Arena-Konzert

Marteria: Ein gefeierter Triumphzug in zwei Akten

Musik
12.03.2014 01:36
Deutschland-Festspiele in Wien: Dienstagabend schaffte es der angesagte Rapper Marteria nach Y-Titty am Freitag, Casper am Samstag und Milky Chance am Sonntag als vierter Künstler unserer Landesnachbarn innerhalb von fünf Tagen, eine Wiener Location auszuverkaufen. Neben einer gewaltigen Bühnenpräsenz und Songs aus dem Erfolgsalbum "Zum Glück in die Zukunft II" begeisterte der Rostocker vor allem mit seinem Alter Ego Marsimoto und älteren Songs.
(Bild: kmm)

Sein Heimatverein Hansa Rostock, bei dem Rapper Marteria einst Jugendspieler war und von der aus er von der deutschen Fußballlegende Horst Hrubesch sogar in den U17-Kader der Nationalmannschaft berufen wurde, dümpelt schon länger in der bedeutungslosen dritten Liga herum. Marteria, geborener Marten Laciny, hingegen ist drauf und dran, an die Spitze des Rap zu stürmen. Zumindest im deutschsprachigen Raum hat der 31-Jährige mit seinem brandneuen Album "Zum Glück in die Zukunft II" ein kleines Erdbeben ausgelöst und dem deutschen Parade-Rapper Casper einen imaginären Erfolgskampf angesagt.

Kult-Reminiszenzen
Die Wiener Arena ist vor Marterias Auftritt seit Wochen ausverkauft, händeringend bettelten die zu kurz Gekommenen in den sozialen Medien um Tickets. Schon der heroische Einmarsch während des theatralischen Intros gerät zum Triumphzug für den sympathischen Wahl-Berliner, der sich früher mit Modelaufträgen über Wasser hielt.

Ihm zur Seite stehen eine perfekt eingespielte vierköpfige Band, drei tadellose Backgroundsängerinnen und ein zum Schmunzeln anregendes Banner mit dem Albumtitel, das stilistisch passend an die legendäre "Zurück in die Zukunft"-Reihe mit Michael J. Fox erinnert.

Dem derzeitigen Boom ist sich der gut gelaunte Star schon früh bewusst. "Viele Leute haben mir gesagt, wir sollen die Show in eine größere Halle verlegen, aber das hier in der Arena ist genau richtig. Keine Pyrotechnik und noch nicht einmal Merchandise – einfach nur wir zusammen", spricht er und erinnert sich fast im selben Atemzug an einen Gig im Flex. Da ist von der "Lieblingsstadt Wien" die Rede, wird den "geilen Säuen", den Anwesenden, gedankt und propagandaartig "Eine Familie - ganz große Liebe - Wien" von der Bühne skandiert.

Hälfte eins etwas zu glatt
Die neuen Hits, die Marteria endgültig in die oberen Sphären der Industrie pushten, funktionieren erwartungsgemäß einwandfrei. "OMG!", das für seinen Sohn geschriebene "Gleich kommt Louis", "Lila Wolken" oder der Top-Hit "Kids (2 Finger an den Kopf)" verbinden gesellschaftliche Themen mit sanft-poppigem Hip-Hop - selbst leichte Swing-Anleihen lässt der Frontmann nicht außen vor. Zwischendurch dürfen auch Miss Platnum und ihr Freund und Support Kid Simius zur Verstärkung ans Mikro, was der hochprofessionellen und stimmungsvollen Show aber bis dorthin fehlt, sind die Ecken und Kanten.

Diese liefert Marteria im zweiten Teil des Abends im Übermaß. Während Miss Platnum ein mehr als gelungenes Kurz-Medley durch die Arena jagt, verwandelt sich der Star des Abends in sein Kiffer-Alter-Ego Marsimoto. Maskiert, ganz in Grün getaucht und von Bühnennebel umgeben, kommt nach einer knappen Stunde erstmals so etwas wie rohes Rap-Feeling auf. Songs wie "Grüner Samt" oder "Grünes Haus" sprechen eine eindeutige Sprache.

Umnebelte Partystimmung im "Green Wien"
Wenn Marsi "Green Wien, ich bin euer Vater" verkündet, ist die Stimmung am Kochen. Vom freundlichen und mit viel Pop-Appeal ausgestatteten Liebling der Massen zum hart rappenden Bühnengeist, der mit hochgepitchten Vocals und Trance-Beats für ausgelassene Partystimmung sorgt.

Diesen weitaus angriffigeren Takt haben auch die älteren Kompositionen Marterias, der nach seiner Rückverwandlung mit "Endboss", "Verstrahlt" und einem zünftigen Medley samt Reverenzen an die kultigen Prodigy ("Voodoo People") die Arena-Mauern zum Wackeln bringt. Die Fans fressen ihm dabei aus der Hand, hocken sich auf Geheiß zu Boden, zücken bei der Abschlussballade "Welt der Wunder" ihre Feuerzeuge und lassen sich sogar zu Schlachtrufen animieren.

Klangvolle Ironie
Zu diesem Zeitpunkt ist schon längst das große Gruppenschwitzen im Saal angesagt, als sich Marteria noch mal auf die Bühne jubeln lässt, um eine fast zweistündige Show mit dem beatlastigen "Crash dein Sound" abzuschließen. Übrigens eine Cover-Version von Marsimoto, was an Ironie und Doppelbödigkeit kaum zu überbieten ist.

Ein Bad im Publikum und zahlreiche La-Ola-Wellen später ist die in zwei Akte unterteilte Machtdemonstration des Künstlers zu Ende. Wenn man die Power der Marsimoto- und alten Marteria-Kompositionen noch einmal reflektiert, würde man sich künftig doch wieder etwas mehr "Fuck-Off-Attitüde" als am aktuellen Album wünschen. Auch wenn man Casper damit nicht rechts überholen kann.

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