ÖGB gegen Wirtschaft

Harte Debatte: 12-Stunden-Tag und 6 Wochen Urlaub

Österreich
07.04.2014 07:14
Der ÖGB ist nur bei einer generellen sechsten Urlaubswoche ab 25 Dienstjahren dazu bereit, einer Erhöhung der Arbeitszeit auf bis zu zwölf Stunden pro Tag zuzustimmen, gab ÖGB-Generalsekretär Bernhard Achitz am Sonntagabend bei "Im Zentrum" im ORF zu verstehen. Die Industrie pocht auf mehr Flexibilität, da auch die Aufträge schubweise kommen: "Der Standort muss sich verteidigen, wir stehen im Wettbewerb."

Die Vorsitzende der Jungen Industrie, Therese Niss, forderte für das von Regierung und Sozialpartnern derzeit verhandelte größere Arbeitsrechtspaket, dass dieses "ausgewogen" sein müsse - "mit einer sechsten Urlaubswoche wäre das aber nicht der Fall", betonte sie.

Leitl: "Weigere mich, über den Tisch gezogen zu werden"
Gegen eine Junktimierung von Zwölf-Stunden-Tag und sechs Wochen Urlaub sprach sich auch WKÖ-Chef Christoph Leitl aus. Zur "Presse" sagte er, er halte "nichts von Junktims". Als Warnung ergänzte Leitl, der auch Obmann des ÖVP-Wirtschaftsbundes ist: "Ich will niemanden über den Tisch ziehen. Ich weigere mich aber, selbst über den Tisch gezogen zu werden."

Abstimmung in der Infobox: Soll der Zwölf-Stunden-Arbeitstag erlaubt sein?

Achitz meinte in der TV-Debatte, man habe sich vor 30 Jahren darauf geeinigt, dass Menschen, die länger im Beruf stehen, auch länger Urlaub haben sollten - nur sei die jetzige Regelung leider so formuliert, dass eine durchgehende Beschäftigung beim selben Dienstgeber erforderlich sei, um nach 25 Jahren die sechste Woche zu haben.

ÖGB: "Schon jetzt zig flexible Arbeitszeitmodelle"
Für den ÖGB gehe es in den Verhandlungen lediglich "um eine weitere Ausnahme vom Acht-Stunden-Tag", der grundsätzlich weiterhin gelte. Schon jetzt gebe es "zig flexible Arbeitszeitmodelle in Österreich", denn dies ermögliche die Gewerkschaft seit 1997 unter bestimmten Bedingungen. So seien etwa auch vier Tage zu je zehn Stunden mit anschließend drei freien Tagen möglich. Und es gebe schon Fälle, in denen bereits jetzt zwölf Stunden täglich erlaubt seien.

Neben einer Ausdehnung der maximalen Arbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden pro Tag (bei Gleitzeit bzw. für Montagetätigkeiten oder auf Dienstreisen) könnte das Arbeitsrechtspaket auch Klarstellungen zu All-in-Verträgen und andere Lohnverbesserungen bringen. Bei den All-in-Verträgen müsse jeder Arbeitnehmer das Recht haben zu wissen, was er für die Normalarbeitszeit verdiene und wie hoch die Überzahlung sei, sagte Achitz. Leider sei das derzeit nicht so; viele Verträge würden "einfach nur zum Vertuschen" dienen.

"Arbeitszeitgesetz als Schutzgesetz"
Der Soziologe Jörg Flecker von der Universität Wien verwies darauf, dass längere Arbeitszeiten gesundheitliche Belastungen mit sich brächten und auch die Unfallgefahren erhöhen würden. Deshalb gebe es das Arbeitszeitgesetz als "Schutzgesetz". Schließlich sei ja auch jeder froh, wenn ein Arzt nicht 72 Stunden pro Woche arbeite.

ÖGB-Generalsekretär Achitz erinnerte daran, dass von den mehr als 300 Millionen Überstunden, die jährlich in Österreich geleistet werden, 60 bis 70 Millionen nicht bezahlt würden - eine Größenordnung, die mit Hinweis auf die Statistik Austria Soziologe Flecker bestätigte. Achitz: "Wir wollen die Überstunden reduzieren, die Arbeitsbelastung reduzieren und die Freizeit ausdehnen, damit die Menschen länger gesund im Job bleiben." Es gehe um ein Signal, dass die Überstunden die Ausnahme bleiben sollten.

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