jeweils zu acht Jahren Haft verurteilt. Nicht rechtskräftig.

2001 verließ Gabriel E. (49) nach einem Schusswechsel, bei dem er verletzt wurde, die WEGA. Seine weitere Berufslaufbahn als Sicherheitsberater führte ihn auch nach Afrika. Vier Jahre lebte er in Gabun und Äquatorialguinea. Das Leid, das er dort sah, hinterließ nachhaltigen Eindruck: "Bei meiner Rückkehr nach Österreich habe ich versucht, Geld zu sammeln." Aber er wurde überall abgewiesen. Die Finanzierung einer Siedlung für Waisenkinder schien aussichtslos.

Drei Millionen Euro geraubt
Da bekam er einen Beraterjob bei einer Geldtransportfirma. Die Idee zum Überfall reifte. Doch Gabriel E. brauchte einen Komplizen, der detailliert mit den Sicherheitssystemen der Firma vertraut war. Diesen fand er in Person einer Ex-Mitarbeiterin der Firma. Tamara S. (35), nun mitangeklagt, suchte nach einer unglücklichen Beziehung gerade nach neuen Lebenszielen. Die Hoffnung, mit Gabriel E. nach Afrika zu gehen, schien verlockend. So beteiligte sie sich am Überfall, für den sie Insiderwissen beisteuerte.

Am 23. Dezember 2013 lauerten die beiden dann bei einem Bankomat in Wien-Alsergrund. Die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma, die den Automaten mit Geld befüllen wollten, wurden gefesselt, ihr Lastwagen geplündert. Die Räuber flüchteten mit drei Millionen Euro - sie wurden jedoch schnell gefasst.

"Ich war davon besessen, den Kindern in Afrika zu helfen"
Trotz langer Planung hatten die Täter ein Detail übersehen: Die Annahme, dass die Videoüberwachung des Bankomaten nur läuft, wenn Geld abgehoben wird, war falsch. Sie lief immer, und so konnten die Räuber schnell ausgeforscht werden. Richterin Claudia Zöllner: "An Ihre eigenen Kinder haben Sie nicht gedacht?" Gabriel E.: "Ich war davon besessen, Kindern in Afrika zu helfen. Da habe ich auf meine Familie keine Rücksicht genommen."

Das - nicht rechtskräftige - Urteil: je acht Jahre Haft. "Wir glauben Ihnen das Motiv, dass Sie Kindern in Afrika helfen wollten", führte die vorsitzende Richterin Claudia Zöllner in der Urteilsbegründung aus. Dies sei "nichtsdestotrotz kein achtenswerter Beweggrund" und daher bei der Strafbemessung nicht als mildernd berücksichtigt worden. Mildernd wurden Gabriel E. und Tamara S. ihre bisherige Unbescholtenheit, die geständige Verantwortung und die teilweise Schadensgutmachung angerechnet. Erschwerend war demgegenüber "die lange, professionelle Vorbereitungszeit".

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