Erster Schicksalstag

Schwieriger Poker um die bauMax-Rettung

Österreich
01.04.2014 16:57
Erster Schicksalstag zur Rettung der bauMax-Kette und ihrer 4.000 Mitarbeiter alleine in Österreich: Am Mittwochnachmittag werden Kulturminister Josef Ostermayer, Gläubigerbanken sowie Karlheinz Essl erstmals direkt über den umstrittenen Ankauf der Essl-Kunstsammlung durch den Staat um rund 86 Millionen Euro verhandeln.

Insgesamt werden am Mittwoch ein gutes Dutzend Teilnehmer am runden Tisch sitzen, darunter auch Vertreter von Sozial- sowie Finanzministerium. Schließlich hat Minister Ostermayer schon klargemacht, dass ein möglicher Ankauf der Sammlung nicht aus seinem Budget, sondern wohl aus dem allgemeinen Steuertopf kommen müsste. Die angeschlagene Baumarktkette bestätigte am Dienstag, dass die Republik Österreich mit 18 Millionen Euro für Bankkredite an bauMax haftet.

Der "Poker" ist komplex. Mitspieler sind

  • Banken: bauMax schuldet Raiffeisen, Bank Austria und Erste Bank rund 600 Millionen Euro (plus gut 300 Millionen Euro bei Lieferanten etc.), dafür sind Marke und Immobilien bereits an sie verpfändet. Bis 2016 haben sie vorerst auf Kreditrückzahlungen verzichtet. Sie dürften nun aber ein staatliches Signal verlangen, um einen Teil dieser Darlehen ganz nachzulassen. Dadurch gewänne bauMax Zeit, seine Verlusttöchter (Türkei, Rumänien usw.) zu schließen.
  • Steuerzahler: Eine Pleite gefährdet 4.000 Arbeitsplätze bei uns (plus 5.000 weitere in Osteuropa), enorme Sozialkosten drohen. Außerdem haftet die Republik bereits seit 2009 mit einem zweistelligen Millionenbetrag ("Liquiditätssicherungsgesetz"). Allerdings sind viele Bürger und Unternehmer nach Hypo-Pleite usw. gegen eine weitere Staatshilfe für kaufmännische Fehler. Weiters sind Wert sowie Umfang der Sammlung Essl völlig unklar und müssten durch Gutachter ermittelt werden. Das dauert aber länger.
  • Familie Essl: Sie will den Erlös eines Sammlungsverkaufs zwar voll in die bauMax-Sanierung stecken, aber weiter die künstlerische Leitung behalten.

Ist Kunst 86 Millionen oder doch 250 Millionen Euro wert?
Karlheinz Essl will die Sammlung jedenfalls um 86 Millionen Euro verkaufen, ein Experte hat sie angeblich gar mit 250 Millionen Euro bewertet. Die meisten heimischen Museumschefs sind jedoch gegen den Ankauf, weil ein Gutteil der 7.000 Werke (darunter 2.000 von ausländischen Künstlern) nicht essentiell wichtig für Österreich seien.

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