Indonesien-Feeling

Java und Bali: Die schönen Inseln des Lächelns

Reisen & Urlaub
27.12.2013 12:06
Zum echten Indonesien-Feeling gehört viel mehr als nur Tempel, Sonne und Meer. Wir haben es während einer Entdeckungsreise auf Java und Bali gefunden und genossen.

Natürlich kann man auch tagelang in Bali am Strand knotzen und dort Sonne, Meer, frischen Fisch, tropische Früchte und exotisches Inselfeeling, vermischt mit dem Ballermann-Rummel Großteils australischer Sun-and-Fun-Sucher, erleben. Da würde man die lange Reise in die indonesische Inselwelt allerdings ziemlich schlecht nutzen. Wie ein Wien-Besucher, der erstmals für ein Wochenende da ist und nur den Stephansdom besichtigt. Wien ist ja viel mehr. Und Indonesien hat auch viel mehr als nur Badeflair.

Vor allem das Indonesien-Feeling, das man gleich nach der Landung wie eine Impfung, die einen von grauen Gestalten und Alltagsstress erlöst, verpasst bekommt. Da wird man sofort von Freundlichkeit eingelullt und von fröhlich lachenden Gesichtern umzingelt. Nein, sie wollen nichts von dir – nur dich, den Gast. Willkommen bei uns, sagen Gestik, Mimik und Worte. Dann bitten sie dich, mit ihnen auf einem Foto zu posieren, so, als wärst du was Besonderes. Vielleicht hängen sie das Bild mit dir später daheim auf, vielleicht haben sie's aber auch nur getan, um dir eine Freude zu machen.

Städte-Moloch Jakarta
Für uns begann das Indonesien-Abenteuer in Jakarta. Einem Städte-Moloch. Zehn Millionen Menschen im Stadtkern, 28 Millionen sind's samt Umgebung. Jakarta liegt im Westen von Java. Die Insel ist nicht einmal zweimal so groß wie Österreich, ist mit 130 Millionen Einwohnern aber einer der am dichtesten besiedelten Landflecken auf dem Globus.

Rasch noch ein bissl mehr Statistik, bevor das Abenteuer beginnt: Indonesien setzt sich aus 17.508 Inseln zusammen und ist damit der weltgrößte Inselstaat. 6.044 davon werden von 240 Millionen Menschen bewohnt, damit ist man die viertbevölkerungsreichste Nation der Welt. Und alle strahlen Freundlichkeit und Geduld aus. Man sieht viele, die – etwa auf Reisfeldern – hart arbeiten, aber da gibt's keine Hektik. Das indonesische Zeitempfinden hat nichts mit Uhrzeigern zu tun. Vielleicht hängt die fröhliche Gelassenheit auch damit zusammen, dass jeder Indonesier, der umgerechnet mehr als 70 Euro besitzt, ein Millionär ist. 15.000 Rupien blättert einer der zahlreich vorhandenen Bankomaten dem Kunden für jeden Euro in die Hand. Dafür kriegt man auf Java recht viel, auf der Touristeninsel Bali etwas weniger.

Überleben und lächeln
1,5 Millionen Rupien beträgt das durchschnittliche Monatseinkommen arbeitender Indonesier. Das sind 100 Euro, und damit kann man hier gerade noch eine kleine Familie ernähren. Viele haben nicht einmal das, weil die Arbeitslosigkeit extrem hoch ist. Aber auch sie überleben – und lächeln. Angesichts der Fülle kleiner Straßenlokale, die frisch Gekochtes anbieten, müssen die Indonesier fast ständig von einem Hungergefühl verfolgt werden. Die Preise gestatten es, dass sich fast jeder den „Gasthausstopp“ leisten und dort kurz mampfen kann.

Feilschen ist fixer Bestandteil jedes Kaufs. Mit etwas Geduld gelangt man dabei mindestens zur Hälfte der ursprünglich genannten Summe, ohne den Verkäufer zu beleidigen. Im Gegenteil – für gekonntes Feilschen erntet man sogar Respekt. Verkauft wird überall alles. Vor allem Handgefertigtes. Masken, Schnitzereien, Blasrohre aus Kalimantan (Borneo), Schmuck, Textiles. Selbst der Coca-Cola-Preis ist meist verhandelbar. Unser Guide, der eigentlich Suyitno Dunggio heißt, sich aber als Kenny vorstellt ("Das merkt ihr euch leichter"), mischt sich da nicht ein. Kaufen und Handeln sind Privatsache. Kenny ist die Sympathie in Person. Er weiß nahezu alles und liefert sein Wissen auch in bestem Deutsch ab. "Ich hab's hier gelernt. In Europa war ich noch nie." Mit Kenny als "Papa" wächst die Reisegruppe bald zur Familie zusammen. Java, wir kommen!

Der Moloch Jakarta, dessen Straßenbild von scheinbarem Verkehrschaos und Legionen in alle Richtungen knatternden Mopeds und Motorrädern geprägt ist, hat auch eine stillere Seite. Das alte Batavia. So nannten die holländischen Kolonialherrscher einst die Stadt. Natürlich haben sie hier sofort – wie daheim – Kanäle gebaut, und einige der alten Häuser, die sich darin spiegeln, könnten auch in Amsterdam stehen.

Kolonialvergangenheit in Batavia
Vielleicht hat Captain Bligh einige davon noch live gesehen. Das ist der Schiffs-Diktator, den die Meuterer von der "Bounty" mit einigen Getreuen bei Tahiti in einem kleinen Beiboot ausgesetzt haben. Danach hat der Engländer in der leckenden Nussschale eine der bemerkenswertesten Seereisen der Geschichte geschafft. Und am Ende Batavia erreicht. Im alten Hafen liegen Hunderte Holzschiffe, alle so gebaut, wie seit ewigen Zeiten, die von den Inseln kommen, hier das laden, was dort gebraucht wird, und dann wieder losfahren. Im Café Batavia begegnet man keiner der knorrigen Seefahrergestalten aus dem alten Hafen. Hier trifft man ganz intensiv auf die Kolonialvergangenheit. Das noble Dekor wirkt beinahe dekadent. Fast alles, was in der großen Welt mit dem Begriff "Star" verbunden ist, hängt hier in Porträtform an der Wand. Von John Steinbeck über James Dean und Lady Di bis zu Barack Obama. "Viele davon waren hier", lächelt der Kellner und serviert dabei erlesene Cocktails.

Raus aus Jakarta, rein ins Flugzeug, und nach einer Stunde in Yogyakarta gelandet. "Tolles Hotel in einem Gebäude aus der Holländerzeit, alle Annehmlichkeiten, spezielles Feeling", hab ich im Notizblock über das "Phoenix Quartier" notiert. Jedes Feeling vergeht, aber wenn ich es damals besonders betont habe, wird es wohl ein ganz spezielles gewesen sein. Viel Zeit, es auszukosten, gab's nicht, denn von nun wurde gereist und besichtigt, was das Zeug hält. Als ersten Knaller hat uns Kenny die mächtige Tempelanlage von Borobodur serviert. Dabei handelt es sich um eine jener gigantischen Schöpfungen aus der menschlichen Vergangenheit, deren Entstehung den modernen Menschen ebenso verblüfft wie etwa jene der Pyramiden – nur Menschenkraft, keine Maschinen. Gestaunt werden darf auch in anderen historischen Stätten. Und davon gibt es viele. Prunkvolle Sultanspaläste, weitere eindrucksvolle Tempel. Und jeder Prunkbau fügt noch mehr zum Indonesien-Feeling hinzu. Es war ja die Geschichte, die die Menschen geprägt hat.

Kunstwerke der Natur
Mächtig beeindruckt hat mich aber auch ein Kunstwerk, das die Natur ganz allein geschaffen hat. Zum Staunen, aber auch zum Schrecken der Indonesier. Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr aktive Vulkane als auf ihren Inseln. Wir dürfen auf einem, dem Bromo, vom Kraterrand aus in den dampfenden Schlund blicken. Nach angenehmer Eisenbahnfahrt in einem modernen Zug (mit Fernseher, in dem heimische Pop-Bands für lautstarke Unterhaltung sorgen) nach Solo City und anschließender Bergfahrt auf einer engen Serpentinenstraße landen wir auf etwa 2.000 Metern Seehöhe in einem Berghotel namens Bromo-Cottages, dessen Zimmer nur über sehr steilen Schrägaufzug erreicht werden können. Hier ist es fast kalt, man zieht alles an, was man für den Tropen-Urlaub mitgebracht hat, und es fröstelt einen am Morgen, wenn man die Jeeps besteigt, trotzdem. Es geht in ein weites Tal, aus dem zwei Vulkane ragen. Einer, der stark rauchende, ist der Bromo – 2.329 Meter hoch.

Mein vierbeiniger Helfer heißt Untung – übersetzt heißt das Glück – ist ein kleines Pferd und erspart mir für eine Zahlung von 7,50 Euro den Hatscher durch den weichen Lava-Sand bis zur Einstiegstelle. Hier beginnen jene 232 Stufen, die 1818 von den Holländern zwecks leichteren Erreichens des Kraterrandes errichtet worden waren. Schnaufend danke ich den Kolonialherren für die Aufsteighilfe, schaue oben kurz in die mächtige Dampfwolke, die der Krater, der 2010 zum letzten Mal Feuer gespuckt hat, ausstößt, dann habe ich genug Fotos geschossen und genügend Schwefeldampf inhaliert und stapfe rasch hinunter. Es war meine erste Begegnung mit einem aktiven Vulkan. Soll man auch erlebt haben

Genuss-Stopp in Kalibaru
Java, Java und noch mehr Java. Kleine Läden, Imbissstände, bunte Reklame, die Dauer-Begleitung der Zweiradfahrer, total überladene Lastwagen, dann und wann ein grünss-Stopp. Wir erleben in Kalibaru eine bunte Muster-Plantage namens Ibu Harni, die eigentlich ein großer botanischer Garten ist. Hier gedeiht alles – vom Kakao über den Kaffee bis zur Erdnuss, von der Muskatnuss über Zimt und Vanille bis zum Baum, aus dem weißer, flüssiger Gummi tropft. Indonesien hat auch Erdöl, der historische Reichtum der Inseln wächst aber hier – es sind die Gewürze, für die man damals in der alten Welt ein Vermögen ausgegeben hat.

Goodbye Java, hello Bali. Der Einzelpassagier zahlt für die einstündige Überfahrt auf einer Fähre 50 Cent. Die meisten Schinakln sind sichtbar vom Rost angefressen. Man denkt: Das Schiff hat es bis jetzt geschafft, warum sollte es gerade heute sinken? Wieder ein indonesisches Abenteuer, und natürlich landen wir sicher auf der bekanntesten Urlaubsinsel des Landes. Bali. Insel der Dämonen und Götter nennt man sie. Weil hier nicht der Islam (wie im übrigen Indonesien meist recht sanft und tolerant praktiziert), sondern wegen früher indischer Einwanderer der Hinduismus die Hauptreligion ist. Empfangen werden wir von einem echten Affentheater. Dutzende wohl wegen permanenter Überernährung gar nicht aggressive Makaken warten am Straßenrand darauf, von uns gefüttert zu werden. Ein junger Mann verkauft aus einem Bauchladen die Utensilien dazu: vergammelte Mini-Bananen und Erdnüsse. Sein Geschäft geht gut, die Bäuche der Affen wachsen, und die Kameras klicken.

Mit einem Lächeln wieder heim
Neben einigen eindrucksvollen Prachttempel-Erlebnissen (Taman Ayun und Tanah Lot) gibt's auf der Fahrt in den Süden auch einen Stopp im Bantubulan Village. Man führt uns in einen kleinen Tempel mit angebauter Bühne. Dort findet eine Tanzvorführung statt. Alle Zuschauer sind Ausländer – touristischer geht es kaum. Trotzdem steige ich am Ende tief beeindruckt in den Bus. Es war eine extrem unterhaltsame Stunde mit Menschen, die uns in bunten Masken mit einer – auf Zetteln – gut erklärten Geschichte in ihre Mystik und Götterwelt eingeweiht haben. Würden sie den Tanz ohne Touristen aufführen, er würde wohl auch nicht anders sein.

Zum Abschluss gibt's nach der Reise durch die beiden Inseln endlich erstmals Strand. Im Süden Balis, in Jimbaran, dürfen wir die Annehmlichkeiten des Keraton Resorts genießen und im Indischen Ozean plantschen. Auch schön und natürlich länger auszuhalten. Aber doch nicht wirklich die Heimat des wahren Indonesien-Feelings – das haben wir unterwegs getroffen. Es hat auf uns abgefärbt. Wir sind ruhiger geworden und fliegen mit einem Lächeln heim.

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