Samsung-Gigant

Tablet als Arbeitstier? Galaxy Note Pro im Test

Elektronik
30.03.2014 09:00
Wenn es ums Arbeiten geht, greifen die allermeisten Anwender heute immer noch zum Laptop statt zum Tablet. Geht es nach Samsung, soll sich das mit den neuen Galaxy-Tablets der Pro-Serie nun ändern. Beim Galaxy Note Pro etwa setzt der südkoreanische Konzern auf ein extrem hochauslösendes Display im 12,2-Zoll-Riesenformat und einen ins Gehäuse versenkbaren Stylus. Damit soll auch das Arbeiten an Office-Dokumenten leicht von der Hand gehen. krone.at hat sich angesehen, ob Samsungs Plan aufgeht.

Bei der im Galaxy Note Pro verbauten Hardware hat sich Samsung nicht lumpen lassen. Der Exynos-5-Chip aus eigener Produktion bietet satte acht Rechenkerne – vier mit 1,9 und nochmal vier mit 1,3 Gigahertz Takt. Ihm steht für aufwendigere 3D-Aufgaben ein Grafikchip vom Typ ARM Mali T-628 zur Seite. Der Arbeitsspeicher des Note Pro ist satte drei Gigabyte groß. Mit dieser Konstellation ließ sich das Gerät im Test zumeist flott bedienen, nur im Menü kam es zu vereinzelten Rucklern – mutmaßlich wegen der enorm hohen Auflösung. Apps werden verzögerungsfrei geöffnet. Auch für Spiele ist die verbaute Hardware ausreichend schnell – selbst aufwendige 3D-Games waren für den Grafikchip im Test kein Problem.

Ausgezeichnetes Riesen-Display mit enormer Auflösung
Das Display bietet satte 2.560 mal 1.600 Pixel auf 12,2 Zoll Diagonale, gehört also nicht nur zu den am höchsten auflösenden, sondern ganz generell zu den größten Displays am Tablet-Markt. Das Resultat der hohen Auflösung sind grandios aussehende und absolut scharfe Bilder und Videos, gut lesbare Websites mit scharfen Texten und allgemein reichlich Platz für Inhalte und Apps. Ganz so leuchtende Farben wie AMOLED-Displays liefert der Bildschirm nicht, er ist aber immerhin angenehm hell. Wer gerne mit mehreren Apps gleichzeitig arbeitet – das geht dank Samsungs mitgeliefertem Eingabestift und entsprechender Software problemlos von der Hand –, profitiert merklich von dem vielen Platz, den das Note Pro 12.2 bietet.

Erweiterbarer Speicher, brauchbare 8-Megapixel-Kamera
Mit 32 Gigabyte internem Speicher und der Möglichkeit, microSD-Karten mit bis zu 64 Gigabyte Kapazität zu nutzen, bietet das Tablet reichlich Speicherplatz. Nicht nur für in aller Regel recht platzsparende Office-Dokumente, sondern auch für Musik und das eine oder andere Video. Die Kamera bietet eine Auflösung von acht Megapixeln und verfügt – das haben wir bislang bei wenigen Tablets gesehen – über einen LED-Blitz. Damit eignet sich das Tablet beispielsweise, um Dokumente abzufotografieren oder hier und da einen Schnappschuss mit zweckmäßiger Bildqualität zu machen. Ein Ersatz für einen richtigen Fotoapparat ist es aber dennoch nicht.

Funkausstattung auf der Höhe der Zeit
Bei der Funkausstattung lässt das Galaxy Note Pro keine Wünsche offen. Das Tablet bietet in der getesteten Konfiguration WLAN nach aktuellem Gigabit-Standard ".ac", Bluetooth in der Stromsparvariante 4.0 und GPS sowie das russische Pendant GLONASS. Eine LTE-Version des Note Pro hat Samsung ebenfalls im Sortiment. Ein USB-3.0-Anschluss am Gehäuse steht ebenso bereit wie ein 3,5-Millimeter-Klinkenstecker, zudem sind die üblichen Beschleunigungs- und Lagesensoren an Bord. Durch ein eingebautes Infrarot-Modul kann das Tablet als Universalfernbedienung verwendet werden.

Teures Riesen-Tablet mit mittelprächtiger Verarbeitung
Optisch erinnert das Galaxy Note Pro 12.2 ein wenig an seinen Smartphone-Cousin Galaxy Note 3. Wie beim Handy ist die Front durch kratzfestes Glas geschützt, Rahmen sowie Gehäuse bestehen aus Plastik. Beim Rahmen setzt Samsung auf Kunststoff im Chrom-Look, bei der Rückseite kommt die vom Note 3 bekannte Lederoptik zum Einsatz. Durch die strukturierte Rückseite ist das Gerät griffig und lässt sich zuverlässig halten – zumindest mit zwei Händen. Bei Einhandnutzung ermüdet man sehr schnell, immerhin wiegt das Note Pro fast 800 Gramm und ist dank Abmessungen von rund 30 mal 20 Zentimetern bei acht Millimetern Dicke auch recht klobig.

Die Verarbeitungsqualität entspricht nicht dem, was wir uns von einem günstigstenfalls 660 Euro teuren Profi-Tablet erwarten: Bei unserem Testgerät gab die Plastikrückseite unter leichtem Druck hörbar nach, außerdem fühlt sie sich vergleichsweise billig an. Dass die Entsperr- und Lautstärketasten an der Oberseite des Tablets angeordnet sind, macht die Tasten bei Nutzung im Querformat – wegen der Größe des Geräts das häufigste Nutzungsszenario – schwer erreichbar.

Potenter Akku sorgt für ausreichend lange Laufzeit
Der Akku im Galaxy Note Pro liefert eine üppige Kapazität von 9.500 Milliamperestunden. Das braucht es auch, denn durch den großen Bildschirm und die leistungsfähigen Komponenten ist das Tablet ein ziemlicher Stromfresser. Weil man das bei Samsung beim Konzipieren des Geräts aber offensichtlich bedacht hat, kam es im Test durch den starken Akku dennoch auf rund acht Stunden Laufzeit bei gemischter Nutzung mit WLAN-Surfen, YouTube-Videos und gelegentlichen Spielchen. Das ist durchaus ordentlich und sollte im Regelfall für einen ganzen Arbeitstag ausreichen. Wer beim anschließenden Aufladen übrigens nicht auf den mitgelieferten USB-3.0-Stecker zurückgreift, sondern von einem USB-2.0-Netzteil Gebrauch macht, muss sich übrigens auf eine lange Ladezeit einstellen.

Eingeschränkte Bedienbarkeit durch fehlendes Keyboard
Dass das Gerät einen ganzen Arbeitstag lang verwendet wird, halten wir aber eher für unwahrscheinlich. Zwar hat Samsung die Stiftbedienung ebenso sauber implementiert wie beim kleinen Smartphone-Bruder und bietet eine Menge für den Stylus optimierter Apps sowie praktische Stift-Funktionen an. Um wirklich produktiv arbeiten zu können, fehlt dem Gerät aber eine Tastatur. Eine Handschrifterkennung ist zwar an Bord, lieferte im Härtetest mit der Redakteurs-Sauklaue jedoch bestenfalls bescheidene Ergebnisse. Am ehesten dürfte sich das Stift-Tablet als Arbeitsgerät noch für Menschen eignen, die primär grafisch arbeiten und den relativ präzisen Stift brauchen. Dass der mit einer minimalen Verzögerung kämpft, dürfte Profigrafiker mit der Zeit aber stören.

Office-Paket und Remote-Desktop-App inklusive
Ein Office-Paket von Hancom liefert Samsung mit, zudem gibt's eine VNC-App, mit der Windows-Rechner aus der Ferne gesteuert werden können. Wunder sollte man sich von der Remote-Desktop-App aber nicht erwarten: Je nach verwendeter WLAN-Verbindung kann es beim Fernsteuern des PCs zu kurzen Aussetzern kommen. Das Office-Paket öffnet mit Microsoft Office erstellte Dokumente klaglos und bearbeitet und speichert diese auch so, dass sie beim nächsten Öffnen mit Microsoft Office noch so aussehen, wie sie am Tablet ausgesehen haben. Längere Texte zu verfassen oder Tabellenkalkulation zu betreiben, gestaltet sich durch die begrenzten Eingabemöglichkeiten aber mühsam. Einzig bei Präsentationen lässt sich dank Eingabestift ziemlich viel mit dem Tablet anstellen.

Fazit: So kommt es, dass wir uns letztlich die Frage stellen, für wen das Galaxy Note Pro denn nun gedacht ist. Als reines Surf- und Unterhaltungs-Tablet ist es zu groß, zu teuer und zu schwer. Um wirklich produktiv damit arbeiten zu können, bräuchte es trotz allem Maus und Tastatur. Für Skizzen, Notizen und Zeichnungen ist es zwar geeignet, damit finden Profianwender aber vermutlich selten das Auslangen. Dass viele Profi-Programme, die für Windows erhältlich sind, nicht für Android verfügbar sind und die Anzahl guter Arbeitsanwendungen für Googles Mobilbetriebssystem generell enden wollend ist, macht die Situation nicht besser. Am Ende des Tages ist Samsungs Note Pro somit ein Tablet-Riese mit guter Hardware, mittelprächtiger Verarbeitung und eingeschränkter Bedienbarkeit, für dessen Gegenwert es auch schon Einsteiger-Ultrabooks mit Windows gäbe, mit denen man keine Kompromisse bei der Bedienbarkeit eingeht.

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