Erschreckend echt

Robo-Anruferin kaum vom Menschen zu unterscheiden

Elektronik
12.12.2013 11:35
Sie nennt sich Samantha West und vermittelt mit heller, freundlicher Stimme in den USA Krankenversicherungen per Telefon. Doch Samantha West ist kein Mensch, sondern ein erschreckend echt wirkender Telefonvermarkter-Roboter, wie "Time"-Journalist Michael Scherer selbst erleben konnte. Den Mitschnitt des beängstigenden Telefonats veröffentlichte er im Internet.

Irgendetwas kam Scherer "faul" vor, wie er selbst schreibt, als ihn besagte Samantha West eines Tages auf seinem Mobiltelefon anrief, um ihm eine Krankenversicherung zu vermitteln. Scherer fragte sie schließlich frei heraus, ob sie eine reale Person oder eine computergesteuerte Roboterstimme sei - was Samantha mit einem Lachen verneinte: "Nein, ich bin eine echte Person."

Doch Scherer blieb stutzig und stellte weitere Fragen: "Welches Gemüse ist in Tomatensuppe?" Oder: "Welcher Wochentag war gestern?" Obgleich sehr gewöhnlich, überforderten diese Fragen Samantha offenbar. Statt zu antworten, verwies Samantha mehrfach auf eine angeblich schlechte Telefonverbindung und betonte, die Frage nicht verstanden zu haben.

Scherer bat daraufhin mehrere seiner Kollegen, die ominöse Telefonvermarkterin zurückzurufen. Abermals gab sich dieselbe freundliche, helle Stimme als Samantha West zu erkennen, stellte exakt diesselben Fragen und lachte sogar auf dieselbe Art und Weise – ohne die geringste Veränderung in der Stimmmodulation, wie mehrere online veröffentlichte Mitschnitte belegen. Für Scherer der Beweis: Samantha West ist kein Mensch.


Nummer besetzt, Website offline
Als sich die Anzahl neugieriger Rückrufer schließlich häufte, stellte der verantwortliche Versicherungsvermittler, ein angeblich in Fort Lauderdale im US-Bundesstaat Florida beheimatetes Unternehmen namens Premier Health Plan, auf stur: Man wisse nicht, ob die genannte Rufnummer einer Samantha West eine firmeneigene sei, so die Antwort eines Mitarbeiters.

Ein anderer betonte, nachdem sich einer der Anrufer als "Time"-Reporter zu erkennen gegeben hatte: "Wir verwenden keine Roboter-Anrufe" – und hängte kurzerhand auf. Inzwischen, so Scherer, ertöne unter der vormaligen Nummer von Samantha West nur noch das Besetztzeichen. Die Website des Versicherungsvermittlers, premierhealthagency.com, sei inzwischen vom Netz genommen worden.

Steckt "Watson" hinter Samantha?
Den endgültigen Beweis dafür, dass Samantha West kein Mensch ist, bleibt Scherer daher vorerst schuldig. Unwahrscheinlich ist das Ganze jedoch nicht: Erst im Sommer hatte der IT-Gigant IBM vermeldet, Technologien seines Supercomputers "Watson" künftig für den Mittelstand zugänglich zu machen.

"Watson" könne nun als Kundenberater eingesetzt werden, zum Beispiel in Hotlines oder zur Unterstützung von Mitarbeitern, erläuterte ein IBM-Sprecher damals. Der Supercomputer, der Sprache verstehen kann, war vor gut zwei Jahren berühmt geworden, als er einen Spitzenspieler in der US-Quizsendung "Jeopardy" bezwang.

Sollte hinter Samantha West die künstliche Intelligenz von "Watson" stecken, wäre dies ein erschreckender Beweis dafür, wie verblüffend menschlich Maschinen inzwischen sein können.

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