Kleine Sprach-Genies

Mehrsprachige Erziehung – was man wissen sollte

Leben
21.03.2014 14:39
Immer mehr Eltern legen heute Wert auf eine mehrsprachige Erziehung - sei es wegen familiärer Hintergründe, da auch die Eltern mehrsprachig leben, oder weil man selbst einsprachig aufgewachsen ist und dem Kind in seinem späteren Leben mehr Möglichkeiten eröffnen möchte.

Vielen Familien mit mulitnationalem Hintergrund ist es wichtig, dass auch ihr Kind diese Wurzeln mitbekommt und die Sprache der Großeltern sprechen kann. Immer stärker wird jedoch auch das Bestreben vieler, größtenteils besser situierter Familien, ihrem Kind dank zweisprachiger Erziehung im späteren Leben eine internationale Karriere zu ermöglichen.

Was können Kinder lernen?
Laut Sprachwissenschaftlern ist es kein Problem, ein Kind mehrsprachig zu erziehen – die Kinder seien dadurch nicht überfordert. In vielen Ländern ist dies sogar der Normalfall, da es zwei Amtssprachen gibt, wie etwa in Indien oder zahlreichen Ländern des afrikanischen Kontinents.

Wichtig bei der mehrsprachigen Erziehung ist jedoch, dass man selbst diese Sprache fließend beherrscht: Spricht man nur gebrochenes Englisch, ist es nicht zielführend, das Kind damit zu konfrontieren. Laut Experten sollte man in der Lage sein, seinen Alltag in beiden Sprachen gleich gut bewältigen zu können: Eine flüssige Konversation, in der man seine Emotionen ausdrücken, scherzen, sich ärgern oder beschweren kann, muss möglich sein, bevor man darüber nachdenken kann, seinem Kind diese Sprache von Anfang an zu vermitteln. Im Optimalfall sollte ein emotionaler Bezug zur Sprache gegeben sein.

Weiters gilt die Empfehlung, fixe Bezugspersonen je Sprache für das Kind zu haben, damit diesem die Trennung zwischen den Sprachen leichter fällt und es nicht sehr stark zu mischen beginnt: Beispielsweise kann die Mutter den - in Bezug auf das Wohnsitzland - fremdsprachlichen Teil, der Vater den muttersprachlichen Teil übernehmen. Zusätzlich entscheidet man sich für eine Sprache, in der gemeinsame Gespräche geführt werden können. Das hilft dem Kind dabei zu erkennen, dass es unterschiedliche Sprachen anwendet.

Ein anderer Ansatz sieht vor, dass eine der beiden Sprachen nur zu Hause, die andere nur im Alltag in Verbindung mit Dritten angewendet wird. So lernt das Kind, dass es eine "Daheim"-Sprache und eine "Draußen"-Sprache gibt und begreift damit den Unterschied.

Was bringt die Mehrsprachigkeit?
Langzeitstudien belegen, dass das Gehirn mehrsprachig aufgewachsener Kinder leistungsfähiger ist, was das Arbeitsgedächtnis angeht. Die Kinder sind beim Springen zwischen unterschiedlichen Aufgaben, und solchen, die eine rasche Lösungsfindung im Kopf erfordern, besser als Gleichaltrige, die einsprachig aufgewachsen sind. Dieser Vorteil bleibt übrigens bis ins hohe Alter erhalten: Auch Senioren, die mehrsprachig gelebt haben, reagieren noch im Alter schneller auf kognitive Reize.

Die Mehrsprachigkeit macht aus Sicht zahlreicher Experten jedoch nur dann Sinn, wenn sie auf natürliche Weise im Alltag integriert werden kann. Punktueller Unterricht ab dem Babyalter, in dem stundenweise eine Fremdsprache unterrichtet wird, die aber keine Verwendung findet, habe längerfristig kaum einen Effekt. Natürlich wird ein Grundstein gelegt, man muss jedoch auch sehr darauf achten, das Kind durch Freizeitstress und zu viel Unterricht nicht zu überfordern. Mehrsprachige Schulen oder Kindergärten dagegen, in denen der Tag des Kindes vielsprachig gestaltet ist, können wiederum sinnvoll sein.

Stolpersteine auf dem Weg
Es ist nicht weiter verwunderlich, wenn das Kind zwischenzeitlich die zweite Sprache ablehnt. Überlegen Sie in diesem Fall, wie wichtig Ihnen die Spracherziehung ist. Haben Sie den Eindruck, dass das Kind durch den zusätzlichen, vielleicht externen Unterricht gestresst und überlastet ist, dann sollten Sie das eine gewisse Zeit lang akzeptieren und eine Pause einlegen. Ist Ihnen die zweite Sprache sehr wichtig und wirklich Teil Ihres Alltags, machen Sie einfach weiter. Das Kind wird zwar für einige Zeit nur in der bevorzugten Sprache sprechen und antworten, aber meist handelt es sich nur um eine Phase, die überwunden wird. Im Erwachsenenalter sind die meisten Kinder dann froh, einen Bezug zu ihren Wurzeln zu haben oder eine gute Basis vermittelt bekommen zu haben.

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(Bild: kmm)



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