Ursuppe-Experiment

Aminosäuren-Synthese für Titan im Labor simuliert

Wissenschaft
12.02.2014 15:53
Die Bausteine des Lebens konnten nicht nur auf der frühen Erde in der von Blitzen aufgeladenen Ursuppe entstehen, sondern möglicherweise auch auf dem Saturnmond Titan nach einem Asteroideneinschlag. Das berichtet ein Forscherteam mit Wiener Beteiligung, das die Bedingungen auf dem frühen Saturn-Trabanten im Labor nachgestellt hat, im Fachmagazin "Life".

Der Amerikaner Stanley Miller konnte anno 1953 zeigen, dass sich im Reagenzglas aus den Bestandteilen der frühen Erdatmosphäre und des Urzeit-Ozeans unter Einfluss von Blitzen Aminosäuren bilden, die Grundbestandteile für alle Lebewesen sind.

Ursuppe-Experiment wiederholt
Ein Forscherteam um Johannes Leitner von der Universität Wien und Dirk Schulze-Makuch von der Universität Washington (USA) wiederholte das Experiment mit einer Ammoniak-Wasser-Lösung und konnte zeigen, dass Leben nicht unbedingt reines Wasser als Lösungsmittel braucht, damit Aminosäuren wie Serin, Phenylalanin, Glutaminsäure, Arginin, Leucin, Isoleucin und Valin entstehen können.

"Dass es über diese Bausteine hinaus zu einer weiteren Entwicklung des Lebens, wie wir es kennen, auf dem Titan gekommen ist, ist allerdings höchst unwahrscheinlich", erklärte Leitner. Doch ähnliche Bedingungen würden heute auf Eismonden wie Europa (der den Planeten Jupiter umkreist) herrschen. "Man geht davon aus, dass er unter der Oberfläche einen Ozean besitzt, der mit Ammoniak angereichert ist", sagte er. Damit würde er genau das Lösungsmittel für die Entstehung von Lebensbausteinen bieten, das die Forscher in dem Experiment verwendet haben. Also könnte zum Beispiel auch auf dem Jupitermond die Entstehung von Leben funktionieren, meinte der Weltraumbiologe.

Erdähnlich und doch ganz anders
Titan ist der größte der über 60 Saturnmonde und der einzige, der eine nennenswerte Atmosphäre hat. Damit ähnelt der Mond unserer Erde äußerlich mehr als viele andere bekannte Himmelskörper. Zwar beträgt die Durchschnittstemperatur auf Titan nur minus 180 Grad Celsius, es gibt dort aber Bergketten, Dünen und sogar Seen aus flüssigem Methan (kleines Bild) und Ethan.

"Kurz nach der Entstehung des Titan, vor etwa 3,5 bis vier Milliarden Jahren, fanden in unserem Sonnensystem viel mehr Asteroideneinschläge als heute statt", weiß Leitner. Ein solcher Himmelskörper könne die Eisschicht des jungen Titan perforieren und dazu führen, dass sich auf der Oberfläche Seen aus Wasser und Ammoniak bilden, die sich bis zu 10.000 Jahren halten. Zeit genug, dass darin Aminosäuren entstehen. Auch die dazu hilfreichen Blitze gäbe es auf dem Titan, schreiben die Forscher in dem Fachartikel.

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