Kinder unter Toten

Syrien: “Fass-Bomben” über Wohngebieten abgeworfen

Ausland
16.12.2013 14:34
Es sind neue Bilder des Schreckens, die am Montag aus dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Syrien um die Welt gehen: Beim Abwurf sogenannter Barrel-Bombs (Fass-Bomben) auf Wohngebiete in der nördlichen Stadt Aleppo wurden am Wochenende Dutzende Menschen getötet. Unter den Opfern der Bombardements sind auch wieder zahlreiche Kinder.

Die einstige syrische Wirtschaftsmetropole Aleppo ist seit einer Rebellenoffensive im Juli vergangenen Jahres so gut wie völlig zerstört. Die Stadt ist in einen regierungstreuen und einen von Rebellen kontrollierten Teil gespalten. Das Aleppo-Medienzentrum, ein Netzwerk von Aktivisten vor Ort, berichtete am Sonntag von "beispiellosen" Angriffen aus Flugzeugen und Hubschraubern. Aus den Helikoptern wurden Fässer mit Sprengstoff abgeworfen, berichtete auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London.

Sprengstoff-Fass explodierte auf belebter Kreuzung
Die Zahl der Todesopfer wurde seit den ersten Meldungen über die Angriffe vom Sonntag bereits mehrmals angehoben - mittlerweile ist von mindestens 83 Toten die Rede. Allein in dem Viertel Al-Haidarija starben nach Angaben des lokalen Revolutionskomitees 35 Menschen, als eine Hubschrauberbesatzung ein mit Sprengstoff gefülltes Fass über einer belebten Straßenkreuzung abwarf. 50 Menschen sollen bei diesem Angriff zudem verletzt worden sein. An der Kreuzung fahren Minibusse ab, die Aleppo mit den Dörfern und Kleinstädten im Norden verbinden.

Bei einem Angriff der Luftwaffe auf eine Schule der Stadt sind nach Angaben von Regimegegnern weitere zehn Menschen getötet worden. Auch hier kam laut dem Medienbüro der Revolutionäre von Aleppo ein mit Sprengstoff beladenes Fass zum Einsatz. Es habe vor der Tajbe-Schule im Stadtviertel Al-Endharat eine Gruppe von Schülern und Lehrern getroffen, die während des Unterrichts das Gebäude verlassen hatten - um sich vor Luftangriffen in Sicherheit zu bringen.

Terrorwaffe "Barrel-Bomb"
Die "Barrel-Bombs" sind wahre Terrorwaffen. Immer wieder greift die syrische Armee auf diese Tötungsmaschinen zurück, berichtete die deutsche Tageszeitung "Die Welt" am Montag. Eine Unterscheidung zwischen Zivilisten und Rebellen gibt es beim Abwurf nicht. Erstmals wurde diese Waffe im August 2012 in der Stadt Homs eingesetzt, einer Hochburg des Widerstands. Seither sind mindestens sechs weitere Einsätze erfolgt: hauptsächlich in Aleppo, aber auch in den anderen Städten, so die Zeitung.

Die Fässer (es können auch Stahlrohre, verschossene Artilleriehülsen, Gasflaschen oder andere zylindrische Behältnisse sein) können mit Sprengstoff, Stahlnägeln oder Öl befüllt werden und entwickeln beim Aufprall eine ungeheure Explosions- und Zerstörungskraft. Sie sind teilweise ausgestattet mit einer einfachen Zündschnur, deren Länge nach der Flugzeit berechnet wird. Der Abwurf erfolgt in der Regel aus Hubschraubern aus großer Höhe.

Beim bislang letzten registrierten Angriff waren Fass-Bomben im März 2013 über einem Wohngebiet abgeworfen worden - als dort Kinder auf der Straße spielten. Mindestens 19 Menschen wurden getötet, Dutzende weitere verletzt.

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