Live in der Arena

Patrice brachte Sonne in den trüben Winter-Alltag

Musik
21.12.2013 09:00
Entgegengesetzt zu den üblichen weihnachtlichen Klängen gab es am Freitagabend noch eine Dosis leichtfüßigen Sommer-Reggae mit sehr viel Soul zu bestaunen. In der Wiener Arena zelebrierte der 34-jährige Patrice seine Fans, seine reichhaltige Diskografie und ein bisschen auch sich selbst.
(Bild: kmm)

Im ersten Moment scheint die Kombination ganz und gar nicht zusammenzupassen. Draußen nieselregnet es im nebelig-trüben Winter, der sich von Minusgraden ummanteln lässt. Drinnen, in der Wiener Arena, scheint die Sonne auf Anschlag zu strahlen, sieht man fröhliche Gesichter, tanzende Körper und spürt diese besonders positive Stimmung, die man nur bei Veranstaltungen am Anfang eines Ferienblocks bemerkt. Die Mischung aus Wochenendbeginn, Ferienbeginn und Patrice lässt die Wiener keinesfalls kalt und die große Halle zu diesem Anlass fast füllen.

Passend wie ein Puzzle
Die ganz großen Zeiten des Kölners liegen schon ein paar Jahre zurück, von qualitativer Schwächung gegenüber früher kann aber keine Rede sein. Patrice ist kein kommerzielles Zugpferd mehr, seiner Kunst scheint das aber wenig anzuhaben. Die Songs seines neuen Albums "The Rising Of The Son" fügen sich perfekt in die gut gemischte Rückschau seiner langen und erfolgreichen Karriere. Vor allem das einleitende "Alive", aber auch "Hippies With Guns" atmen den jugendlich-frischen Spirit seiner alten Stücke und werden vom gut gelaunten Publikum mit Applaus und Gejohle quittiert.

Die Befürchtungen, Patrice wäre ob seines semi-galanten Stils (bis nach oben hin zugeknöpftes Hemd paart sich mit einem verkehrt aufgesetzten Basecap) der jugendliche Elan flöten gegangen, sind unbegründet. Schon mit Song zwei, dem ewigen Klassiker "Everyday Good", hat der 34-Jährige seine Fans dort, wo er sich wohl auch am liebsten selbst verortet. Tanzend, hüpfend, klatschend – Freude und gute Laune verbreitend. Stillstehen als Tabu. "Boxes", der einstige Hit "Another One" und "Every Second" versprühen diese ganz besondere Akustik-Duft-Mixtur aus schwungvollem Reggae, ehrlichem Soul, überraschend eingebautem Hip-Hop und feinster Singer/Songwriter-Kunst, die das Basisrezept von Patrices Songs darstellt und mit denen er sich auch vom eher stiltreueren Mitbewerber Gentleman absetzt.

Gute Laune, gute Stimmung
Bei Patrice klingt alles leichtfüßig und federnd, bekannte Songs wie "Murderer", "Up In My Room" oder das zündende "Sunshine" werden auf mehrminütige Jam-Sessions ausgedehnt und vermitteln a priori eine intensive Club-Atmosphäre. Auf der Bühne tummeln sich Ausnahmekönner en masse. Nicht nur der zwischen Gitarre und reinem Gesang wechselnde Frontmann, auch seine dreiköpfige Band zeigt überdurchschnittliche Leistungen im Instrumentalbereich. Den sommerlichen Reggae peppt Patrice mit nonchalanten Ansagen auf Englisch im Jamaika-Akzent und der beneidenswerten Interaktion, die zwischen ihm und dem Publikum stattfindet, auf.

Das gipfelt schlussendlich in den Höhepunkt "Soul Storm", der von der gesamten Arena gesanglich getragen und in die Länge gezogen wird. Patrice nimmt man die Ausuferungen seiner Kompositionen nicht böse, denn er entfacht in dem fast zweistündigen Konzert imaginäre Bilder vom Surfen, dem Lagerfeuer oder Palmen-bestückten Stränden und verbannt den kalten Winter damit zumindest eine Zeit lang aus den Herzen seiner treuen Anhänger. Nach dem Beginn der Zugabe lässt sich Patrice von einem Security in die Saalmitte tragen, um ein furioses Drum-Solo seiner Bandkollegen gesanglich zu begleiten.

Ein besseres Leben
Durchdringend klingt auch die mit weiblicher Gesangsstimme verstärkte Power-Ballade "Cry Cry Cry", die trotz ihrer gediegeneren Ausrichtung kein Abflauen der Party-Stimmung verursacht. Mit einem mehr als 20-minütigen Medley als großzügige Zugabe entlockt der Wahl-Pariser noch einmal allen die letzten Energie-Reserven und entlässt sie in die rau-kalte Winternacht. So manchem scheint die Sonne aber noch immer nach, denn wenn Patrice außer ausgezeichnet musizieren noch etwas kann, dann ist es das Überbringen froher Botschaften. Der Vollblut-Musiker macht die Welt mit jedem Mal ein bisschen besser – und das kann ja niemand als negativ empfinden.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele