300-Euro-Farce

Trauerspiel: Fensterputz-Roboter Winbot im Test

Elektronik
09.02.2014 09:00
Er ist das bislang exotischste Gerät, das es 2014 ins krone.at-Testlabor geschafft hat: der Fensterputzroboter Winbot. Der kleine Saubermann saugt sich durch die Bildung eines Vakuums unkompliziert ans Fenster und fährt es mit seinen Putztüchlein ab, bis es sauber ist. Das verspricht zumindest Hersteller ECOVACS. Im Praxistest versagte die 300-Euro-Haushaltshilfe dann aber auf ganzer Linie.

Wer das Fensterputzen so innig liebt wie der Teufel das Weihwasser, wird angesichts der Möglichkeit, die ungeliebte Tätigkeit endlich an einen künstlichen Lakaien abzugeben, zunächst einmal hocherfreut sein. Allerdings nur so lang, bis er den Winbot zum ersten Mal ans Fenster hängt und das traurige Spektakel beobachten muss. Aber der Reihe nach.

Roboter bewegt sich "autonom" übers Fenster
Zunächst zur Funktionsweise des Winbot: Der kleine Fensterputzroboter saugt sich wie bereits angesprochen zum Putzen am Fenster fest und reinigt selbiges in drei Stufen. An der Vorderseite des Roboters weicht ein mit Putzmittel benetztes Tüchlein beim Fahren den Schmutz am Fenster auf. Eine Gummilippe im hinteren Teil des Roboters wischt das entstandene Putzmittel-Dreck-Gemisch auf, ein trockenes Mikrofasertuch am Heck des Roboters beseitigt letztlich die Spuren dieser Aktion.

Dabei bewegt sich der Roboter autonom über das Fenster und soll am Ende des Putzvorgangs alle Verschmutzungen beseitigt haben. Das Wörtchen "autonom" sollte man in diesem Zusammenhang allerdings eher durch "nach dem Zufallsprinzip" ersetzen.

Robo-Routenplanung wirkt bestenfalls zufällig
Tatsächlich fährt der Roboter nämlich meist einfach geradeaus, bis er mit seinem Berührungssensor an ein Hindernis, also den Fensterrand stößt. Anschließend wechselt er die Richtung und fährt weiter, bis er ans nächste Hindernis stößt und die nächste Kurskorrektur einleitet. Effizient ist das nicht, nach ausreichend langer Putzdauer sollte jedoch jeder Punkt am Fenster erreicht worden sein. Zumindest, wenn man den Winbot im Betrieb nicht bereits nach kürzester Zeit entnervt in den Ruhestand geschickt hat und selbst Hand anlegt.

Das Gerät ist nämlich beim Putzen nicht nur langsam, sondern durch den Ansaugmechanismus des Vakuums auch so laut wie ein Kaffee-Vollautomat. Und dass das Ganze nur bei Verwendung des Netzkabels funktioniert, macht es unpraktisch in der Handhabung. Bis die Verlängerungskabel zum Fenster verlegt sind, wäre selbiges manuell auch schon fertig geputzt. Von der komplizierten Inbetriebnahme des Winbot ganz zu schweigen.

Die Putzergebnisse selbst sind solide, aber nicht überragend. Obwohl der Winbot - inklusive Vorbereitung - gut und gerne 15 Minuten mit einer normalen Balkontür beschäftigt ist, hatte er im Test Schwierigkeiten, Fingerabdrücke von der Scheibe zu entfernen. Auch an den Rändern war das Ergebnis nicht ideal, manche Stellen - vor allem in den Ecken - putzt der Fensterputzer nur unvollständig.

Teuer, kompliziert, laut, umständlich, langsam
Ein Lichtblick bleibt: Auch wenn der Winbot teuer, kompliziert, laut, umständlich und langsam ist, so macht zumindest die Fernsteuerung mittels beiliegender Fernbedienung Laune. In diesem Modus darf der Nutzer den Winbot lässig vom Sofa aus über das Fenster lenken und selbst festlegen, nach welchem Muster das Fenster abgefahren wird. Im Zweifelsfall ist das schneller als der autonome Putzmodus. Manuell wäre das Fenster freilich trotzdem dreimal fertig geputzt, bevor der Winbot auch nur einmal alles abgefahren ist.

Erwähnenswert, aber ob des fürchterlichen Gesamteindrucks auch nicht mehr wichtig: Der Hersteller rät, den Winbot nicht bei Temperaturen unterhalb von fünf Grad zu verwenden. Im Winter kann man sich die Außenreinigung der Fenster also an den Hut stecken. Da passt die Empfehlung, den Winbot nie unbeaufsichtigt putzen zu lassen und ihn beim Putzen höherer Fenster mit einem beiliegenden Saugnapf und einem zwischen Winbot und Saugnapf gespannten Seil zu sichern, gut ins Bild. Dass das Gerät durch seine eckige Bauweise keine Rundbogenfenster putzen kann, ist da auch schon egal.

Fazit: Vieles ließe sich noch über die "Fähigkeiten" des Winbot sagen, letztlich ist es aber schlicht ein überteuertes Spielzeug für Technik-Freaks, das in der Kerndisziplin, für die es entwickelt wurde, kläglich versagt. Der Winbot ist teuer, laut, kompliziert, unpraktisch, langsam und unzuverlässig – und putzt die Fenster dabei nicht einmal besser als der Redakteur, der die meisten dieser Attribute beim Fensterputzen bisher eigentlich für sich verbucht hatte.

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