Wirbel in Salzburg

Hochspannung bei Verhandlungen zu 380-kV-Leitung

Österreich
05.06.2014 09:10
Freileitung oder Erdkabel-Lösung? Rund um die geplante 380-Kilovolt-Leitung in Salzburg gehen erneut die Wogen hoch. Auch Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer hat nun den Hilferuf seiner Bürgermeister erhört. Am Mittwoch eilte er von der Landtagssitzung zur Umweltverhandlung der 380-kV-Stromleitung in die Salzburg-Arena. Neben Menschen sind auch seltene Tiere in Gefahr. Brutgebiete von Uhu, Falken und Fledermäusen sind bedroht.

Johann Strasser, seit 25 Jahren Bürgermeister von Eugendorf ist ein ganz vehementer Kämpfer für ein Erdkabel: "Unser Widerstand gegen eine Freileitung wird getragen von einer breiten Zustimmung in der Bevölkerung", so schrieb er gemeinsam mit seinem Koppler Amtskollegen Rupert Reischl an alle Salzburger Spitzenpolitiker. Auf seinen Hilferuf hin unterbrach Landeshauptmann Wilfried Haslauer am Mittwoch die Landtagssitzung und eilte in die Salzburg-Arena.

"Jetzt bis Du an der Reihe, hilf uns Bürgern!"
"Ich bin nicht hier, um die Stimmung aufzuschaukeln", so Strasser: "Aber die Menschen haben einfach die Nase voll von dieser Politik und auch davon, wie hier verhandelt wird: Wenn der Gutachter im Verfahren einfach kein Kabel will, obwohl Fakten eine andere Sprache sprechen. Wir wollen eine neue Gegen-Expertise des Landes. Und wir wollen dem Verbund und dem Wirtschaftsminister klar machen: Dieses Spiel ist aus!"

Strasser appellierte an Wilfried Haslauer: "Dein Vater hat bereits einmal die E-Wirtschaft in ihre Schranken gewiesen, als sie die Krimmler Wasserfälle für ein Kraftwerk ableiten wollte. Jetzt bis Du an der Reihe, hilf uns Bürgern!"

Wilfried Haslauer will die Sorgen der Bürger ernst nehmen: "Es muss eine faire Verhandlung geben, ich appelliere an alle Beteiligten."
Auch Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler war den ganzen Tag anwesend: "Es spürt jeder, dass die Leitung nicht umweltverträglich und auch nicht sozial verträglich ist."

AGP-Provokation: "So eine Leitung fällt doch niemandem auf"
Viele Argumente gegen die Stromautobahn kamen Mittwoch von Vogelkundlern und Naturschutz–Experten: Gleich in sechs Gutachten listete Uni-Professor Armin Landmann auf, warum es niemals Riesen-Masten und eine Freileitung über den Nockstein geben kann: Seltene Fledermausarten, Uhu und Wanderfalken brüten hier - längst hätte das Naherholungs-Areal als EU-Schutzgebiet ausgewiesen werden müssen. Zu Tumulten und Sitzungsunterbrechung kam es, als ein APG-Experte behauptete: "So eine Leitung in der Landschaft fällt doch niemandem auf, auch am Nockstein nicht." Für die Umweltschützer "eine gezielte Provokation durch die APG."

Sabine Werner von der Landesumweltanwaltschaft legte nach: "Die Standards zum Artenschutz wurden im Verfahren einfach nicht eingehalten. Sieben Brutgebiete von Falken liegen im Einzugsgebiet der 380er-Leitung, im Land gibt es nur 20 Brutpaare." Theodor Seebacher von der IG Erdkabel: "Ich glaube, dass es das Land nicht länger verantworten kann, an diesem Projekt festzuhalten."

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