Live in der Arena

FM Belfast sorgten für Schweiß auf der Tanzfläche

Musik
23.05.2014 00:57

Donnerstagabend zeigte sich in der Wiener Arena, dass die sonst so kühlen Isländer ordentlich Dampf ablassen können. Das Künstlerkollektiv FM Belfast aus dem beschaulichen Reykjavik begeisterte nicht nur mit druckvollen Beats und hervorragender Laune, sondern vor allem durch optische Besonderheiten und Mut zum Anderssein.

(Bild: kmm)

Das Brechen gängiger Bandkonventionen ist nur ein kleiner Teil der Magie, die das isländische Kollektiv FM Belfast auf die Bühne zaubert. Zwischen drei und acht Mitglieder zählt die Besatzung bei Liveauftritten - die Menge der Anwesenden variiert je nach Zeit und Verfügbarkeit. Das mag vielleicht nicht ganz so anarchistisch anmuten wie das deutsche Diktatorenprojekt Bonaparte, bringt aber dennoch viel frischen Wind in die sonst oft etwas flache und zu vorhersehbare Konzertszenerie.

Exzentrisches Gesamtpaket
In der Wiener Arena, dem ersten FM-Belfast-Österreich-Gig seit dem umjubelten Flex-Auftritt im Dezember 2011, haben sich an diesem Abend sechs Mitglieder zur fröhlichen Partysause angekündigt. Fröhlich deshalb, weil beim Gespann aus Reykjavik nicht ausschließlich die Musik im Vordergrund steht, sondern das Gesamtkonzept aus akustischer Untermalung, grenzenlosem Spaß und wirrer Performance. Schon als der Opener "Par Avion" glasklar aus den Boxen hämmert, fliegen Konfettistreusel, Springschlangen und Faschingsgirlanden durch den Saal.

Während sich die zahlreichen Fans in der gut gefüllten, aber zur Hälfte abgehängten Arena eingrooven, überzeugen die Isländer mit exaltiertem Bühnengehabe. Von nordischer Kühle ist nicht nur ob der Sommertemperaturen wenig zu merken - FM Belfast bringen die Menge zum Tanzen und Springen, wirken aber kurioserweise selbst noch viel glücklicher als ihr Fanschar. "I Can Feel Love", "Everything" oder "American" werden durch Blinklichter auf den Mikroständern und drückende Beats verstärkt. Electro-Pop der modernen Sorte, der zwar zeitweise gefährlich nahe am Ballermann-Malllorcasound-Abgrund tänzelt, meist aber dennoch als Semesterende-Soundtrack für die Alternative-Fraktion durchgeht.

Wechselseitige Sympathie
Auf Instrumente verzichtet das Sextett bewusst, Bandboss Árni Rúnar Hlöðversson ist der Mann hinter der Elektronik, der für Beats und Melodien zuständig ist und sich nur von etwas Percussion unterstützen lässt. Ansonsten wird gesungen, gerappt und vor allem gefeiert - was sich bei so manchem Bandmitglied in einer besonders gewöhnungsbedürftigen Form von Ausdruckstanz manifestiert. Doch niemals wirkt die Show wie ein Kuriositätenkabinett, dafür gibt es zwischen Band und Publikum viel zu viel wechselseitige Sympathie. Sängerin Lóa Hlín Hjálmtýsdóttir punktet mit natürlichem Charisma und knallbuntem Kopfschmuck, während ihr Mikro-Partner Árni Vilhjálmsson mit krausen Haaren und Schnauzer das Lebensgefühl der Generation Hipster trifft.

Mehr oder weniger ins Schwarze treffen auch die vielen angespielten Cover-Versionen. Den legendären Hip-House-Song "Pump Up The Jam" (im Original von Technotronic) vermögen die Isländer zu einer geschickten Eigenversion verwursten, Oasis' "Wonderwall" und der Beastie-Boys-Hit "Fight For Your Right" fallen eher unter die Kategorie bemüht. Macht aber nix, denn mit dem bekannten Radio-Hit "We Are Faster Than You" und einem treffenden "I Don't Want To Go To Sleep" ziehen sie die gesamte Halle in ihren Bann. Der wohl bekannteste Titel, "Underwear", wird samt detaillierter Bandvorstellung und spontanen Rap- und Tanzeinlagen zu einem krönenden Höhepunkt der großen Partysause.

Disco, Disco, Party, Party
Davor durfte sich übrigens das isländische Duo Berndsen beweisen. Die eher sperrige und wesentlich experimentellere Ausrichtung, welche Songs wie etwa "Planet Earth" innewohnten, können rückblickend als perfekter Kontrast zur Gute-Laune-Musik des Headliners herangezogen werden. Der von seinem agilen DJ unterstützte Sänger David Berndsen traf dabei wohl absichtlich nicht jeden Ton perfekt und brachte die Anwesenden mit viel Exzentrik und Bud-Spencer-Äußerem zum Staunen. Am Ende der FM Belfast-Show feierten aber auch die beiden fröhlich mit. Disco, Disco, Party, Party.

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