Braucht nicht viel

So machen Sie den alten HD-Fernseher zum Smart-TV

Elektronik
13.04.2014 09:00
In den vergangenen Jahren haben die meisten TV-Hersteller ihr Sortiment nach und nach auf Computer-TVs, sogenannte Smart TVs, umgestellt. Wer bereits einen brauchbaren HD-Fernseher sein Eigen nennt, wird wegen Netzwerk- und Streaming-Features allein allerdings kaum einen neuen Fernseher kaufen wollen. Muss er auch gar nicht. Bei uns erfahren Sie, wie Sie "dumme" Flachbildfernseher im Nu selbst zum Smart-TV machen – mit alter Hardware klappt das sogar zum Nulltarif, alternativ gibt es günstige Android-Sticks für den HDMI-Ausgang und Android-Konsolen.

Ein ausgedienter Laptop, ein altersschwacher PC oder ein nicht mehr genutztes Android-Smartphone mit HDMI-Schnittstelle: Die Möglichkeiten, mit ausrangierter Technik einen älteren HD-Fernseher nachträglich zum Smart-TV zu machen, sind vielfältig. Und selbst, wenn kein ausrangierter Rechner zur Verfügung steht, muss die Umrüstung zum Smart-TV nicht teuer sein.

Günstige Konsolen und HDMI-Sticks mit Android
Mit Android-Sticks für den HDMI-Port – günstige Modelle gibt’s bereits für gut 50 Euro – und freier Software lässt sich ein Fernseher ebenso unkompliziert ins Heimnetzwerk eingliedern und mit Streaming-Fähigkeiten aufrüsten wie mit einem ausgedienten PC oder einem günstigen Mini-Rechner mit Netbook-Komponenten. Wichtig bei der Anschaffung solcher Mini-PCs: Achten Sie darauf, dass der verbaute Chip genug Power für Full-HD-Videowiedergabe hat!

Interessant für verspielte Naturen sind zudem Android-Konsolen wie die mittlerweile auch in Österreich für rund 100 Euro erhältliche Ouya (siehe Infobox). Die können mit entsprechender Software nicht nur als fähige Streamingbox genutzt werden, sondern dank für Googles Mobilbetriebssystem verfügbarer Emulatoren auch als Retro-Spielkonsole. Aktuelle Games gibt's ebenfalls.

Und dank Bluetooth-Tastaturen, Smartphone-Fernsteuerungen und Bluetooth-Gamepads gestaltet sich sogar die Bedienung oft unkomplizierter als mit der Fernbedienung am Smart-TV. Tipp: Für den Einsatz am TV-Gerät empfehlen sich insbesondere kompakte Bluetooth-Tastaturen mit integriertem Touchpad. Eine Fernbedienung brauchen Sie nicht, das klappt auch mit dem Smartphone.

Die zentralen Software-Tools: XBMC/Kodi oder Plex
Ist die Hardware vorhanden, braucht es noch fähige Mediacenter-Software. Zentral für den Smart-TV im Eigenbau sind frei verfügbare Tools wie XBMC (soll demnächst in "Kodi" umgetauft werden) oder Plex. Die kommen auf den Rechner, der das TV-Gerät bespielt. Welches Betriebssystem auf dem Rechenknecht läuft, ist dabei weitgehend egal. XBMC gibt's für Windows ebenso wie für MacOS, Linux oder Android.

Und auch Plex ist für alle gängigen Systeme verfügbar, lässt sich sogar auf einigen Smart-TVs von Samsung und auf Googles HDMI-Stick Chromecast nachinstallieren. Wegen seiner einfacheren Bedienung – das kompliziertere Plex besteht aus zwei Komponenten, einem Streaming-Server und einem Frontend - konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf die Gratis-Software XBMC. Die Windows- und die Android-Versionen der Software stehen hier zum Download bereit.

Unter Windows installieren Sie XBMC wie jedes andere Programm. Wenn Sie XBMC auf ein Android-Gerät installieren, müssen Sie in den Einstellungen zunächst unter dem Menüpunkt "Sicherheit" ein Häkchen bei "Installation von Apps aus unbekannten Quellen" setzen. Anschließend genügt es, die APK-Installationsdatei aus dem Internet mit einem Dateimanager zu öffnen und zu installieren.

XBMC Mediacenter: Die ersten Schritte
Ist XBMC erst einmal installiert, muss es nur noch an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Wer sofort nach dem Einschalten des Minirechners loslegen will, legt XBMC unter Windows in den Autostart – den finden Sie unter Windows 8 im Task-Manager, unter Windows 7 muss eine XBMC-Verknüpfung in den Autostart-Ordner gespeichert werden. Den Ordner finden Sie auf der Systemfestplatte unter: Benutzer – Benutzername – AppData – Roaming – Microsoft – Windows – Startmenü – Programme - Autostart. Als Android-Nutzer hat man es leichter. Hier genügen einschlägige Gratis-Apps wie AutoStart, um die beim Systemstart zu öffnenden Apps auszuwählen.

Ist die Hardware angeschlossen, XBMC installiert und der Autostart eingerichtet, geht es ans Einrichten der Mediacenter-Software. Zunächst ein Blick aufs Interface: Das lässt sich zwar mit zahlreichen Skins an die eigenen Vorlieben anpassen, ist aber auch in der Standardversion schon hübsch anzusehen und recht intuitiv bedienbar. Die Navigation spielt sich dabei mittig ab: Mit den Pfeiltasten wechseln Sie zwischen Bildern, Musik, Filmen, Programmen und Einstellungen.

In Letzteren können Sie die Sprache auf Deutsch umstellen, die Fernbedienungsfunktion mittels Handy-App freischalten und noch eine Vielzahl anderer Einstellungen verändern. Hilfe zu den verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten – fortgeschrittene User können XBMC sogar beibringen, mittels TV-Karte Sendungen aufzuzeichnen – gibt's im offiziellen Wiki zur Mediacenter-Software.

Medien hinzufügen, Infos dazu abrufen
Sind Sie mit den Einstellungen zufrieden, gilt es, Filme, Bilder und Videos in die Software zu importieren. Medienquellen können einfach im Musik-, Video- oder Bilderbereich der Software hinzugefügt werden. Einfach auf die "hinzufügen"-Schaltfläche navigieren, bestätigen und schon öffnet sich ein Auswahlfenster, in dem die Medien mit "Browse" gesucht werden.

Lokale Festplatten können hier bis zum gewünschten Ordner durchnavigiert und ausgewählt werden, Netzwerkfreigaben oder Streaming-Server auf einem anderen PC gibt's unter den Menüpunkten "Windows-Netzwerk" und "UPnP-Geräte". Ist der Ordner ausgewählt, muss vor dem endgültigen Hinzufügen noch definiert werden, was genau der Ordner enthält.

Der Grund: XBMC holt sich praktischerweise Zusatzinfos zu Filmen und Musikalben aus dem Netz – vorausgesetzt, der Dateiname ist so gewählt, dass das Programm Film oder Musiktitel eindeutig identifizieren kann. So erstellt das Tool vollautomatisch eine ansehnliche Datenbank mit Infos, Covers, Postern und allerlei anderen Zusatzinfos zur eigenen Medienbibliothek. Das Abrufen der Infos dauert gerade bei größeren Sammlungen allerdings seine Zeit. Hier ist Geduld gefordert.

Add-ons machen XBMC smarter als Smart-TVs
Ist XBMC erst eingerichtet und mit Filmen, Musik und Bildern versorgt, fehlt nur noch eines zum optimalen Smart-TV: Streaming-Dienste wie YouTube, die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender und Online-Videos von beliebten Internetdiensten. Hier spielt die Software ihre ganze Stärke aus, lässt sie sich doch mit zahlreichen Add-ons an die eigenen Wünsche anpassen.

Add-ons – die entsprechende Schaltfläche finden Sie direkt in den Menüpunkten für Filme, Musik und Bilder – gibt's in XBMC für alle erdenklichen Online-Dienste. Ein YouTube-Add-on ist ebenso vorhanden wie eines für Picasa und Flickr, mit dem man direkt am TV-Gerät auf online gespeicherte Bilder zugreifen kann. Die Mediatheken von ORF, 3Sat, Arte, ARD und ZDF können ebenso in XBMC integriert werden wie Special-Interest-Videostreams für Computerspieler und Gadget-Fans.

Am Ende der Smart-TV-Bastelstunde steht so ein vielseitig nutzbarer Minirechner, der nicht nur anstandslos alle Musik- und Videoformate von lokalen Datenträgern oder aus dem Netzwerk abspielt, sondern sich dank Add-ons auch an die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt. Und wer mehr als das will, was XBMC von Haus aus kann, wechselt kurzerhand von XBMC auf die normale Android- oder Windows-Oberfläche – inklusive einer Vielzahl verfügbarer Programme.

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