Schön schnell

Das bessere iPhone: HTCs neues One M8 im Test

Elektronik
29.03.2014 09:00
Mit dem One M8 bringt der taiwanesische Smartphone-Spezialist HTC in den nächsten zwei Wochen sein neues Android-Flaggschiff nach Österreich. Während es sich äußerlich nicht allzu stark vom Vorgänger One unterscheidet, hat HTC das Innenleben stark überarbeitet. Auch einige neue Features, darunter eine Zweitkamera als Tiefensensor, haben es in das edle Alu-Smartphone geschafft. Ob die Verbesserungen des mehrfach ausgezeichneten Vorgängers ausreichen, um den Smartphone-Thron zu erobern, klärt unser Test.

Die Hardware im One M8 stammt vom obersten Ende der Leistungsskala. Beim Prozessor setzt HTC auf Qualcomms aktuellen Vierkern-Chip Snapdragon 801 mit 2,3 Gigahertz Takt, dem ein Adreno-330-Grafikmodul bei 3D-Anwendungen unter die Arme greift. Der RAM ist wie schon beim Vorgänger zwei Gigabyte groß. Im Test reichten diese Komponenten für eine absolut flüssige Bedienung, schnelle App-Öffnungszeiten und auch aufwendigere 3D-Games wie "Asphalt 8". Aktuell gibt es wohl kaum eine Android-Anwendung, der das One M8 mit seinen Komponenten nicht Herr würde.

Groß, scharf, hell: Tadelloses Touchdisplay
Der Bildschirm des Alu-Boliden ist ebenfalls vom Feinsten. Er bietet Full-HD-Auflösung bei fünf Zoll Diagonale und ist dank IPS-Technologie auch bei seitlicher Betrachtung noch gut ablesbar. Der hohen Auflösung von satten 1.920 mal 1.080 Bildpunkten – zum Vergleich: Ein iPhone 5S hat nur 1.136 mal 640 Pixel - ist es geschuldet, dass Videos, Fotos, Websites und Text stets absolut scharf und detailreich dargestellt werden. Die Farbdarstellung ist natürlich, die Helligkeit hoch genug, um auch draußen zurechtzukommen. Das kratzfeste Glas über dem Display bietet Schutz, spiegelt aber im Freien bei direkter Sonneneinstrahlung wie bei allen Smartphones stark.

Speicher endlich günstig über microSD erweiterbar
Unser größter Kritikpunkt am alten One wurde von HTC beim One M8 ausgemerzt. Das wahlweise mit 16 oder 32 Gigabyte internem Speicher verfügbare Smartphone bietet nun endlich auch die Möglichkeit, den Speicher mit microSD-Karten zu erweitern. Und zwar gleich um satte 128 Gigabyte. Im Extremfall stellt das One M8 also bis zu 160 Gigabyte Speicherplatz bereit. Das reicht dann auch locker für gelegentliche Full-HD-Videoaufnahmen, unzählige Fotos sowie Musiksammlungen aus Zigtausenden Songs. Dass HTC hier nachgebessert hat, macht sich echt bezahlt: 64 Gigabyte mehr Speicher gibt's so für rund 50 Euro. Für ein iPhone mit der Kapazität dieser Speicherkarte zahlt man 200 Euro extra.

"Ultrapixel"-Kamera, Tiefensensor, "Selfie"-Cam
Bei der Kamera bietet das One M8 ebenso wie der Vorgänger keine Megapixel-Superlative, sondern durchdachte Spezialhardware und witzige Funktionen. Erneut handelt es sich um eine "Ultrapixel"-Kamera mit Dual-LED-Blitz mit automatischer Farbtemperaturregelung, extragroßem lichtstarken Bildsensor, aber lediglich 4,1 Megapixel Auflösung. An der Rückseite steht eine Zweitkamera mit 2,1 Megapixeln bereit, die allerdings keine Fotos knipst, sondern als Tiefensensor dient. Das ermöglicht nette Spielereien, etwa das nachträgliche Scharfstellen auf verschiedene Objekte. Eine absolut "Selfie"-taugliche Weitwinkel-Frontkamera mit fünf Megapixeln bietet das One M8 ebenfalls.

Schwächen bei hellem Kunstlicht, geringe Auflösung
Beim Probefotografieren überzeugte das One M8 vor allem bei widrigen Lichtverhältnissen. Im Dämmerlicht profitiert das Gerät tatsächlich von seiner lichtstarken Kamera und liefert durchaus ansehnliche, rauscharme Bilder mit hohem Detailgrad. Wird es wirklich dunkel, hilft aber auch die Spezialkamera nichts mehr: dann tritt Rauschen auf. Videos nimmt das One M8 in ansehnlicher Full-HD-Qualität auf.

Erkauft wird die gute Leistung bei schlechtem Licht allerdings durch etwas zu hohe Lichtempfindlichkeit bei guten Lichtverhältnissen. Künstliche Lichtquellen wurden auf den Probebildern häufig zu hell herausgearbeitet und als grell leuchtende Flächen dargestellt. Die Fokussier- und Auslösezeiten sind dafür schnell und absolut schnappschusstauglich.

Durch die vergleichsweise niedrige Auflösung der Kamera verlieren die Fotos beim Vergrößern oder beim Ausschneiden einzelner Details leider schnell an Schärfe, für den Online-Gebrauch reicht die vorhandene Auflösung aber üblicherweise völlig aus. Einen physischen Auslöser gibt es nicht, dafür kann in den Einstellungen die Lautstärkewippe zum Auslöser umfunktioniert werden.

Kamera- und Foto-Apps mit großem Funktionsumfang
Erfreulich vielfältig sind die Funktionen der integrierten Kamera-App. Sie bietet nicht nur zahlreiche verschiedene Aufnahmemodi – etwa einen HDR-Modus – und eine Vielzahl kreativer Filter, sondern auch einen manuellen Modus, in dem der Nutzer Lichtempfindlichkeit, Belichtungszeit und eine Reihe anderer Parameter manuell einstellen darf.

Cool sind die nachträglichen Bearbeitungsmöglichkeiten, die sich durch die Tiefensensor-Kamera ergeben. Auf dem One M8 kann der Fokus bei einmal geknipsten Fotos nachträglich verändert werden, was Endergebnisse ermöglicht, die an Spiegelreflex-Aufnahmen mit unscharfem Hinter- und scharfem Vordergrund erinnern. Auch diverse künstlerische Effekten lassen sich nachträglich ins Bild einbauen.

Tadellose Funkausstattung, Universalfernbedienung an Bord
Anschlüsse hält das One M8 für microUSB-Kabel sowie Kopfhörer bereit. Ins Internet gelangt es über den Datenturbo LTE, zuhause auch über Gigabit-WLAN nach ".ac"-Standard. Bluetooth ist in der stromsparenden Version 4.0 an Bord und auch der Nahbereichsfunk NFC fehlt nicht. Zusätzlich zu den üblichen Sensoren und einem GPS-Modul wartet das Smartphone auch mit einem Infrarot-Modul auf, durch das es sich problemlos als Universalfernbedienung nutzen lässt.

Im Test erkannte die lernfähige Fernbedienungs-App sowohl einen betagten Panasonic-Plasmafernseher als auch eine relativ neue Sony-Stereoanlage ohne Probleme. Die kabellose Übertragung von Bild und Ton gelingt dank Miracast-Unterstützung sowie DLNA klaglos. "Beats Audio" hat das One M8 im Gegensatz zum Vorgänger nicht mehr, was der Klangqualität allerdings keinen Abbruch tut.

Toller Klang über die eingebauten Stereoboxen
Das Gerät klingt über Kopfhörer tadellos, erstaunt beim Erstkontakt aber vor allem durch seine exzellenten Stereoboxen an der Front. Die sind zwar nicht dafür gemacht, das Gerät als Radioersatz zu betreiben, beschallen einen kleinen Raum aber in durchaus brauchbarer Lautstärke. Und sie klingen dabei auch noch gut, spielen selbst bei hoher Lautstärke klare Klänge ohne Verzerrungen ab.

Beim YouTube-Schauen möchte man den tadellosen Klang der Stereoboxen nach kurzer Zeit nicht mehr missen und auch beim Klingeln profitiert man davon, macht das One M8 doch so deutlich zuverlässiger auf sich aufmerksam als andere Geräte. Was die Lautsprecher angeht, macht HTC niemand etwas vor: Schon der Vorgänger war die Referenz, was Klang angeht – und daran ändert sich auch beim One M8 nichts.

Hochwertiges und toll verarbeitetes Gerät
Wenig geändert hat sich auch beim Design und der Verarbeitungsqualität. Beides war beim ersten One bereits sehr gelungen und ist es auch beim One M8. Das aus gebürstetem Aluminium gefertigte Gerät sieht durch die Materialwahl nicht nur edel aus, sondern wirkt auch ausgesprochen solide. An der leicht abgerundeten Rückseite gibt nichts nach oder wackelt. Übermäßig große Spalten am Gehäuse waren im Test keine zu entdecken – im Gegenteil: Das Gerät wirkt wie aus einem Guss und offenbart am Gehäuse so gut wie keine sichtbaren Übergänge.

Durch die abgerundeten Kanten liegt es gut in der Hand, wobei es durch sein Alugehäuse auch haptisch ein angenehmes Erlebnis vermittelt. Gegen Fingerabdrücke ist das Metallgehäuse erfreulicherweise weitgehend immun. Alles in allem halten wir das One M8 für das aktuell am hochwertigsten verarbeitete Android-Smartphone, das sich auch vor Apples iPhones nicht zu verstecken braucht. Höchstens Sony kann hier am Android-Sektor einigermaßen mithalten.

Akku mit Spezial-Energiesparmodus
Der Akku des One M8 liefert 2.600 Milliamperestunden – relativ wenig für ein Smartphone mit fünf Zoll Bildschirmdiagonale. Andere Hersteller spendieren Fünfzöllern Akkus mit 3.000 Milliamperestunden und mehr. Schaden tut dem One M8 sein etwas kleinerer Akku in der Praxis aber nicht, reichte er im Test doch problemlos für einen Arbeitstag mit intensiver Nutzung aus, am Ende verblieben noch 50 bis 60 Proze Nacht Strom tanken muss. Selbst wenn es am Ende eines Tages noch mehr als die Hälfte seiner Stromreserven hat, würde es abseits des Ladegeräts bis zum Morgen so weit entladen, dass es den nächsten Tag nicht mehr ohne Weiteres überdauert. Wird es doch mal eng, bietet das One M8 einen Spezial-Energiesparmodus, bei dem alle nicht unbedingt notwendigen Funktionen deaktiviert werden und sogar der Prozessor gedrosselt wird. Bei vollem Akku soll es laut HTC in diesem Modus zwei Wochen durchhalten.

Android 4.4 mit Sense-6-Oberfläche
Als Betriebssystem nutzt das One M8 Android in Version 4.4, das HTC mit seiner hauseigenen "Sense"-Oberfläche in der mittlerweile sechsten Inkarnation überlagert. Die macht einen relativ aufgeräumten und schnörkellosen Eindruck und lief auf unserem Testgerät ruckelfrei.

Durch eine Reihe von Zusatz-Apps unterscheidet sich HTCs Interface von anderen Android-Varianten. So liefert die App "BlinkFeed" etwa direkt am Startbildschirm stets die aktuellsten Nachrichten und Infos aus sozialen Netzwerken und Nachrichtenseiten. krone.at-Schlagzeilen lassen sich erfreulicherweise dank RSS-Unterstützung auch hinzufügen.

Praktisch: Wie bei LG kann man jetzt auch bei HTC das Gerät durch das "Anklopfen" am Bildschirm entsperren. Eine Frage wirft das intuitiv bedienbare Sense 6 aber auf: Wie lang wird es wohl dauern, bis HTC neu erscheinende Android-Versionen an die hauseigene Oberfläche anpassen und ausliefern kann? Gut möglich, dass künftige Updates dadurch verzögert werden.

Fazit:Alu-Schönheit mit erstaunlich wenigen Schwächen
Was bleibt, ist ein exzellentes Android-Smartphone in einem absolut hochwertigen Alu-Gewand, das mit fast 700 Euro allerdings auch einen sehr stolzen Preis hat. Vor anderen High-End-Smartphones mit Android braucht sich HTCs One M8 definitiv nicht zu verstecken und selbst Apples in puncto Verarbeitung immer wieder hochgelobte iPhones bringt die Alu-Schönheit aus Taiwan in Bedrängnis. Aus einer Preis-Leistungsperspektive ist das One mit erweiterbarem Speicher, einer Vielzahl kostenlos verfügbarer Apps und den cleveren Zusatzfunktionen wie den Stereoboxen und dem Infrarot-Blaster letztlich sogar das bessere iPhone.

Einzig die Kamera des One M8 hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Durch die schnelle Auslösezeit und die gute Dämmerlichtleistung ist sie eine tolle Schnappschusskamera, die dank Tiefensensor und vielen Funktionen in der App auch kreativen Köpfen eine Freude machen dürfte. Dem gegenüber stehen allerdings die nur durchschnittliche Performance bei guten Lichtverhältnissen und die doch recht geringe Auflösung. Letztlich ist das aber Kritik auf hohem Niveau: Mit dem One M8 hat HTC das bis dato beste Smartphone 2014 in unser Testlabor geschickt. Mit Sonys Xperia Z2 und Samsungs Galaxy S5 scharren aber bereits gefährliche Konkurrenten in den Startlöchern.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele