Nach Chodorkowski

Putins Amnestie: Beide Pussy-Riot-Rebellinnen frei

Ausland
23.12.2013 12:54
Wladimir Putin lässt weiterhin Milde walten: Wenige Tage nach der Begnadigung seines Erzfeindes Michail Chodorkowski sind am Montag auch die beiden noch inhaftiert gewesenen Pussy-Riot-Sängerinnen, Maria Alechina (li.) und Nadeschda Tolokonnikowa, enthaftet worden. Im Unterschied zu Chodorkowski gaben sich die beiden Aktivistinnen nach ihrer Freilassung jedoch nicht so zahm.

Alechina war in Nischni Nowgorod rund 450 Kilometer östlich von Moskau im Gefängnis gesessen, die 24-jährige Tolokonnikowa war erst kürzlich in ein Straflager im 4400 Kilometer von Moskau entfernten Krasnojarsk in Ostsibirien verlegt worden.

Alechina: Amnestie ein "PR-Trick"
Alechina, die ihrerseits gar nicht so recht über die nunmehrige Amnestie erfreut war und diese als "PR-Trick" bezeichnete, war nach Angaben ihres Anwalts bereits mit dem Zug unterwegs nach Moskau. Gegenüber dem TV-Sender Doschd erklärte Alechina: "Wenn ich eine Wahl gehabt hätte, die Amnestie abzulehnen, hätte ich das getan." Aus Solidarität, wie das Pussy-Riot-Mitglied betonte. "Aber das Gefängnis hat eine Weisung erhalten, deshalb bin ich hierher gebracht worden."

"Glauben Sie mir, ich habe vor nichts Angst"
Künftig wolle sie sich für die Rechte von Häftlingen und für die Einhaltung von Menschenrechten einsetzen, kündigte die 25-Jährige an. "Glauben Sie mir, ich habe vor nichts mehr Angst."

Tolokonnikowa wiederum rief bei ihrer Freilassung "Russland ohne Putin!" "Russland wurde nach dem Vorbild einer Strafkolonie errichtet", kritisierte sie. Ihr Ehemann Pjotr Wersilow hatte vor dem sibirischen Gefängnis auf die Freilassung seiner Frau gewartet.

"Rowdytum" in Moskauer Kathedrale
Tolokonnikowa war zusammen mit ihren Bandkolleginnen Alechina und Jekaterina Samuzewitsch im August des vergangenen Jahres nach einem Protestkonzert gegen den russischen Präsidenten in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale wegen "Rowdytums" zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Samuzewitsch kam wenige Monate später auf Kaution frei.

Vor Sotschi Zugeständnisse an den Westen
Dass die Frauen nun begnadigt werden, werten Beobachter als Kreml-Zugeständnis an den Westen vor den Olympischen Winterspielen, die am 7. Februar in Sotschi eröffnet werden. Zumal Präsident Putin am Freitag auch seinen Erzfeind Chodorkowski nach mehr als zehn Jahren in Haft mit einem Gnadenakt freigelassen hatte. Der frühere Milliardär reiste nach Berlin aus, wo er bis auf Weiteres bleiben möchte (siehe Story in der Infobox).

Amnestiegesetz betrifft rund 25.000 Menschen
Insgesamt betrifft das Amnestiegesetz rund 25.000 Menschen. 1.300 Personen sollen aus der Haft entlassen und 17.500 Personen, die zu anderen als Freiheitsstrafen verurteilt wurden, begnadigt werden. Rund 6.000 Gerichtsverfahren sollen eingestellt werden.

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