Das bessere Surface?

Nokia Lumia 2520: Der Finnen erstes Tablet im Test

Elektronik
19.04.2014 09:00
Es ist erst seit wenigen Tagen auf dem Markt, schon wird seine Zukunft infrage gestellt. Die Rede ist von Nokias Lumia 2520, dem ersten Tablet des finnischen Herstellers und zugleich einem der wenigen, das auf Microsofts Windows RT setzt. Warum das weniger nachteilhaft sein mag, als es zunächst scheint, und weshalb es um die Karriereaussichten des Finnen-Tablets möglicherweise besser bestellt ist, als von vielen angenommen, erfahren Sie in unserem Test.

Microsofts Surface RT war – trotz generell guter Kritiken – ein veritabler Flop. Das erste Tablet der Redmonder unter dem eigenen Markennamen verkaufte sich nur schleppend bis gar nicht. Es folgten eine Abschreibung in Höhe von 900 Millionen Dollar, eine Preissenkung und schließlich eine Namensänderung: Das RT wurde kurzerhand verbannt, fortan hieß das Tablet nur noch Surface.

Im vergangenen Herbst stellte Microsoft die zweite Generation seines ARM-basierten Tablets vor, das Surface 2. Wie schon beim ersten Surface (RT) gab es daran wenig zu bemängeln, nur eine Sache stieß vielerorts auf Kritik: das zu geringe Angebot an Apps auf dem Microsoft-Marktplatz. Gut sechs Monate später hat sich die Situation dort bereits verbessert - auch wenn das Angebot gegenüber Googles Play Store und Apples iTunes weiter hinterherhinkt -, und die Anzeichen für eine weitere Veränderung zum Positiven stehen mehr als gut.

Deutliche Anzeichen der Besserung
Warum? Zum einen kündigte Microsoft erst kürzlich an, Windows 8.1 und das für Smartphones ausgelegte Windows Phone für die Hersteller von Smartphones und kleinen Tablets künftig lizenzfrei, also kostenlos anzubieten. Es ist daher anzunehmen, dass Windows 8 durch die anzunehmende baldige Veröffentlichung einer Vielzahl an neuen und vor allem günstigen Geräten weiter an Fahrt gewinnt.

Zum anderen berichtete Microsoft erst dieser Tage in seinem Entwickler-Blog von der Einführung der ersten universellen Apps für Windows Phone und Windows 8.1. Für Entwickler bedeutet dies, dass sie ohne zusätzlichen Kosten- und Zeitaufwand Anwendungen programmieren können, die auf beiden Plattformen laufen; für Konsumenten hingegen, dass sie eine App nach einmaligen Erwerb gleichermaßen auf Windows Phone und Windows 8.1 nutzen können. Die prognostizierte Folge dessen: Das App-Angebot dürfte schnell weiter steigen.

Überzeugendes Tablet-Erstlingswerk von Nokia
Vor diesem Hintergrund erscheinen die Erfolgsaussichten von Windows RT und somit auch Nokias Lumia 2520 schon wesentlich rosiger, zumal sich die Finnen in puncto Ausstattung und Verarbeitung kaum eine Blöße geben. Das optische Erscheinungsbild des Tablets ähnelt jenem der Lumia-Smartphones: Statt eines Magnesiumgehäuses wie beim Surface 2 entscheidet sich Nokia abermals für bunten Kunststoff. Der ist zwar weniger widerstandsfähig – wer hart auf die Rückseite des Tablets klopft, schlägt damit "Wellen" auf dem Display –, dafür aber leichter.

615 Gramm und damit immerhin 60 Gramm weniger als der Microsoft-Mitbewerber bringt das Lumia 2520 auf die Waage, und auch hinsichtlich der Abmessungen schneidet das Nokia geringfügig besser ab, wenn auch aus einem ganz einfachen Grund: Statt eines 10,6 Zoll großen Displays wie beim Surface 2 verbauen die Finnen einen durch Gorilla-Glas geschützten Full-HD-Bildschirm mit 10,1-Zoll-Diagonale und kommen so auf eine Breite von 26,7 und eine Höhe von 16,8 Zentimetern (Surface 2: 27,6 x 17,2 cm). Die Tiefe/Dicke ist mit 8,9 Millimetern hingegen bei beiden Geräten ident.

Ordentliche Ausstattung
Angetrieben wird das Nokia-Tablet von einem mit 2,2 Gigahertz taktendem Vierkernprozessor von Qualcomm, Typ Snadragon 800, der wie beim Surface 2 von zwei Gigabyte Arbeitsspeicher unterstützt wird – mehr als genug, um unter dem genügsamen Betriebssystem angenehm flüssig zu arbeiten und auch zu spielen. Der interne Speicher beläuft sich auf vergleichsweise magere, aber mittels microSD-Karten immerhin erweiterbare 32 Gigabyte.

LTE und NFC
Anschlussseitig verfügt das 2520 neben der obligatorischen 3,5-Millimeter-Audiobuchse über einen micro-HDMI- sowie einen USB-3.0-Anschluss, über den das Tablet aber leider nicht zugleich geladen wird - um das zu bewerkstelligen, muss auf ein externes Netzteil mit 2,5-Millimeter-Klinke zurückgegriffen werden. Ebenfalls mit an Bord befindet sich ein SIM-Kartenschacht, unterstützt das 2520 doch den Datenturbo LTE. Alternativ gelangt es per schnellem WLAN (802.11 b/g/n) ins Internet.

Für die Kontaktaufnahme mit anderen Geräten werden neben Bluetooth 4.0 in der stromsparenden LE-Version sowie NFC auch Miracast und DLNA unterstützt, zur Navigation stehen GPS und GLONASS zur Verfügung. Zur weiteren Ausstattung zählen zu guter Letzt noch gewohnt blechern klingende Stereo-Lautsprecher sowie zwei Kameras: eine mit zwei Megapixeln an der Front und eine mit 6,7 auf der Rückseite.

Schwächen bei Kamera und Ton
Auch auf sie trifft leider zu, was für nahezu alle Kameras anderer Tablets gilt: Sobald es geringfügig dunkler wird, beginnen die Aufnahmen schnell unschön zu rauschen. Angesichts der sehr guten Kameras in seinen Lumia-Smartphones hatten wir uns dieser Hinsicht mehr vom Tablet der Finnen erwartet, wenngleich eine Kamera nach wie vor nur bei wenigen Konsumenten ausschlaggebend für den Kauf eines Tablets sein dürfte.

Sehr gute Akkulaufzeit
Bestnoten gibt es hingegen für die Laufzeit des 2520: Dank seines großen Akkus (8.120 mAh) schafft es ohne Zwischenstopp an der Steckdose um die elf Stunden Videowiedergabe oder Surfzeit. Wem das noch nicht genügt, der findet unter dem optionalen Zubehör mit dem Nokia Power Keyboard eine praktische Hülle mit vollwertiger Tastatur und Touchpad, zwei Standard-USB-Ports sowie einem integrierten Akku für fünf zusätzliche Stunden an Laufzeit.

Das Cover schützt zudem vor Kratzern und dient dem 2520 zugleich als Halterung beim Videoschauen oder Tippen. Denn anders als das Surface 2 verfügt das Nokia-Tablet nicht über einen integrierten, ausklappbaren Ständer. Einziger Kritikpunkt: Der Winkel, in dem das Display über der Tastatur positioniert wird, ist für unseren Geschmack etwas zu steil.

Kostenloses Office vorinstalliert
Softwareseitig verfügt das Lumia 2520 über die schon von Nokias Lumia-Smartphones bekannte Palette an kostenfreien Navigations- und Musikdiensten. Hinzugesellen sich Anwendungen wie der Nokia Storyteller, mit dem sich Bilder und Videos zu einer chronologisch geordneten Bilderreise auf einer Karte zusammenfassen lassen, oder der Nokia Video Director, mit dem sich aufgenommene Clips schneiden und, beispielsweise mithilfe diverser Vorlagen, kreativ bearbeiten lassen.

Noch erwähnenswert ist, dass das Lumia wie alle Geräte mit Windows RT von Haus aus mit Microsofts Office-Paket (Word, Excel, PowerPoint, Outlook) ausgeliefert wird und sich damit bestens, insbesondere in Verbindung mit dem Tastatur-Cover, auch zum Arbeiten eignet.

Fazit: Leistung, Ausstattung und Verarbeitung stimmen bei Nokias Lumia 2520 und hinterlassen einen sehr positiven Gesamteindruck. Mit einem Preis von aktuell günstigstenfalls rund 600 Euro ist das Tablet der Finnen allerdings beileibe kein Schnäppchen. Zum Vergleich: Microsofts mit Ausnahme von LTE und NFC ansonsten ebenbürtiges Surface 2 ist bereits ab 430 Euro zu haben.

In Hinblick auf die durch Windows RT gegenüber einem Tablet mit vollwertigem Windows 8.1 eingeschränkte Funktionalität erscheint uns das Lumia zum gegenwärtigen Zeitpunkt daher überteuert, zumal davon auszugehen ist, dass durch die kostenlose Windows-Lizenzierung schon bald wenn auch kleinere, so doch vor allem bedeutend günstigere Geräte auf den Markt kommen werden. Windows RT zum jetzigen Zeitpunkt abzuschreiben, wäre daher mit Sicherheit verkehrt. Um mit seinem Tablet den Massenmarkt zu erobern, wird der Konzern wie bei seinen Lumia-Smartphones im Preis jedoch nach unten gehen bzw. günstigere Einsteigerversionen anbieten müssen.

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