Fall Gurlitt

60 Kunstschätze in Salzburger Haus gefunden

Österreich
11.02.2014 14:44
Die viel diskutierte Sammlung des 81-jährigen Cornelius Gurlitt ist noch größer als bisher angenommen. In seinem Haus in Salzburg befanden sich nach Angaben von Gurlitts Sprecher bis Montag mehr als 60 wertvolle Kunstwerke - darunter Bilder von Monet, Renoir und Picasso. Die heimischen Behörden waren bei der Sicherstellung nicht involviert.

Gurlitt wird seit Ende 2013 von einem Juristen betreut. Rechtsanwalt Christoph Edel hatte nun die Sicherstellung der Salzburger Werke veranlasst, um sie vor Diebstahl zu schützen. "Im Auftrag von Cornelius Gurlitt werden diese Exponate von Experten auch hinsichtlich eines etwaigen Raubkunstverdachts geprüft. Nach vorläufiger Einschätzung auf Basis einer ersten Sichtung hat sich ein solcher Verdacht nicht erhärtet."

Zum Wert der Bilder konnte Gurlitt-Sprecher Stephan Holzinger, der bei der Sicherstellung ebenfalls vor Ort war, noch keinerlei Angaben machen. "Ich kann ja da nicht einfach mit dem Taschenrechner durchgehen, solche Angaben wären zum jetzigen Zeitpunkt völlig unseriös."

Die Augsburger Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen gegen Gurlitt unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung leitet, wollte die Aktion am Dienstag nicht kommentieren. "Das haben wir mit Interesse zur Kenntnis genommen, kommentieren es aber nicht weiter," hieß es.

Heimische Behörden nicht involviert
Die Sicherstellung der Salzburger Bilder dürfte rein privat erfolgt sein. Die heimischen Behörden waren offenbar nicht in die Aktion eingebunden und hatten am Dienstag auch keine Kenntnis über das Auftauchen der 60 Kunstwerke. "Mir ist das völlig unbekannt. Von uns aus ist keine Hausdurchsuchung angeordnet und auch keine Verfügung getroffen worden", erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Marcus Neher.

Bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien lag ebenfalls nichts gegen den Kunstsammler vor. Auch Polizei und die Finanzbehörden waren offenbar nicht involviert. "Bei uns weiß niemand etwas davon. Das Bundeskriminalamt weiß ebenfalls nichts", so Polizeisprecher Anton Schentz. "Der österreichische Zoll war nicht involviert", lautete die knappe Stellungnahme aus dem Finanzministerium.

Sammlung mit über 1.400 Werken gefunden
In Cornelius Gurlitts Münchner Wohnung hatten Ermittler die verschollen geglaubte Sammlung seines Vaters Hildebrand entdeckt und bereits im Februar 2012 beschlagnahmt. Gurlitt war einer von Hitlers Kunsthändlern. Unter den Bildern befanden sich u.a. Werke von Picasso, Chagall, Matisse, Beckmann und Nolde. Der Wert der Sammlung liegt bei rund 30 Millionenn Euro.

Publik war der spektakuläre Fund mit weit mehr als 1.400 Werken erst im vergangenen Herbst geworden. Nach Angaben der eingesetzten Taskforce von Ende Jänner wurden bisher 458 Objekte als mögliche NS-Raubkunst identifiziert, Teile der Sammlung dürften aber auch zu der privaten Sammlung von Gurlitts Vater gehören.

Staatsanwalt: "Es wird keinen Deal geben"
Nach Ansicht Gurlitts und seiner Anwälte wurden die Bilder zu Unrecht beschlagnahmt. Gurlitt will die Werke deshalb zurück. Die komplizierte Aufklärung der Besitzverhältnisse obliegt der Staatsanwaltschaft Augsburg. Der leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz bekräftigte: "Ganz klar ist: Es wird keinen Deal, Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Rückgabe der Bilder oder Ähnliches, geben."

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