"Kundenfeindlich"

AK übt heftige Kritik an neuen ÖBB-Tarifen

Österreich
20.12.2013 16:12
"Jetzt noch einfacher und bequemer Bahn fahren": Mit diesem Motto bewerben die ÖBB das ab 2014 gültige neue Tarifsystem. Tatsächlich wird es laut dem Unternehmen künftig statt 61 verschiedener Tarife nur mehr 31 geben, der Tarifdschungel also gelichtet. Die Arbeiterkammer begrüßt zwar diesen Umstand, übt jedoch heftige Kritik an der "kundenfeindlichen Informationspolitik" der ÖBB. "Wer ab 1. Jänner per Wochenkarte von Wien nach Linz und zurück will, weiß heute noch nicht, was das kosten wird", sagte AK-Präsident Rudolf Kaske am Freitag.

Die neuen Tarife der ÖBB seien zwar breit beworben worden und brächten auch einige Verbesserungen etwa für Familien, Mindestpensionisten und Menschen mit Behinderungen. Klare Infos, wie viel welche Fahrt im Detail kostet, gebe es aber nur für Einzelbeispiele, meinte Kaske. "Das ist eine kundenfeindliche Informationspolitik. Wer eine neue Preisstruktur einführt, muss auch die einfache und schnelle Info darüber bereitstellen. Ratespiele gehören in die Millionenshow und nicht in die ÖBB-Kundeninformation", so Kaske.

"Wer jetzt schon weiß, wann er im Jänner verreisen will, kann zwar zum Jetzt-Preis buchen. Er erfährt aber nicht, ob eine Buchung im Jänner nach den neuen Tarifen günstiger für ihn wäre. Auch eine kritische Beurteilung aus Sicht des Konsumentenschutzes wird durch diese Geheimniskrämerei ums neue Tarifsystem unmöglich gemacht", erklärte der AK-Chef.

Rückgabe von Tickets nur bei Schaltern möglich
Ebenfalls sauer stößt Kaske auf, dass Hin- und Rückfahrtickets für längere Reisen, also jene, die über Strecken von 100 Kilometern hinaus gehen, künftig statt 30 Tage nur noch zwei Tage gültig bleiben. Die Rückgabe von Tickets noch vor Antritt der Reise kostet statt bisher drei Euro zwar nichts mehr, doch ab dem ersten Gültigkeitstag wird sofort die höhere Rückgabegebühr von mindestens 15 Euro oder 50 Prozent des Ticketpreises fällig.

Noch schwerer wiegt jedoch, dass Fahrkarten an einem Bahnhof mit besetztem Schalter zurückzugeben sind. Und das ist vor allem am Wochenende außerhalb der Zentren fast unmöglich.

ÖVP-Frauen: "ÖBB senden ein familienunfreundliches Signal"
Kritik kam am Freitag auch von der ÖVP. Dorothea Schittenhelm, Chefin der ÖVP-Frauen, bedauerte die Belastung von Mehrkindfamilien als "Weihnachtsgeschenk" der ÖBB, da künftig die Vorteilscard Family die Mitnahme von maximal zwei Kindern erlaubt. Für alle weiteren muss ein Halbpreisticket bezahlt werden. "Die ÖBB sind ein Staatsbetrieb. Wir zahlen rund doppelt so viele Steuern für die ÖBB wie für die gesamte Landesverteidigung. Entgegen einem expliziten Ziel des Regierungsvertrages werden nun Mehrkindfamilien benachteiligt und ein familienunfreundliches Signal gesetzt."

Bahn weist Kritik zurück: "Keine mangelnde Transparenz"
Die ÖBB wiesen die Kritik zurück. Die neuen Preise im Detail seien erst ab 1.1.2014 über alle Vertriebskanäle der ÖBB zu erfahren. Schon zuvor erhalte aber jeder ÖBB-Kunde sowohl online im Ticketshop, bei jeder Personenkassa als auch telefonisch unter 051717 das für ihn passende Ticket angeboten, betonte Unternehmenssprecher Michael Braun. Von mangelnder Transparenz des künftigen Preissystems könne daher keine Rede sein.

Den ÖVP-Frauen entgegnete Braun, dass Kinder bis sechs Jahre ohnehin gratis fahren. Für größere Familien könne ein Gruppentarif, das "Einfach-raus-Ticket" oder die Sparschiene am günstigsten sein.

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