"Bin zufrieden"

Schauspiel-Star Nadja Tiller wird 85

Adabei
15.03.2014 09:00
Als Nadja Tiller als Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt auf der Leinwand die Doppelmoral der Wirtschaftswunderzeit entblößte, war das 1958 ein Skandal - und lockte Millionen Zuschauer in die Kinos. Betritt die österreichische Schauspielerin, die am Sonntag 85 Jahre alt wird, heute das Café ihrer Hamburger Seniorenresidenz, wird getuschelt, zählt sie doch zu dessen prominentesten Bewohnern.

Die Wienerin und erste "Miss Austria" (1949) gab die Femme fatale schon in Streifen wie "Die Barrings" (1955). Filmemacher besetzten die Schauspielerin mit der leicht rauchigen Stimme bevorzugt als erotische Dame mit dem gewissen Etwas. "Manchmal hat das auch Spaß gemacht", sagt sie heute. "Für die damalige Zeit war ich eben eine sehr erotische Frau." Doch früher habe es sie auch genervt. "Ich musste mich mit Schmuck behängen und benehmen, wie sich - außer im deutschen Film - kein Vamp benimmt", beklagte sie mal.

Internationaler Durchbruch als Luxus-Callgirl
Die Rolle des Luxus-Callgirls war es jedoch, die ihr zum internationalen Durchbruch verhalf. Die Verfilmung der Lebensgeschichte jener Frankfurter Prostituierten, die 1957 ermordet aufgefunden worden war, bescherte der Schauspielerin zwar auch unangenehme Drehmomente, machte sie aber auch noch bekannter. Sie drehte mit Kollegen wie O.W. Fischer, der "mehr als schwierig war", und dem "phänomenalen" Jean Gabin. Auch Curd Jürgens, Yul Brunner, Mario Adorf und Jean-Paul Belmondo standen mit ihr vor der Kamera.

Privat war die Schöne längst vergeben: Beim Dreh zu "Schlagerparade" (1953) traf sie auf ihren Kollegen Walter Giller, der zur Liebe ihres Lebens wurde. Nicht nur privat waren die beiden, die 1956 heirateten, ein Traumpaar, auch in manchen Filmen. Tiller selbst mochte davon vor allem "Schloss Gripsholm". Das Geheimnis ihrer langen Ehe (mit manchen Seitensprüngen) lag für Giller in "Vertrautschaft" - "ein Mittelding zwischen Vertrauen und inniger Freundschaft".

"Mein Mann fehlt mir immer noch"
55 Jahre lang waren sie bis zu Gillers Tod 2011 verheiratet. "Mein Mann fehlt mir immer noch", sagt Tiller. "Nicht täglich und nicht ununterbrochen, aber es gibt so Augenblicke, in denen man denkt: Es wäre schön, wenn er jetzt da wäre." Doch Abschiede gehörten eben dazu. "Man muss sich von vielen Dingen im Leben verabschieden. Wir müssen ja leider alle irgendwann einmal gehen. Man muss lernen, das zu akzeptieren." Das Appartement ihres Mannes direkt neben ihrem eigenen hat sie behalten - "für Besucher".

"Zum Glück habe ich ganz wunderbare Kinder, eine Tochter und einen Sohn, und vier entzückende Enkelkinder", sagt sie. Aus dem Seniorenheim wieder auszuziehen, sei für sie nie infrage gekommen. "Ich fühle mich hier wirklich sehr gut aufgehoben", erzählt Tiller und betont: "Ich habe hier alles, was ich brauche. Man wird hier sehr verwöhnt." Außerdem begegne sie Menschen in ähnlichen Lebenssituationen: "Die als Paar zusammen hierhergekommen sind und wo ein Partner gehen musste. Das erinnert einen immer wieder daran, dass man nicht der einzige Mensch auf der Welt ist, dem so etwas passiert."

"Ich habe ein schönes Leben gehabt"
Mit einem von ihnen, dem Schauspieler Fritz Lichtenhahn, nahm sie im Seniorenheim das Hörspiel "Traumrollen" auf, das prompt zum Hörspiel des Jahres 2013 gekürt wurde. Film- oder Bühnenrollen will sie nicht mehr annehmen - zu anstrengend. "Gesundheitlich gibt es natürlich einige Zipperlein. Aber ich werde 85, da bleiben gewisse Probleme nicht aus." Ihr Wunsch zum Geburtstag, den sie mit der Familie in Zürich feiern möchte: "Es soll mir nicht schlechter gehen." Sie schaue gern auf all die Jahre zurück. "Ich habe ein schönes Leben gehabt", sagt sie, "ich bin zufrieden - was will ich mehr?"

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(Bild: kmm)



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