Hirnveränderungen

Cannabis-Konsum in Schwangerschaft schadet Kind

Wissenschaft
27.01.2014 12:42
Der Konsum von Cannabis während der Schwangerschaft hat negative Folgen für die Gehirnentwicklung des ungeborenen Kindes. Das geht aus einer internationalen Studie unter der Leitung von Forschern am Zentrum für Hirnforschung an der MedUni Wien hervor. Demnach beeinflusst Cannabis insbesondere die Art, wie sich Nervenzellen miteinander vernetzen.

Betroffene Kinder können dadurch Informationen in weiterer Folge nur in einem eingeschränkten Ausmaß verarbeiten, so die Wiener Wissenschaftler, die zusammen mit Kollegen des schwedischen Karolinska Institutet und der Mount Sinai School of Medicine in den USA versucht haben, die molekulare Basis der psychoaktiven Cannabis-Komponente Tetrahydrocannabinol (THC) zu entschlüsseln.

Fehlerhafte Entwicklung in der Gehirnrinde
Der THC-Konsum Schwangerer hat demnach für das Gehirn der ungeborenen Kinder eine deutlich fehlerhafte Entwicklung von Nervenzellen in der Gehirnrinde zur Folge. Die Studie unterstrich, dass auch nach der Geburt langfristige Schädigungen hervorgerufen werden können.

Die Gehirnrinde organisiert beim Menschen die höheren kognitiven Funktionen und steuert die Bildung von Erinnerungen. THC hat laut Angaben der Forscher einen negativen Einfluss darauf, ob und wie sich die strukturelle Basis und die Kommunikationsleitungen zwischen den Nervenzellen, die sogenannten Synapsen und Axone, entwickeln und wie diese funktionieren.

THC hemmt Protein für Nervenwachstum
Hinsichtlich der Wirkung von THC konnte man "Stathmin-2" als wichtiges Zielprotein identifizieren, dessen Verlust ein wesentlicher Grund für das fehlerhafte Nervenwachstum ist. Die Studienautoren betonten, dass die Cannabis-Exposition in experimentellen Modellen genau übereinstimmt mit der fetalen Entwicklungsperiode, während der Nervenzellen untereinander Verbindungen herstellen.

Laut Harkany, der als Professor für molekulare Neurowissenschaften im Zentrum für Hirnforschung an der MedUni Wien und am Karolinska Institut in Stockholm forscht, können diese Entwicklungsdefizite bei den Betroffenen lebenslange Veränderungen der Gehirnfunktion hervorrufen.

Kleine Veränderungen, große Wirkung
Nicht alle Kinder, die während einer Schwangerschaft dem Einfluss von Cannabis ausgesetzt waren, würden unter unmittelbaren und offensichtlichen Defiziten leiden, heißt es. Die von den Wiener Wissenschaftern gezeigten Gehirnveränderungen könnten jedoch selbst bei vergleichsweise kleinen Schädigungen das Risiko für spätere neuropsychiatrische Erkrankungen deutlich erhöhen.

"Selbst wenn THC nur zu kleinen Veränderungen führt, kann seine Wirkung ausreichen, um das Gehirn für Stressoren oder Krankheiten zu sensibilisieren, die bei den Betroffenen später neuropsychiatrische Erkrankungen hervorrufen", fasste Harkany die Risiken zusammen.

Medizinische Cannabis-Verwendung sinnvoll
Trotz dieser negativen Wirkungen betonten die Forscher, dass zwischen der privaten Nutzung und der medizinischen Anwendung von Cannabis eine klare Unterscheidung getroffen werden muss: "Die medizinische Verwendung von Cannabis ist sinnvoll, soweit es sich um die Behandlung von Krankheiten handelt. Bei der Verwendung von Cannabis während einer Schwangerschaft ist es jedoch genau umgekehrt. Der Konsum während der Gehirnentwicklung beeinträchtigt ein physiologisch intaktes und sehr sensibles System, mit weitreichenden Folgen für die betroffenen Babys und Kinder."

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