Erstes Aufatmen

Arzt aus NÖ: Höhlenforscher ist transportfähig

Österreich
12.06.2014 08:23
In der Riesending-Schachthöhle bei Berchtesgaden haben die Ärzte mit der Versorgung des schwer verletzten Höhlenforschers Johann Westhauser begonnen. Neben dem Niederösterreicher Martin Göksu (kleines Bild) ist mittlerweile auch ein italienischer Mediziner an der Unglücksstelle eingetroffen. Die gute Nachricht: Der Schwerverletzte ist transportfähig, teilte ein Sprecher der Bergwacht Bayern Donnerstag früh mit.

Allerdings müsse Westhauser zunächst medizinisch behandelt werden. "Die Ärzte werden jetzt einen medikamentösen Schutzmantel um den Mann legen", sagte der Sprecher. Dazu hätten sie spezielle Medikamente angefordert, die noch im Lauf des Tages beim Patienten eintreffen sollten. Sobald der Zustand des Forschers es erlaube, wolle man mit der Hilfe von sechs internationalen Höhlenretterteams die Bergung starten.

Man sei optimistisch, dass Westhauser beim Aufstieg mithelfen könne, hieß es seitens des Einsatzteams am Donnerstag. Dieser wird extrem schwierig - so gibt es etwa eine Engstelle, die nur passierbar ist, wenn man den Kopf schräg legt und den Bauch einzieht. Unter anderem mit Hilfe von Flaschenzügen könnte der 52-Jährige über senkrechte Stellen gebracht werden.

Österreichischer Arzt auch als Höhlentaucher aktiv
Am Mittwoch hatte das Rettungsteam mit dem Eintreffen Göksus bei Westhauser in 1.000 Metern Tiefe einen ersten Erfolg verzeichnet. Der Mitarbeiter der niederösterreichischen Höhlenrettung war am Vortag mit drei Schweizer Höhlenrettern eingestiegen.

Göksu, ein 37-jähriger Mediziner aus Niederösterreich, ist ein absoluter Profi in Sachen Höhlen und auch als Höhlentaucher unter anderem bei der Expertengruppe "bat diver" aktiv. Auf der Website der Spezialisten wird der Arzt als "Mann aus Stahl" beschrieben, "nichts ist ihm zu mühsam, eng oder dreckig". In der Fotoreportage "Reisen in die Katakomben der Urzeit" hatte er im Vorjahr Einblicke in Bereiche gegeben, die nur für wenige Menschen erreichbar sind.

Salzburger Mediziner musste umkehren: "Extreme Erfahrung"
Ein Salzburger Kollege von Göksu, Wolfgang Farkas, hatte zuvor beim Abstieg zum Verletzten umkehren müssen. "Ich war zu diesem Zeitpunkt 26 Stunden wach und wusste, ich schaffe es nicht", schilderte Farkas im Interview mit der "Krone" den schwierigen Einsatz. Er habe an seine Frau und seine beiden Kinder gedacht und sich entschlossen, wieder aufzusteigen. "Die Höhle ist von oben bis unten schwierig zu begehen. Es war eine extreme Erfahrung", so der Mediziner.

"Für mich ist das die absolute Ausnahme, wenn da einer runterkommt", sagte Stefan Schneider, der stellvertretende Chef der Bergwacht Bayern. Der Abstieg in die Höhle ist extrem schwierig, in ganz Europa stehen nur drei spezialisierte Ärzte für einen Einsatz unter solchen Bedingungen bereit. Die ärztliche Untersuchung des Forschers nannte Schneider einen "Meilenstein" im Verlauf der Rettungsarbeiten.

Der 52-jährige Verletzte harrt seit Sonntag in der tiefsten und längsten Höhle Deutschlands aus. Er hatte die Höhle mitentdeckt und erforscht sie mit seinen Kollegen seit Jahren. Mit zwei anderen Forschern war er von einem Steinschlag überrascht und von einem Brocken am Kopf getroffen worden.

Verletzter müsste eigentlich auf Intensivstation liegen
Der Mann hat ein geschlossenes Schädelhirntrauma, eine ähnliche Verletzung wie sie Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher hat, nur schwächer. "So ein Patient würde seit Tagen auf der Intensivstation liegen", sagte der Frankfurter Neurochirurg Michael Petermeyer zum Zustand des Verletzten. "Wir haben recht wenig Vorerfahrung mit einem unbehandelten Schädel-Hirn-Trauma."

Der Höhlenforscher habe aber wahrscheinlich das Schlimmste überstanden, so der Mediziner. "Die Schwelle der maximalen Gefährdung ist überschritten, aber er ist noch nicht über den Berg", sagte Petermeyer. "Was jetzt mehr oder minder schicksalhaft und nicht vorhersehbar ist, sind Blutungen."

Sehr aufmerksam beobachten die Helfer den Wetterbericht. Starker Regen kann auch in Höhlen die Schluchten und Canyons gefährlich mit Wasser anschwellen lassen. Durch "geschickte Planung" sei hier inzwischen Vorsorge getroffen worden, sagte Schneider. "Wir haben die Leute aus dem wassergefährdeten Bereich abgezogen."

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