Filmt 40% der Erde

USA basteln an gigantischem Spionage-Satelliten

Web
10.12.2013 12:07
Er soll 40 Prozent der Erdoberfläche gleichzeitig in zoombarem HD-Video filmen können: der Hochleistungs-Satellit Membrane Optical Imager for Real-Time Exploitation (MOIRE), der derzeit für das US-Verteidigungsministerium entwickelt wird. Die Linse soll 20 Meter Durchmesser haben und dank Plastikmembranen leicht und trotzdem leistungsstark sein. Das Projekt ist in der finalen Phase.

Verantwortlich für das Programm ist die Forschungsbehörde DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency), die dem US-Verteidigungsministerium untersteht. Sie hat schon zahlreiche futuristische Konzepte zum Leben erweckt, zum Beispiel Exoskelette und vierbeinige Lastroboter.

MOIRE soll nun eine neue Ära der Überwachung einläuten und die "Glasdecke traditioneller Weltall-Teleskope durchbrechen", so die DARPA in einer Mitteilung. Gelingen soll dies durch den verstärkten Einsatz von leichtem Kunststoff und eine kompakte Bauweise des Satelliten: Nur sechs Meter Durchmesser soll MOIRE haben, wenn er ins Orbit geschossen wird, sich dort aber auf 20 Meter Durchmesser ausfalten. Damit wirkt selbst das berühmte Weltraumteleskop Hubble wie ein Winzling, es hat nur 2,4 Meter Durchmesser.

HD-Videos und gewaltiger Zoom
Die Größe soll MOIRE denn auch zu Großem befähigen: Der Satellit soll etwa 40 Prozent der Erdoberfläche gleichzeitig erfassen können. Er könnte bis auf ein Gebiet von zehn mal zehn Kilometern fokussieren, bei einer Auflösung von einem Meter. Videos sollen mit einem Bild pro Sekunde möglich sein. Das würde den Satelliten zum ultimativen Spionage-Werkzeug machen, obwohl die DARPA betont, er könne auch für Wettervorhersagen und zur Hilfe bei Naturkatastrophen eingesetzt werden.

Noch werden für hochauflösende Bilder aus dem All gewaltige Spiegel benötigt, deren dickes, schweres Glas aber schwer herzustellen und sehr teuer ist. Zudem werden Spiegel für eine noch höhere Auflösung laut DARPA bald zu groß und schwer sein, um sie auf heutigen Raketen ins All zu schicken. Die Kosten-Nutzen-Rechnung ginge nicht mehr auf.

Leicht und leistungsstark
So hat die DARPA Plastikmembranen als Ersatz für Glas entwickelt - sie sind in etwa so dünn wie Klarsichtfolie. Damit kann MOIRE wesentlich größer werden als Satelliten bisher und dennoch leichter: Bei gleicher Auflösung sollen die MOIRE-Membranen nur ein Siebtel eines vergleichbaren Systems mit Spiegeln und Glas wiegen. In die Membranen werden konzentrische Rillen geätzt, die Licht auf einen Sensor lenken, woraus dann ein Bild berechnet wird.

Einen Prototypen gibt es bereits, dieser soll mit einem Satelliten in den Weltraum geschossen werden - wann, hat die DARPA allerdings noch nicht bekannt gegeben. Bei ersten Tests habe sich jedenfalls gezeigt, dass sich die Plastikmembranen für Teleskope im Orbit eignen. Das Projekt, das erst 2010 gestartet worden sei, befinde sich nun in der finalen Phase.

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