Gran Turismo

Lässt Autofahrer-Herzen höherschlagen: “GT 6”

Spiele
10.12.2013 11:52
Der Honda Jazz würde einen im alltäglichen Verkehrschaos sicher ans Ziel bringen. Auf einem Rundkurs im Grenzbereich sieht die Sache jedoch anders aus: In den Kurven schiebt es ihn unweigerlich nach außen und auf den Geraden bleibt trotz der verschärften RS-Version genügend Zeit, den Sportteil der "Krone" durchzublättern. Doch die Aussicht auf einen hochgerüsteten Honda Jazz, der selbst den GTis dieser Welt den Auspuff zeigt, ist zu verlockend. Und dann wäre da noch der Wunsch, endlich den Tesla in die Finger zu bekommen. Für Punsch und Weihnachtstrubel heißt es somit "Bitte warten", denn "Gran Turismo 6" ist da!

15 Jahre gibt es die "Gran Turismo"-Serie nun schon. Dabei ist sie nicht nur eines der Vorzeigeprodukte der jeweiligen PlayStation-Generation. Vielmehr ist sie ein lebendig gewordenes interaktives Hochglanzprospekt der Autoindustrie, das jedes automobile Herz höher schlagen lässt. Das verträgt sich natürlich schlecht mit Bildern von verbeulten, rauchenden und knapp vor dem Exitus stehenden, röchelnden Karossen.

Somit ist auch in "Gran Turismo 6" das Schadensmodell lediglich in zarten Ansätzen vorhanden. Das stört aber nicht weiter, denn in dieser digitalen heilen Welt von PS und Motoren, fernab von den Diskussionen um Tempolimits, Umweltthemen, Radfahrern oder Fußgängerzonen, zählt nur das Fahrzeug selbst. Es ist der Star. Unbestritten.

Gigantischer Fuhrpark
Mit viel Liebe zum Detail wurden die nun über 1.200 (!) Modellversionen sowohl im Innenraum als auch außen in Szene gesetzt. Nicht umsonst fällt wohl wie in keinem anderen Spiel der Zeitlupenfunktion eine so zentrale Rolle zu. In "Gran Turismo 6" glänzen und funkeln die Fahrzeuge noch ein bisschen mehr. Die PS3 bietet hörbar – der Lüfter kommt kaum mit dem Kühlen nach - während ihres langsamen Abgangs noch einmal alles auf, das in ihr steckt. Einige PS4-Starttitel dürfen sich da ruhig verschämt in die nächste Ecke stehlen.

Die noch einmal etwas verbesserte Grafikpracht setzt sich auf den Rennstrecken fort. Über 37 Orte und 100 Strecken laden zum Rasen ein. Zwar wirkt es abseits dieser oft steril und leblos, doch spätestens wenn der KTM X-Bow mit Höchstgeschwindigkeit durch die Landschaft braust, wäre jeder ausgiebige Blick auf die vorbeizischende Umgebung ohnehin nur ein sicherer Weg, den Wagen in den nächsten Acker zu bugsieren.

Aller Anfang ist langsam
Begonnen wird aber wie gewohnt mit dem Sunday Cup und einem Auto, dem erwähnten Honda, welches auf einer Rennstrecke im Allgemeinen so gar nichts verloren hätte. Doch für alle Neueinsteiger macht dieses Tutorial durchaus Sinn. Nicht umsonst geht es beim "Real Driving Simulator" um möglichst realitätsnahes Autofahren. Ein frontgetriebenes Fahrzeug mit wenig Leistung ist da ein guter Einstieg, eine ideale Vorbereitung auf die Hinterrad getriebenen "PS-Monster", die in Kurven gerne das Heck voranstellen. Der Fuhrpark steuert sich nämlich gemäß seiner Antriebsart und Leistung höchst unterschiedlich.

Das Spielprinzip, für die Wenigen, die es noch nicht kennen sollten, ist im Kern gleichgeblieben: Mit Rennerfolgen werden Credits gesammelt und dafür die eigenen Fahrzeuge aufgerüstet oder neue in die Garage gestellt. Die aufkommende Sammelleidenschaft ist dabei ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Für die nötige Abwechslung sorgen nicht nur der Tag- und Nachtwechsel sowie das dynamische Wettermodell, sondern auch diverse Nebenevents, die freigespielt werden dürfen. Dabei geht es nicht immer nur ums Schnellfahren, sondern auch um Effizienz und beispielsweise die Frage, wie weit man mit einem Liter Treibstoff kommt. Antwort: nicht weit. Das mag allerdings auch am nervösen Gasfuß liegen, der partout nicht einsehen mag, warum die Beschleunigung nicht abrupt einsetzen darf.

Übersichtliche Menüführung
Die größte Verbesserung, die "Gran Turismo 6" zu bieten hat, liegt allerdings abseits der Rennstrecken. Nach endlosen 15 Jahren gibt es nun - endlich - eine fast komplett übersichtliche Menüführung. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich durch das gefühlt hundertste Untermenü hangeln musste und darin fast verloren gegangen wäre.

Man könnte nun also meinen, das perfekte Rennspiel vor sich zu haben. Das Haar in der Suppe findet sich jedoch bei dem, was die Boxen verlässt: Nach wie vor klingen die kraftstrotzenden Boliden, als hätte man ihnen gemeinerweise einen Rasenmähermotor in ihr Innerstes verpflanzt. Nun gut, sollte sich das Elektroauto durchsetzen, ist dieses Manko auch aus der Welt. Bis dahin schmerzt das fehlende Brüllen und Fauchen der Motoren allerdings merklich.

Fazit: Man kann Jubiläen entweder im kleinen Kreis feiern oder pompös mit allem, was gut und teuer ist. "Gran Turismo 6" hält nichts von Bescheidenheit, sondern setzt mit einer schier unüberschaubaren Modellzahl und einer Vielzahl an Strecken einen neuen Maßstab. Die altehrwürdige PS3 bekommt also noch ein – wahrscheinliches letztes – Highlight serviert, auf das PS4-Besitzer noch sehr, sehr lange verzichten müssen. Öffi-Fans, Kampfradler und Extrem-Fußgänger mögen ob der im Spiel zelebrierten Liebe zum Automobil verächtlich die Nase rümpfen. Fans der Benzinkutschen wähnen sich hingegen im siebenten Himmel. Im Gesamten ist "Gran Tursimo 6" der bislang beste Teil, aber zur angestrebten Perfektion fehlt nach wie vor ein Stückchen - auch wenn dieses wieder kleiner geworden ist. Somit bleibt bis zum nächsten Teil nur mehr eines zu wünschen: Gute Fahrt!

Plattform: PS3
Publisher: Sony
krone.at-Wertung: 9/10

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