Der einsame Segler

Redford: “Superhelden interessieren mich nicht”

Kino
11.01.2014 14:35
Man kann zum Comeback auch schwimmen. Oder segeln. Robert Redford tut beides in "All Is Lost" (Trailer und krone.at-Filmkritik in der Infobox), einem 106-Minuten-Film, in dem der 77-Jährige der einzige Darsteller ist. Dafür wurde er mit einer Nominierung als Bester Hauptdarsteller bei den Golden Globes belohnt, die am Sonntag vergeben werden.

Hollywood hatte ihn schon abgeschrieben. Robert Redford galt die letzten fünfzehn Jahre als der Mann, der sich mit seinem Sundance Institute und Festival gegen die großen Studios auflehnte und als Schauspieler und Regisseur nur noch politische Filme machte, die wenig Geld einspielten. Dass alt gut ist, beweist er nun als einsamer Segler auf hoher See.

"Krone": Sie sind mit einer Hamburgerin verheiratet, die in der Hafenstadt professionelle Ruderin war. Wie gut sind Sie im Wasser?
Robert Redford: Ja, meine Frau war Ruderchampion in Hamburg. Ich war immer sehr gut im Wasser, weil ich in Santa Monica aufwuchs und von klein auf surfen war. Und ich schwamm in Wettbewerben. Ein Sturm auf hoher See, so, wie er im Film gezeigt wird, ist eine andere Sache. Das habe ich nie erlebt. Ich kenne turbulentes Wetter aus den Bergen. Und in der Luft. Ich war in einem Jet, bei dem neun Minuten alle Triebwerke ausfielen, in dem wir 7.000 Meter gefallen sind. Da denkst du, das war's jetzt. Ich kenne also Situationen, in denen es ums pure Überleben ging, aber niemals so wie im Film.

"Krone": Wie reagierten Sie, als Sie das Drehbuch bekamen?
Redford: Sie meinen das 31 Seiten kurze Drehbuch? Ich dachte mir, der ist verrückt. Damit meine ich J. C. Chandor, den Autor und Regisseur. Aber dann traf ich ihn, und er sagte, er habe das Buch auf mich hingeschrieben, kann nur mich in der Rolle sehen. Ich frage mich jetzt natürlich, ob er das jedem erzählt hat! Doch die Story hatte was. Die meisten Filme werden heutzutage über Superhelden gemacht, und das ist ja alles gut und schön, aber mich interessiert das nicht. Mich interessieren Geschichten, die in der Realität passieren, mit Menschen, die keine Antwort auf alles haben. Der Mann im Film muss die Gebrauchsanleitung lesen, um den Motor reparieren zu können. Das ist realistisch.

"Krone": Wie gingen Sie als junger Mann mit Ruhm um?
Redford: Er passierte mir über Nacht. Auf einmal wurde ich in der Öffentlichkeit an den Haaren gezogen, angegriffen, angeschrien. Und dann las ich drei Karten: Der erste Schritt ist, dass du wie ein Objekt behandelt wirst. Der zweite, dass du dich wie ein Objekt benimmst. Und der dritte, dass du zum Objekt verkommst. Diese drei Karten bewahrten mich davor. Schmeicheln führte da zu nichts mehr. Denn wenn mir jemand sagte, wie gut ich aussah, dachte ich nur, ja, wirklich?! Und warum hat mir das niemand gesagt, als ich auf der Highschool war? Und damit relativierte sich alles, und der Ruhm stieg mir nicht zu Kopf.

"Krone": Sie sind 77. Was haben Sie über das Leben gelernt?
Redford: Dass Glück eine Momentaufnahme ist. Es kommt und geht. Es ist nicht konstant, außer man nimmt irgendeine Droge, die mir nicht bekannt ist. Das Leben ist eine Serie von Höhen und Tiefen, Momenten der Freude, Momenten der Trauer. Ich mag Glück sehr, wenn ich es erlebe, aber ich erwarte nicht, dass es bleibt.

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