Attentäter gestoppt

Pakistan: Teenie opfert sich für Hunderte Schüler

Ausland
10.01.2014 11:00
Ein Teenager hat in Pakistan einen Selbstmordattentäter aufgehalten, der auf eine Schule mit etwa 2.000 Menschen zusteuerte. Der Schüler hat seinen Mut mit dem Leben bezahlt, nun wird er als Held und Vorbild in dem Land, das unter der Gewalt der Taliban leidet, verehrt (im Bild: sein Bruder mit anderen Trauernden).

Der Selbstmordanschlag vom Montag im Bezirk Hangu im Nordwesten Pakistans war bereits bekannt, doch erst langsam verbreitete sich - über soziale Netzwerke in die Medien - die Geschichte des Aitzaz Hassan Bangash, der sein Leben opferte, um seine Schulkameraden zu retten.

Medienberichten zufolge kam Aitzaz - die Angaben zu seinem Alter schwanken zwischen 14 und 17 Jahren - an diesem Tag zu spät in die Schule und musste zur Strafe die erste Stunde vor dem Schultor verbringen. Gemeinsam mit zwei anderen Schülern habe er einen jungen Mann, 20 bis 25 Jahre alt, beobachtet, so die Polizei. Der sei aufgefallen, weil er zwar die Schuluniform getragen habe, den Schülern aber unbekannt gewesen sei.

Teenager stellte sich gegen Attentäter
Als der Mann nach der Schule gefragt habe unter dem Vorwand, er wolle sich dort anmelden, seien den drei Teenagern Kabel und ein Zünder unter seiner Jacke aufgefallen, berichtet die Polizei. Zwei der Schüler seien daraufhin weggerannt - nicht so Aitzaz. Der große und kräftige Bursche warf laut Augenzeugen mit Steinen nach dem Attentäter und versuchte dann, ihn festzuhalten.

Dabei habe den Angreifer offenbar die Panik gepackt und er habe es geschafft, den Auslöser für die Bombe zu drücken. Sechs Kilo Sprengstoff habe er am Körper getragen, so die Polizei - genug, um Hunderte Schüler mit sich in den Tod zu reißen. Der Mann starb noch an Ort und Stelle, Aitzaz auf dem Weg ins Krankenhaus.

Pakistaner verlangen Ehrung für Aitzaz
Inzwischen hat sich die Terrororganisation Lashkar-e-Jhangvi zu der Tat bekannt, doch mit dem Anschlag dürfte sie das Gegenteil ihrer Ziele erreicht haben. Denn Aitzaz wird in Pakistan nun als Held verehrt, im ganzen Land werden Stimmen nach einer posthumen Ehrung laut. Aitzaz sei ein Vorbild, so laut Medienberichten die Meinung vieler Pakistaner - man müsse gegen den Extremismus kämpfen.

Schließlich wird nicht nur die Provinz Khyber-Pakhtunkhwa, in der Hangu liegt, immer wieder von Anschlägen und Überfällen durch die Taliban und ähnliche extremistische Gruppen erschüttert. Seit 2001 wurden laut des Pakistan Institute for Peace Studies etwa 48.000 Menschen von Terroristen getötet. Dass die Regierung weiterhin versucht, mit den Taliban zu verhandeln, stößt da bei vielen auf Unverständnis.

Vater stolz auf Mut des Sohnes
Ob Aitzaz für seine selbstlose Tat posthum geehrt wird, ist unklar, genau wie die Frage, ob seine Familie eine Entschädigung erhält. Gemeldet habe sich noch kein Vertreter der Regierung bei den Angehörigen, sagte der Direktor der Schule verschiedenen Medien. Dieses Schweigen sei eine Schande. Aitzaz' Vater jedenfalls ist stolz auf den Mut seines Sohnes, wie er der "Express Tribune" sagte. Er wolle nicht um ihn trauern, sondern sein Leben feiern. "Mein Sohn hat seine Mutter zum Weinen gebracht, aber er hat Hunderte von Müttern davor bewahrt, um ihre Kinder zu weinen."

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