Protokolliert alles

Sonys Aktivitäts-Tracker Smartband SWR10 im Test

Elektronik
10.05.2014 09:00
Sogenannte Wearables, tragbare Elektronik, sind der neueste Hoffnungsträger der IT-Industrie. Die mit Sensoren vollgepackten intelligenten Armbänder, Uhren und Clips sollen das Leben des Nutzers erfassen – und ihm dabei helfen, seine Gewohnheiten zu kennen und falls notwendig zu ändern. Von Sony kommt jetzt mit dem Smartband SWR10 ein vergleichsweise erschwingliches Modell zum Preis von rund hundert Euro. Was es alles kann, hat krone.at für Sie getestet.

Eine vollwertige Smartwatch ist Sonys Fitness-Bändchen nicht, schließlich fehlt ihm das dafür nötige Display. Es dient primär dem Sammeln von Informationen, informiert per Vibrationsalarm über Dinge, die am Smartphone passieren, und steuert den Musikplayer. Die Uhrzeit zeigt es nicht an, es eignet sich also bestenfalls als Ergänzung zur Uhr, nicht als Ersatz. Bei gerade einmal 21 Gramm Gewicht stört es am Handgelenk aber auch zusätzlich zu einer Uhr nicht weiter.

Stattliche Akkulaufzeit
Der große Vorteil dieser Lösung: Durch das fehlende Display hält Sonys Smartband deutlich länger mit einer Akkuladung durch, als es normale Smartwatches tun würden. Im Test kamen wir problemlos vier Tage mit einer Akkuladung aus, laut Sony sind sogar fünf Tage Betrieb drin. Der Nachteil bleibt, dass Menschen ohne Armbanduhr die Zeit weiterhin am Handy ablesen müssen.

Mit dem Smartphone – kompatibel sind alle Geräte mit der neuesten Android-Version 4.4 – koppelt man das Smartband über NFC und Bluetooth 4.0. Die Daten – im Smartband sammeln Beschleunigungs- und Lagesensoren Infos über das Tun des Nutzers – werden kabellos übertragen, was im Test mit einem Sony Xperia Z1 unkompliziert und stromsparend klappte. Der Akkuverbrauch des Smartphones war bei Nutzung des Smartbands im Tagesverlauf um etwa zehn bis 15 Prozent höher, das Gadget wirkt sich also nicht allzu negativ auf die Ausdauer des Handys aus.

Handy-App Lifelog sammelt alle Infos
Dargestellt werden die gesammelten Daten in Sonys neuer Lifelog-App, die kostenlos aus dem Google Play Store heruntergeladen werden kann. Die bietet aktuell zwölf verschiedene Funktionen, zum Beispiel einen Kalorien- sowie einen Schrittzähler. Auch die zurückgelegten Routen werden protokolliert. Die App informiert über die Zeit, die man gehend oder laufend verbracht hat, und erfasst – wenn man das Smartband auch nachts trägt – die Schlafzeit inklusive Leicht- und Tiefschlafphasen.

Zusätzlich erfasst die App, was man alles mit dem Smartphone macht. Sie weiß, mit welcher App man wie lang kommuniziert hat, welche Fotos am jeweiligen Tag gemacht wurden und welche Musik man mit dem Handy gehört hat. Sie kennt auch die Videos, die man angesehen und die Spiele, die man gespielt hat. Wer E-Books auf dem Handy liest, bekommt auch hierzu Statistiken angezeigt. Und auch das Surfen wird protokolliert. In der Praxis klappt das alles allerdings nicht so reibungslos, wie es klingt. Wer etwa einen alternativen Musikplayer verwendet, kann das Pech haben, dass Lifelog dies nicht als Musikhören wertet.

Unscheinbares Äußeres, nerviger Verschluss
Äußerlich gibt sich Sonys Smartband unscheinbar. Das Armband selbst besteht aus Gummi, der eigentliche Sensorenteil mit Plastikgehäuse kann zum Aufladen entnommen werden. Die ganze Konstruktion ist wasserdicht, man braucht sie also etwa beim Duschen nicht abzunehmen. Das Gummiarmband wirkt nicht gerade edel, aber zweckmäßig.

Als nervig entpuppte sich im Test der Verschlussmechanismus mit zwei kleinen Metallzäpfchen, die durch Löcher im Gummiarmband getrieben werden. Die Konstruktion mit einer Hand zu schließen, kann ziemlich mühsam sein, da braucht es schon mal mehrere Anläufe, bis das Band auch tatsächlich fest und sicher sitzt. Zudem könnte der Verschluss im Langzeitgebrauch – die Löcher könnten ausleiern – an Zuverlässigkeit einbüßen.

Einfache Inbetriebnahme, lästiger Cloud-Zwang
Die Inbetriebnahme des Smartband gestaltet sich einfach. Bei NFC-fähigen Smartphones genügt es, das Smartphone mit dem Band zu berühren, woraufhin der Download der erforderlichen Apps in die Wege geleitet wird. Ist die Smartband-App installiert und Lifelog gestartet, gilt es, sich mit einem Sony-Konto anzumelden. Angesichts der persönlichen Daten, die das Smartband sammelt, halten wir diesen Zwang zur Cloud für kontraproduktiv. Die Daten könnte man ebenso gut lokal speichern.

Die App selbst ist im übersichtlichen Kachel-Look aufgebaut und intuitiv zu bedienen. Nett: Man kann für alle erfassten Daten Ziele festlegen, die man erreichen will. Standardmäßig sind etwa 7.500 Schritte pro Tag eingestellt, wobei ein Fortschrittsbalken anzeigt, wie nah man diesem Ziel bereits ist. Das Gleiche funktioniert bei anderen Dingen, etwa der optimalen Schlafdauer oder der gewünschten Lauf-Zeitspanne.

Kann motivieren, muss es aber nicht
Letztlich nimmt einem das Gespann aus App und Sensorarmband den Kampf gegen den inneren Schweinehund zwar nicht ab, zumindest in den ersten Tagen kann es aber durchaus motivieren, Zahlen zur eigenen Aktivität präsentiert zu bekommen und beispielsweise ein paar Extraschritte zu machen, um das Tagesziel zu erreichen.

Fraglich ist, wie es mit der Lifelog-App weitergeht. Wenn Sony seinem Smartband weitere Funktionen beibringt – etwa, dass es weitere Aktivitäten wie Autofahren oder Radfahren erkennt –, könnte es sich für manche User, die Wert darauf legen, durchaus als interaktiver Tagebuchersatz eignen.

Fazit: Viel mehr als eine unterhaltsame Spielerei sehen wir in Sonys Smartband aber nicht. Als Aktivitäts-Tracker macht es einen guten Job, zudem sprechen die lange Akkulaufzeit und der relativ gute Tragekomfort für das Gerät. Dagegen spricht allerdings, dass es die Armbanduhr nicht ersetzt und der Verschlussmechanismus recht mühsam ist. Für Menschen, die ihr Leben statistisch auswerten wollen, mag sich das Smartband eignen. Alle anderen kommen aber auch ohne gut aus – insbesondere, wenn sie Skrupel haben, persönliche Daten mit Sony-Servern zu synchronisieren.

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