Erbgutanalyse zeigt:

Europäer waren länger dunkelhäutig als angenommen

Wissenschaft
27.01.2014 09:25
Vorfahren des Menschen in Europa hatten offenbar viel länger eine dunkle Hautfarbe als bisher angenommen. Die Analyse der DNA eines vor rund 7.000 Jahren in Spanien lebenden Jägers und Sammlers ergab, dass der Vorfahre dunkle Haut und blaue Augen hatte, wie es in einer am Sonntag im Fachblatt "Nature" veröffentlichten Studie heißt.

Bisher waren Forscher davon ausgegangen, dass Menschen in der Mittelsteinzeit vor zwischen 10.000 und 5.000 Jahren wegen der geringeren UV-Strahlung in Europa bereits helle Haut hatten.

Forscher des spanischen Instituts für Evolutionsbiologie in Barcelona untersuchten DNA-Material aus einem Zahn eines gut erhaltenen Skelettes (im Bild rechts), das 2006 in der Höhle La Brana-Arintero im Nordwesten Spaniens gefunden wurde. Es war die erste komplette Erbgutanalyse eines europäischen Jägers und Sammlers. Die Wissenschafter fanden heraus, dass der untersuchte Vorfahre - nach seinem Fundort "La Brana 1" getauft - dunkle Haut, dunkle Haare und blaue Augen hatte.

Helle Hautfarbe erst seit 5.000 Jahren
"Bisher wurde davon ausgegangen, dass sich eine helle Hautfarbe in Europa bereits recht früh entwickelte, im Jungpaläolithikum, vor zwischen 50.000 und 10.000 Jahren", sagte Studienautor Carles Lalueza-Fox. "Das ist aber eindeutig nicht der Fall." Womöglich habe sich eine helle Hautfarbe erst in der Jungsteinzeit entwickelt, die vor 5.000 Jahren begann.

Grund dafür könnte sein, dass sich in dieser Zeit die Landwirtschaft entwickelte. Die bisherigen Jäger und Sammler änderten in der Folge ihre Essgewohnheiten und nahmen weniger Vitamin D zu sich. Der Mensch kann das Vitamin auch bei Sonnenkontakt über die Haut bilden, helle Haut kann aber mehr Vitamin D bilden als dunkle Haut - es gab also einen evolutionären Anreiz für die Entwicklung einer helleren Haut.

Mensch konnte weder Milch noch Stärke verdauen
Die Forscher fanden durch die Erbgutanalyse auch heraus, dass der - nach seinem Fundort benannte - La-Brana-Mensch zudem weder Milch noch Stärke verdauen konnte. Die genetischen Voraussetzungen dazu hätten sich vermutlich erst mit der Einführung der Landwirtschaft in der Jungsteinzeit entwickelt, schlussfolgern die Wissenschaftler.

Allerdings besaß der untersuchte Jäger und Sammler bereits ein Immunsystem, das ihn weniger empfindlich gegenüber Krankheitserregern machte, die von Tieren übertragen werden. Diese genetische Veränderung habe also offenbar bereits vor der Haltung von Vieh begonnen, heben Lalueza-Fox und seine Kollegen hervor. Bisher gingen Evolutionsbiologen davon aus, dass diese modernen Genvarianten erst mit der Viehzucht Einzug gehalten hätten.

Das Forscherteam verglich das Genom auch mit dem früherer und heutiger Menschen. Dabei stellte sich heraus, dass der Jäger und Sammler mit einer Menschengruppe verwandt ist, die einst in ganz Europa und bis zum Baikalsee in Russland verbreitet gewesen sei.

Genetisch wenig verwandt mit Ötzi
Das stimme auch mit Funden kultureller Gegenstände überein, etwa Venus-Figuren, die in einem Gebiet von Westeuropa bis Sibirien gefunden worden seien, schreiben Lalueza-Fox und Kollegen. Der Genpool dieser Gruppe könnte teilweise in heutigen Nordeuropäern erhalten geblieben sein. Eine geringe genetische Verwandtschaft fanden die Wissenschaftler zur Ötzi, der vor etwa 5.300 Jahren in den Alpen starb.

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