Mehrere Kinder tot

18 Tote bei US-Luftangriff auf Pakistan

Ausland
14.01.2006 16:58
Bei einem mutmaßlichen US-Luftangriff auf El-Kaida-Vize Eiman el Sawahiri in Pakistan sind 18 Menschen getötet worden, darunter auch mehrere Kinder. Der 54 Jahre alte Chefideologe und Stellvertreter von Terrorchef Osama bin Laden sei nicht unter den Opfern, sagte ein Armeevertreter am Samstag. Der Angriff auf ein Dorf im Grenzgebiet zu Afghanistan habe auf falschen Informationen beruht. Informationsminister Sheikh Rasheed Ahmed sagte dem US-Fernsehsender CNN, der US-Botschafter in Islamabad werde einbestellt. Pakistan ist ein enger Verbündeter der USA im Anti-Terror-Kampf.

In einer am Samstagabend veröffentlichten Stellungnahme des pakistanischen Außenministeriums hieß es: "Nach vorläufigen Untersuchungen gab es eine ausländische Präsenz in der Gegend." Vermutlich seien die ausländischen Kräfte aus Afghanistan gekommen, wo die USA mächtige Truppenverbände stationiert haben. "Als Ergebnis dieser Tat verloren unschuldige Zivilisten ihr Leben, was wir verurteilen." Islamabad werde das Thema beim nächsten Treffen der afghanisch-pakistanisch-amerikanischen Kommission zur Sprache bringen, die den Anti-Terror-Krieg im Grenzgebiet koordiniert.

Das US-Verteidigungsministerium distanzierte sich von dem Luftangriff. "Uns liegen keine Berichte über den Einsatz von Koalitions-Flugzeugen in der Gegend vor, aus der über Explosionen berichtet wurde", sagte eine Pentagon-Sprecherin in Washington am Samstag. Damit blieb offen, ob möglicherweise der US-Geheimdienst CIA für den Angriff verantwortlich ist.

Das Dorf Damadola im halbautonomen Stammesgebiet nahe der Grenze zu Afghanistan war am Freitag aus der Luft beschossen worden, mehrere Häuser wurden zerstört. Augenzeugen sagten, US-Kampfhubschrauber aus Afghanistan hätten angegriffen. In anderen Berichten war von amerikanischen Kampfjets und Raketen die Rede gewesen.

Die pakistanische Regierung nannte den Vorfall eine "höchst verwerfliche Tat". Informationsminister Ahmed sagte: "Wir wollen dem Volk versichern, dass wir nicht erlauben werden, dass sich so ein Vorfall wiederholt." Stammesangehörige demonstrierten am Samstag gegen den Luftangriff. Nach Augenzeugenberichten nahmen etwa 3000 Menschen an einer friedlichen Protestkundgebung in der Stadt Khar teil. Sie skandierten antiamerikanische Parolen. Redner sprachen von einem "Massaker an unschuldigen Zivilisten".

US-Medien berichteten übereinstimmend, die Geheimdienste hätten einen Tipp gehabt, dass El Sawahiri sich in einem bestimmten Haus in der Ortschaft Damadola aufhalte. Daraufhin sei der Raketenbeschuss angeordnet worden. Der US-Sender ABC berichtete unter Berufung auf pakistanische Quellen, unter den Toten seien mindestens fünf ranghohe El Kaida-Mitglieder. Die Gegend gilt als Rückzugsgebiet für Anhänger der radikalislamischen Taliban und des Terrornetzes El Kaida.

Sawahiri war in einem vergangene Woche aufgetauchten Video zu sehen gewesen, in dem er US-Präsident George W. Bush aufrief, seine Niederlage im Irak einzugestehen. Der El-Kaida-Chefideologe steht auf der Liste der 18 meistgesuchten Terroristen der US-Bundespolizei FBI an zweiter Stelle hinter Bin Laden. Er wurde in den USA 1998 nach den verheerenden Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Tansania und Kenia angeklagt. Auf seine Ergreifung hat das FBI eine Belohnung von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.

Pakistan hatte erst vor wenigen Tagen offiziell Protest bei den US-Streitkräften in Afghanistan wegen Beschusses über die Grenze hinweg eingelegt, bei dem acht Pakistaner getötet worden waren.

Die pakistanische Regierung hatte vor den Anschlägen vom 11. September 2001 die radikalislamischen Taliban im Nachbarland unterstützt. Präsident Pervez Musharraf stellte sich anschließend aber an die Seite der USA im Anti-Terror-Kampf. Er gerät dafür im eigenen Land immer wieder in die Kritik. Pakistan hat in den vergangenen vier Jahren rund 700 Terrorverdächtige festgenommen und an die USA ausgeliefert, darunter auch eine Reihe der Meistgesuchten.

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