"Hatten Sie ein konkretes Ziel im Auge?", stellte der Vorsitzende des Schöffensenates am Landesgericht Salzburg, Richter Roland Finster, die Frage an den 39-Jährigen. "Nein, ich wollte nur fahren", lautete die Antwort. "Warum haben Sie den Wunsch verspürt, mit dem Bus zu fahren?", hakte der Richter nach. "Das weiß ich nicht, wahrscheinlich wegen meiner Krankheit. Es war spontan. Ich habe nicht gewusst, wo ich hinfahre."
Busfahrer: "Für mich war das ein Schock"
Betroffen von der Spritztour zeigte sich allerdings der Fahrer des Linienbusses, der an besagtem Tag Dienst hatte. "Für mich war das ein Schock. Ich habe noch an die Türe geklopft, der Mann hat aber nicht reagiert." Der 47-jährige Österreicher alarmierte sofort die Polizei.
Woher er denn wisse, wie man einen Omnibus fährt, wenn er doch keinen Führerschein dazu besitze, wollte Staatsanwalt Andreas Winkler von dem 39-jährigen Kroaten wissen. "Ich war einmal Zeitungsausfahrer", antwortete der Frühpensionist. Schneller als 40 km/h sei er wegen des zäh fließenden Verkehrs bei der Spritztour auch nicht gefahren.
Zeugin: "Habe panische Angst bekommen"
Eine 72 Jahre alte Zeugin, die an jenem Vormittag kurz nach 10.45 Uhr in den Bus der Linie 23 beim Salzburger Hauptbahnhof am Südtirolerplatz eingestiegen war und in Richtung Itzling-Obergnigl fahren wollte, war gleich stutzig geworden, weil der Lenker des Dieselbusses nicht den gewohnten Weg fuhr. "Ich fragte: 'Wo fahren Sie hin?' Er schaute mich nur verträumt an und fuhr weiter."
Als sie ihn ein zweites Mal gefragt und er abermals nicht reagiert habe, "habe ich panische Angst bekommen", erklärte die Frau vor Gericht. Um 10.57 Uhr und nach rund 500 Metern war schon die Exekutive zur Stelle. "Zwei Polizisten sind in den Bus hinein, haben ihn geschnappt und rausgezogen", war die 72-jährige Pensionistin aus Salzburg erleichtert.
Etwas verträumt wirkte der Kroate auch am Mittwoch während der gerichtlichen Befragung. Hin und wieder schmunzelte er. Dass er aufgrund seiner Tat Personen in ihrer Freiheit eingeschränkt hatte, wie ihm der Vorsitzende erläuterte, sei ihm nicht bewusst gewesen. "Daran habe ich nicht gedacht. Es tut mir leid", entschuldigte sich der 39-Jährige.
"Er wollte einmal Busfahrer spielen"
Verteidiger Stefan Launsky sagte, es gebe keinen Anhaltspunkt, dass sein Mandant den Vorsatz hatte, Personen für eine gewisse Dauer festzuhalten. "Er wollte einmal Busfahrer spielen." Der Zwölftonner wurde damals nicht beschädigt, es gab auch keine Verletzten.
Der Schöffensenat erteilte verschiedene Auflagen zu der bedingten Einweisung, insbesondere eine Drogenabstinenz, die Einhaltung der Medikamenteneinnahme und Bewährungshilfe.
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