Sprayer in Haft

Fall “Puber”: Jagd auf Phantom wird Wien-Mythos

Österreich
07.03.2014 16:13
Der Graffitisprayer "Puber" sorgt weiter für Spekulationen: Ein 29-Jähriger wurde in Wien festgenommen, laut Polizei soll er für die Sprayaktionen verantwortlich sein. Phantom gefasst, Fall geklärt, oder? Doch der Verdächtige schweigt bislang zu den Vorwürfen, und im Internet halten sich hartnäckig Gerüchte, dass der selbst ernannte "Staatsfeind Nummer 1" weiter in Freiheit sei. Für weiteren Wirbel sorgt zudem ein Bild von der Festnahme. Darauf ist der mutmaßliche "Puber" unverpixelt zu sehen. Ein schwerer Verstoß gegen das Mediengesetz, wird kritisiert. Fest steht: Die Geschichte des Sprayers wird endgültig zum Wiener Mythos.

Ein anonymer Hinweis hatte die Polizei im Fall "Puber" am Donnerstagvormittag zu einer Wohngemeinschaft in Rudolfsheim-Fünfhaus geführt. Dort wurde der gesuchte Sprayer, zu dessen Ergreifung laut Medienberichten eigens ein Wiener Ermittler abgestellt war, vermutet. Abgeführt wurde dann ein in der WG lebender 29-jähriger Schweizer brasilianischer Abstammung aus dem Kanton Zürich.

Dieser hatte sich laut Angaben der Polizei zunächst vor den Beamten auf einem Vordach des Hauses versteckt, wurde dort aber entdeckt und vorläufig festgenommen. In der Wohnung fanden die Ermittler in einem Kamin ein Notebook, Spraydosen und andere Graffiti-Utensilien. Ebenso fand man eine gestohlene Identitätskarte.

Auch wenn die Beweisführung noch nicht abgeschlossen ist - so müssen nun etwa die Daten aus dem Notebook ausgewertet werden -, steht für die Ermittler fest: Sie haben "Puber" gefasst und damit dem Treiben ein Ende gesetzt, das seit Längerem das Bild der Bundeshauptstadt prägte und einen Sachschaden in der Höhe von mindestens 50.000 Euro verursachte. Die Jagd auf ein Phantom soll damit zu Ende gegangen sein.

Kommt Sprayer in Untersuchungshaft?
Doch trotz der Indizien, also den in der Wohnung sichergestellten Gegenständen, schweigt der 29-Jährige bisher zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, teilte die Polizei nun mit. Die Staatsanwaltschaft will nun darüber entscheiden, ob sie die Untersuchungshaft gegen den Schweizer beantragt, hieß es. Insider betonten allerdings, dass normalerweise gegen Sprayer keine U-Haft verhängt wird. Angezeigt wurden auch die drei Mitbewohner des Verdächtigen. Ihnen warf die Exekutive Begünstigung vor.

"Free Puber" auf Facebook gefordert
Das letzte Kapitel in dem Fall dürfte damit aber noch lange nicht aufgeschlagen sein: Denn so wie "Puber" selbst immer wieder für aufgeheizte Diskussionen über Graffiti und Kunst im Allgemeinen bis hin zur Verteufelung seiner Sprayaktionen sorgte, wird nun auch über die Festnahme des Schweizers heftig gestritten. So wird in Internetforen daran gezweifelt, dass es sich bei dem Festgenommen tatsächlich um "Puber" handelt. "Free Puber" wird zugleich auf Facebook von einer Initiative gefordert, die sich dagegen ausspricht, den Verdächtigen als schuldig abzustempeln.

Streit um Bild von "Puber"-Festnahme
Ins Visier der Kritik gerät in diesem Zusammenhang auch das Magazin "Vice". Dieses hatte am Donnerstag über die Verhaftung des 29-Jährigen mit dem spannungsgeladenen Titel "Der Feind aller Hausverwaltungen ist in Haft" berichtet. Die Glaubwürdigkeit von Aussagen der Mitbewohner des Mannes, die das Magazin veröffentlichte, wird allerdings ebenso infrage gestellt wie die Veröffentlichung eines Bildes von der Festnahme - ebenfalls durch "Vice".

In der Aufnahme wird der Verdächtige nämlich unverpixelt bzw. ohne den allseits bekannten schwarzen Balken vor dem Gesicht im Stiegenhaus nach seiner Festnahme gezeigt - was von Rechts wegen in Österreich so jedoch nur nach ausdrücklicher Erlaubnis des Betroffenen gestattet ist. "Interessant wie Vice den Anonymitätsschutz des Verdächtigen 'Puber' missachtet und mit vollem Gesicht an den Pranger stellt (7a MedienG)", kritisierte etwa "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk auf Twitter die Vorgehensweise des Magazins.

Wollte Verdächtiger Bild veröffentlicht sehen?
Andere Twitter-Nutzer wollen wiederum den Aussagen der Mitbewohner des mutmaßlichen "Puber" entnehmen, dass dieser ja bei seiner Festnahme selbst die Veröffentlichung des Bildes gefordert habe - da der Sprayer schließlich immer schon einen ausgeprägten Geltungsdrang hatte. Das entsprechende Zitat eines der WG-Bewohner lässt jedoch Raum für Interpretationen: "Wir sollten Kontakt zu seinem Vater und zu seiner Schwester aufnehmen, noch schnell ein Foto von ihm in Handschellen machen und dann zu euch ("Vice", Anm.) gehen, um ein paar Sachen über ihn klarzustellen."

"Puber": "Ich will einfach überall meinen Namen sehen"
Der Fall "Puber" beschäftigt unterdessen nicht nur die Wiener, auch die Schweizer Medien berichteten am Freitag ausführlich über die Festnahme ihres 29-jährigen Landsmannes. "Puber" dürfte der anhaltende Rummel um seine Person, der den Mythos des "Staatsfeindes Nummer eins" endgültig einzementiert, vermutlich nur recht sein. In einem Interview mit dem Schweizer "Tages-Anzeiger" hatte Puber im Jahr 2010 erklärt: "Ich will einfach überall meinen Namen sehen." Dieses Ziel hat er auf jeden Fall erreicht.

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