Graue Eminenz

Kim-Onkel: Gefeuert, brüskiert – und hingerichtet?

Ausland
09.12.2013 13:37
Schon in der Vorwoche wurde gemunkelt, dass Nordkoreas Diktator Kim Jong Un seinen Onkel Jang Song Taek, die graue Eminenz des Regimes, abgesetzt habe. Nun zeigen Bilder des nordkoreanischen Staatsfernsehens, wie öffentlich das geschehen ist: Kim ließ Jang in einer Sitzung des Politbüros vor aller Augen verhaften (kleines Bild). Laut einem unbestätigten Medienbericht von Montagmittag machte er daraufhin buchstäblich kurzen Prozess: Jang sei am Donnerstag hingerichtet worden, meldete ein Exilradio.

Jang habe sich "konterrevolutionärer" Umtriebe schuldig gemacht, so die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Er sei von seinen Ämtern entbunden worden, genau wie seine Mitarbeiter. Einige von ihnen seien bereits wegen Korruption hingerichtet worden, berichtet der südkoreanische Geheimdienst. Darunter soll jüngsten Informationen zufolge auch Jang selbst sein, wie der von nordkoreanischen Exilanten in Südkorea betriebene Sender Free North Korea Radio meldete. Die Fotos von der Festnahme Jangs seien schon zuvor aufgenommen worden. Belege für die Meldungen gibt es nicht.

Vorwürfe: Drogen, Ausschweifungen, "doppeltes Spiel"
Im Agenturbericht hieß es: "Jang Song Taek und seine Gefolgsleute haben kriminelle Handlungen begangen, die die Vorstellungskraft übersteigen, und sie haben unserer Partei und der Revolution enorme Schäden zugefügt." Jang habe "hinter den Kulissen ein doppeltes Spiel betrieben" und die Führung der Partei zu unterlaufen versucht. Auch ein ausschweifender Lebensstil werde Jang vorgeworfen, so KCNA. Die Rede ist unter anderem von Drogenkonsum, Günstlingswirtschaft und Verschwendung.

Jang habe "unangemessene Beziehungen zu mehreren Frauen unterhalten und sich in den Hinterzimmern von Luxusrestaurants verwöhnen lassen". Kims Onkel sei "dem kapitalistischen Lebensstil verfallen, ideologisch verdorben und faul" und hätte "Devisen in Casinos verzockt, während er auf Kosten der Partei zur medizinischen Behandlung im Ausland war", berichtete die Agentur.

Gerüchte besagen weiters, dass Jang den mächtigen Militärs die Kontrolle über das gewinnträchtige Bergbaugeschäft entzogen und sie damit gegen sich aufgebracht habe. Aber auch Jangs Versuche, Wirtschaftsreformen anzukurbeln und die Beziehungen zu China zu verbessern, könnten sich gerächt haben. Schließlich setze das Ministerium für Staatssicherheit stattdessen auf Militär und Atomprogramm, heißt es.

Graue Eminenz aus Propaganda "getilgt"
Fest steht: Laut KCNA entschied das Politbüro des Zentralkomitees der Partei, Jang zu entlassen. Bei einer Sitzung wurde Jang daher von Uniformierten abgeführt, vor den Augen Kims und zahlreicher Funktionäre.

Jang galt als graue Eminenz in Nordkorea, saß unter anderem als Vizevorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission und als Verhandlungsführer mit dem wichtigsten Verbündeten China an den Schalthebeln der Macht. Als Kim Jong Un nach dem Tod seines Vaters neuer Staatschef wurde, munkelten Beobachter, er stehe unter Jangs Aufsicht. Damit ist es nun wohl vorbei: Jang wurde südkoreanischen Medien zufolge sogar schon aus den Propagandafilmen des nordkoreanischen Staatsfernsehens "getilgt".

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