Live im Gasometer

DJ BoBo entführte in eine Partywelt der Nostalgie

Musik
20.04.2014 01:52
Von friedlicher Osterstimmung war am Karsamstag im Wiener Gasometer wenig zu sehen. Nach zehnjähriger Abwesenheit lieferte der Schweizer Superstar DJ BoBo im Zuge seiner "World Reloaded"-Tour eine schweißtreibende, hymnisch-fröhliche, aber vor allem nostalgische Show mit viel Entertainment ab.
(Bild: kmm)

Ende April beginnt die große "Circus"-Tour des Topsellers DJ BoBo und wird mit einer opulenten Bühnenausstattung wieder der Gigantonomie des Schweizers frönen, mit der er seit etwa 20 Jahren seine Fans vornehmlich im deutschsprachigen Raum begeistert. Als einzig nennenswerter Überlebender der viel belächelten 90er-Jahre-Eurodance-Bewegung wartet der mittlerweile 46-Jährige auf den Bühnen gerne mit Piraten-, Western- oder Cartoon-Welten auf.

Bodenständig und live
Bei seinem ersten Wien-Auftritt nach zehnjähriger Abwesenheit ist vom großen Bombast aber nichts zu sehen, denn die extra eingeschobene Nachzügler-Show seiner "World Reloaded"-Tour vertraut ganz auf die Livequalitäten des Entertainers und verzichtet auf jeglichen Schnickschnack und Firlefanz, der seine Show ansonsten zu einer beatlastigen Karnevalsveranstaltung gedeihen lässt.

Österreich war schon immer der schwierigste Markt für DJ BoBo, so verirren sich am Karsamstag auch nicht allzu viele Menschen in den Wiener Gasometer. Diejenigen, die ihre österlichen Familientreffen aber für das knapp zweistündige Wiedersehen mit einem ihrer größten Jugendhelden getauscht haben, machen ordentlich Dampf in der Halle. René Baumann, so der echte Name des Künstlers, sieht man die Lebensjahre mittlerweile an. Statt wallendem Haar tiefe Geheimratsecken, Falten unter den Augen und ein Fünftages-Bart zeugen von Lebenserfahrung.

Erfolge und Spott
Lebenserfahrung, die er zu Beginn der Show mit den dramatisch-epischen Klängen der "Carmina Burana" mit den Fans teilt. Videoausschnitte aus seinen Konzerten mit Michael Jackson, den Backstreet Boys oder N'Sync zeugen von einer glorreichen Vergangenheit. Bevor er die Bühne betritt, werden auch die Jüngeren im Publikum Zeuge einer Weltkarriere, die neben 280 Goldauszeichnungen und unzähligen Top-1-Single- und Album-Hits auch regelmäßig Spott und Häme zeitigte.

So richtig ernst nehmen ihn die Fans auch anno 2014 nicht, doch man kann es ihnen nicht verdenken. Der silberne Glitzeranzug über dem türkisenen Hemd ist schlussendlich genauso wenig preisverdächtig wie die textlichen Inhalte von Songs wie "Are You Ready To Party", "Take Control" oder "Around The World". Bei DJ BoBo steppt der Bär und fliegt die Kuh - eine Show, die auch im reduzierten Rahmen von Melodien, Hymnen und Erinnerungen lebt.

Der Duft des Unverbrauchten
So mancher denkt beim exaltierten Springen zu "Pray" an den ersten pubertären Vollrausch in der Dorfdisco, küsste bei "Somebody Dance With Me" in einer stinkenden Lokalecke seine erste Freundin oder animierte die Eltern durch ein mit voller Lautstärke aufgedrehtes "Let The Dream Come True" zu belehrenden Schimpftiraden. Unterstützt werden die Songs vom stimmlich hervorragenden Jesse Rich, seines Zeichens Ex-DSDS-Drittplatzierter.

Im Gasometer wippen die Hände, geht die Welle gleich mehrfach durchs Oval und leben Künstler und Publikum in einer spürbar funktionierenden Koexistenz. Die Partytauglichkeit der unzähligen Hits kennt keine Grenzen, und DJ BoBo selbst erweist sich als hervorragender Entertainer mit Moderationsqualitäten, der nicht nur glückliche Fans zu sich auf die Bühne bittet, sondern auch ein überraschendes und durchaus gelungenes Hit-Medley hinlegt, das unter anderem Michael Jacksons "Man In The Mirror", Madonnas "Like A Prayer" und Aviciis "Wake Me Up" beinhaltet.

Große Hit-Melange
Die kultigen Dancemoves von DJ BoBo und seinen beiden Kolleginnen (eine davon seine langjährige Ehefrau Nancy) spiegeln ein angenehmes Nostalgie-Flair wieder und bei den vielen mehr ("Freedom") und weniger ("Chihuahua") gelungenen Songs im opulenten Programm spürt man die Hingabe der gesamten Band. Dies kann leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass brandneue Songs wie "La Vida Es" oder das erstmals live gespielte "Try Try Try" nicht annähernd an die alten Gassenhauer herankommen.

Dennoch gelingt es dem Schweizer, die Vergangenheit geschickt mit der Moderne zu verknüpfen. Die Mischung aus alten Hits und einer stets neuen, technisch hochwertigen Show ist auch der Unterschied zu all den vielen alten Mitstreitern und später aufgekommenen Epigonen, die wie Sternschnuppen im Orbit verglühten. "There Is A Party" ist nicht umsonst Hit und Motto gleichzeitig - DJ BoBo war auch in Wien die fleischgewordene Erinnerung an eine jugendliche Unbeschwertheit.

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