Mysteriöse Daten

Importiert Österreich “Gletscher-Schweine”?

Österreich
24.04.2014 15:06
Führt Österreich Schweine von Gletscherinseln ein? Natürlich nicht, sollte man meinen. Zahlen der Statistik Austria aus dem Jahr 2007 sprechen allerdings eine andere Sprache. Demnach seien damals 26.078 Kilogramm "Schweine lebend" von der Bouvetinsel - die zwischen dem Kap der Guten Hoffnung und der Antarktis liegt, also gut 11.000 Kilometer von Österreich entfernt - importiert worden. Auch Mauritius und Bangladesch sind offenbar Partner Österreichs im Schweinebusiness...

"Österreich hat ein eklatantes Lebensmittelkennzeichnungsproblem", attestiert der freiheitliche Agrarsprecher Harald Jannach in einer Aussendung vom Donnerstag angesichts der kuriosen Zahlen sowohl dem Landwirtschafts- als auch dem Gesundheitsminister "jahrelange Säumigkeit in Bezug auf die Lebensmittelkennzeichnung". Es sei bemerkenswert, aus welchen Ländern Österreich neben den EU-Nachbarländern laut Statistik noch Schweinefleisch importiere.

"USA, China, Uganda, Libanon"
"Zypern, Argentinien, Australien, Brasilien, Chile, Dominikanische Republik, Israel, Neuseeland, Seychellen, Südafrika, USA, Bangladesch, Korea, Mauritius, Japan, Uruguay, Ecuador, Kanada, China, Dominica, Indien, Libanon, Uganda und Vietnam", zählt der Nationalratsabgeordnete auf. Besonders kurios sei allerdings der Import aus Hongkong oder eben jener von der unbewohnten bzw. zu 93 Prozent vergletscherten Bouvetinsel, die gut 11.000 Kilometer von Österreich entfernt liegt.

In einer parlamentarischen Anfrage an das Landwirtschafts-, Wirtschafts- und Gesundheitsministerium sowie an das Bundeskanzleramt fordere die FPÖ nun Aufklärung über den Schweinefleischhandel in Österreich und ortet "steuerliche Tricks sowie die Verschleierung der tatsächlichen Herkunft dieser Schweine".

"Woher stammt das Kotelett wirklich?"
"Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast", habe sich der FPÖ-Mann dabei wohl gedacht, kommentierte dazu Gerald John im "Standard". Er fragt: "Wie soll der Konsument Chance auf Durchblick bekommen, woher sein Kotelett wirklich stammt?" Eine entsprechende Regelung der EU lasse noch bis 2015 auf sich warten.

Auch das Landwirtschaftsministerium unter Andrä Rupprechter halte den "Bouvet-Import" in einer ersten Reaktion für "nicht sehr plausibel", schreibt der "Standard". Die Zahlen basierten demnach "auf Angaben in Zollpapieren", die Datenqualität sei Sache der Statistik Austria.

EU-Parlament bringt einheitliche Regelung auf Schiene
Im Europaparlament in Straßburg war "eine generelle EU-weite verbindliche Herkunftskennzeichnung für Fleisch" zuletzt im Februar 2014 Thema. Nach dem Willen des Europaparlaments solle der Verbraucher beim Fleischkauf "genaue Angaben über den Geburtsort, den Ort der Aufzucht und den Ort der Schlachtung des Tieres erhalten", hieß es damals. Dies solle für alle Tierarten gelten.

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