Weltraumfarce

Da hilft auch kein Patch mehr: “X Rebirth” im Test

Spiele
13.01.2014 13:56
Bei Fans von Weltraum-Simulationen genießt die "X"-Serie des deutschen Entwicklerstudios Egosoft einen guten Ruf. Raumkämpfe, der Aufbau einer eigenen Flotte und der Handel mit verschiedensten intergalaktischen Fraktionen standen stets im Mittelpunkt der Saga – und sollten mit "X Rebirth" fünf Jahre nach dem letzten Teil in die Neuzeit befördert werden. Tatsächlich ist Egosoft mit dem Neustart der Weltraumserie allerdings gescheitert.

Das liegt gar nicht mal so sehr an der Handlung von "X Rebirth". Als Kapitän des etwas heruntergekommenen Raumschiffs Albion Skunk erforscht der Spieler gemeinsam mit seiner Kopilotin Yisha die unendlichen Weiten des Alls, wehrt sich gegen Angreifer, nimmt an großen Raumstationen Aufträge an – und findet sich im Verlauf der Einzelspielerkampagne wiederholt zwischen den Fronten rivalisierender Fraktionen wieder.

Schlachten, Handel, Entdeckungsreisen
Wie schon in den Vorgängerspielen beschränkt man sich dabei nicht darauf, mit dem eigenen Raumschiff durch die Galaxis zu schippern, sondern baut nebenbei auch eine Flotte auf. An die nötigen Rohstoffe kommt man vor allem durch den Handel an den großen Raumstationen im Universum von "X Rebirth", aggressivere Naturen dürfen aber auch einfach den Piraten rauslassen und andere Schiffe kapern.

Wer sich wirklich fleißig dem Aufbau seiner Flotte widmet und viele Stunden investiert, wird am Ende dann auch tatsächlich mit Raumstationen und riesigen Raumschiffen belohnt, die unter seinem Kommando stehen. Allerdings: Aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen darf der Spieler seine neuen Giganten des Alls nicht selber steuern. Während in früheren "X"-Teilen das Raumschiff des Spielers getauscht werden konnte, ist er in "Rebirth" auf die Albion Skunk beschränkt.

Gameplay-Probleme am laufenden Band
Das ist ärgerlich, allerdings noch eines der kleineren Probleme in "X Rebirth". Das Spiel wirkt nämlich selbst Wochen nach der Veröffentlichung so, als wäre es viel zu früh veröffentlicht worden. Selbst nach unzähligen Patches ist "X Rebirth" noch weit davon entfernt, ein würdiger Nachfolger für seine Vorgänger zu sein. Und viele Schwächen sind wohl gar nicht so leicht zu beheben.

Dazu zählt etwa die schwache künstliche Intelligenz der Gegner, aber auch der angeheuerten Kapitäne in der eigenen Flotte. In Raumkämpfen scheint es, als würden die Gegner stets die gleichen Manöver fliegen und den Wummen des Spielers nur sehr widerwillig ausweichen, was sie recht schnell zu Kanonenfutter verkommen lässt. Selbst große Kriegsschiffe sind durch die KI-Schwäche leichte Beute.

Und die computergesteuerten Raumschiffe der eigenen Flotte vergessen bei einfachen Handelsflügen mitunter das Auftanken. Das Resultat: Nach einigen Spielstunden kann es vorkommen, dass man auf ein antriebslos herumtreibendes Schiff der eigenen Flotte stößt, das eigentlich nur einen simplen Botenflug zwischen zwei Raumstationen erledigen sollte. Und der künstliche Depp, der den Frachter kommandiert, hat noch nicht mal einen Notruf abgeschickt.

Verschachtelte Menüs, weite Reisen
Neben der künstlichen Dummheit im All ist auch die Bedienung von "X Rebirth" mühsam. Die hässlichen Menüs, die ins Cockpit der Albion Skunk integriert sind, verstecken wichtige und häufig gebrauchte Punkte oft in Untermenüs und verlangen dem Spieler entsprechend viel Klickarbeit ab. Gleichzeitig fehlen im Menü aber wichtige Punkte, weil diese nicht per Menü, sondern nur durch Interaktion im All zu erledigen sind.

So fehlt der Albion Skunk etwa ein vernünftiges Handelsmenü. Handel wird getrieben, indem der Spieler Raumstationen besucht und dort die entsprechenden Einrichtungen anfliegt. Und auch Aufträge können nur persönlich auf den Raumstationen angenommen werden. So verkommt die Suche nach Missionen ebenso wie das Handeln nach kurzer Zeit zu langweiligen Flügen von A nach B, die sich in einer Zukunft, in der Schiffe und Stationen mit Kommunikationsmodulen ausgestattet sein sollten, einfach fürchterlich rückständig anfühlen.

Zumal es mitunter vorkommt, dass der Spieler für eine Mission erst mal zehn Minuten auf der Weltraumautobahn zurücklegt, bevor er sich weitere zehn Minuten mit dem Schiffsantrieb zur nächsten Raumstation weiterquält. Nur um dort einen weit entfernten Frachter aus der eigenen Flotte dazu zu veranlassen, bestimmte Waren zu liefern – wenn ihm denn der Sprit nicht ausgeht.

Fade Innenlevels, zahlreiche Bugs
Apropos Raumstationen: Die sind – ebenso wie das Schiff des Spielers – begehbar, was grundsätzlich eine nette Idee ist. Weil allerdings offenbar nur eine sehr begrenzte Auswahl an Texturen und Gegenständen für die Innenbereiche zur Verfügung stehen, sehen die Stationen irgendwie alle gleich aus. Der Spaß am Erkunden geht entsprechend schnell verloren.

Neben diesen Schwächen im Spielfluss und bei der Umsetzung an sich verärgert "X Rebirth" Spieler dann auch noch mit einer Vielzahl an Bugs. Trotz einer Patch-Flut in den vergangenen Wochen – zu Beginn war "X Rebirth" kaum spielbar – kämpft das Game immer noch mit Abstürzen und Fehlern.

Beim Test kam es vor, dass für eine Mission relevante Dinge nicht richtig funktionierten und nur das Laden des letzten Spielstandes Linderung brachte. Und immer wieder suchten Bluescreens den Testrechner heim. Als ob der durch die hohen Hardware-Anforderungen nicht schon genug gelitten hätte. "X Rebirth" läuft nämlich selbst auf starken Rechnern nicht immer flüssig.

Extremer Hardwarefresser
Die Grafikqualität rechtfertigt die enormen Anforderungen dabei nur teilweise. Das All selbst sieht mit seinen bunten Nebeln, leuchtenden Sternen, spektakulären Raumstationen und teils monströsen Schiffen stellenweise richtig gut aus. Vor allem an den Raumstationen und Schiffen lässt Egosoft Liebe zum Detail erkennen und animiert den Spieler so dazu, die gigantischen Konstruktionen von allen Seiten zu betrachten und genau anzuschauen.

Gleichzeitig gibt's dann aber auch wieder furchtbar langweilige Innenlevels mit den stets gleichen Texturen und Objekten. Und die Gesichter der in den sterilen Gängen verstreuten Charaktere hat man bei anderen Games vor fünf Jahren schon besser gesehen.

Schwache Sprachausgabe, Musik okay
Da passt es, dass die Sprachausgabe nicht gerade berühmt geworden ist und nur selten zu den Lippenbewegungen der Charaktere passt. Auch bei der Wahl der Sprecher hat Egosoft nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen. Aber immerhin: Der Soundtrack von "X Rebirth" ist gelungen und untermalt das Geschehen am Bildschirm angenehm unaufdringlich.

Bei der Steuerung krankt "X Rebirth" vor allem an den unübersichtlichen Menüs. Die Albion Skunk selbst steuert sich mit Maus und Tastatur recht intuitiv und ist auch mittels Gamepad gut durchs All zu dirigieren.

Fazit: "X Rebirth" wirkt auch einige Wochen nach Release noch so, als wäre es Monate zu früh auf den Markt geworfen worden. Dieser Eindruck fängt bei spielerischen Schwächen an und zieht sich über die misslungenen Menüs, die miese KI, die extremen Hardwareanforderungen bis hin zu den faden Innenlevels durch. Da hilft es auch nicht, dass die Optik des Weltalls oft recht hübsch ist und die Idee hinter "X Rebirth" Potenzial hätte. Schade, schließlich warten Genrefans schon lang auf eine gelungene Weltraumsimulation im zeitgemäßen Gewand.

Plattform: PC
Publisher: Koch Media
krone.at-Wertung: 4/10

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